Lebensräume und Lebensraumtypen in Deutschland
Man findet im World Wide Web eine Vielzahl ausgezeichneter Webseiten über einzelne Tier- und Pflanzengruppen, auf denen fundiertes Wissen über die einzelnen Arten mit noch besseren Fotos präsentiert werden. Im Kontrast dazu ist es viel schwieriger, eine übersichtliche Website zu heimischen Lebensräumen oder Lebensraumtypen zu finden.
Vermutlich liegt es daran, dass kein Lebensraum so eindeutig abzugrenzen ist, wie beispielsweise eine Tierart. Außerdem sind die Betreiber der oben genannten Websites fast alle Privatpersonen oder Vereine und unter diesen gibt es eben wesentlich häufiger "Freunde" einzelner Artengruppen, als bestimmter Lebensräume. Dabei werden im behördlichen Naturschutz durchaus im Rahmen von Biotopkartierungen (Biotop = Lebensraum) oder internationalen Schutzgebietssystemen wie Natura 2000 Lebensraumtypen mit besonderer Schutzwürdigkeit abgegrenzt.
Diese Website soll die Lücke schließen und ein Spektrum heimischer Lebensräume - und was diese auszeichnet - präsentieren. Nach jeder Beschreibung findet sich eine Liste von heimischen Arten, die in diesen Lebensräumen angetroffen werden können.
Wieviele Lebensräume unterscheidet man in Deutschland?
Um es gleich vorweg zu sagen: diese Frage ist nicht zu beantworten. Man könnte sagen, dass es nur drei unterschiedliche Lebensräume gibt: Wasser, Land und Luft. Das ist nicht falsch aber den meisten zu ungenau, denn sie möchten innerhalb der Landlebensräume z.B. zwischen Wäldern, Grünland, Felsen und weiteren Typen unterscheiden. Eine dritte Person sagt, das auch eine Kategorie "Wald" noch zu ungenau ist, denn es leuchtet jedem ein, dass ein Fichten-Tannen-Wald in den Alpen etwas anderes ist, als ein Buchenwald in den Mittelgebirgen. Einem Vegetationskundler (Pflanzensoziologe) ist auch das noch zu ungenau, denn er bemerkt zu recht, dass in einem Buchenwald auf basischem Untergrund ganz andere Pflanzen in der Krautschicht wachsen, als in einem Buchenwald auf saurem Ausgangsgestein: wenn Sie in einem Buchenwald Heidelbeeren gesammelt haben, war dies sicher auf saurem Untergrund, wenn Sie Waldmeister für eine Maibowle gesucht haben, war dies ziemlich sicher auf basischem Untergrund etc. pp. Die Unterscheidungen auf dieser Website stoppen in etwa auf diesem Niveau, denn man kann dies unbegrenzt weiterführen.
Hat man erst einmal zwei Buchenwaldtypen - um beim obigen Beispiel zu bleiben - festgelegt und beschrieben, stellt man fest, dass vermutlich nicht einmal 5% der Buchenwälder genau der Beschreibung entsprechen, sondern über 95% "irgendwie" zwischen beiden Ausprägungen liegen. Mal mehr in die eine Richtung, mal mehr in die andere. Dies ist bei den hier zu lesenden Beschreibungen zur Ausprägung und typischen Tier- und Pflanzenarten immer im Hinterkopf zu behalten. Die Natur ist vielfältig und jeder Standort ist aufgrund der örtlichen Faktoren einzigartig.
Standortfaktoren
Welchen Lebensraum man an welchem Standort findet, ist nicht durch den Zufall bestimmt. Vielmehr treten bei gleichen Wachstumsbedingungen oft die selben Pflanzenarten in ähnlichen Dichten auf - das Beispiel mit den Buchenwäldern zeigt dies. Auch wenn nie alle relevanten Faktoren bestimmt werden können, sollen die wesentlichsten kurz aufgeführt werden: Das Großklima, also Niederschlag, Durchschnittstemperaturen, Sonnenschein etc. entscheidet über die Artenzusammensetzung. Also ob ein Lebensraum beispielsweise im Norden an den vom Meer geprägten Küsten liegt oder im meeresfernen Süden oder Südosten Deutschlands. Alleine aufgrund der Höhenlage sind die Wachstumsbedingungen unterschiedlich; pro 100 Höhenmeter sinkt die Durchschnittstemperatur um 0,5 - 1 Grad Celsius. Das Kleinklima, also beispielsweise ob es sich um ein schattiges Tal oder einen sonnenexponierten Hang handelt, kann diese Faktoren mitunter überlagern. Ein wesentlicher Faktor ist auch die Bodenbeschaffenheit: wie tiefgründig ist der Boden und führt die Verwitterung des Gesteins eher zu saueren oder zu basischen Gegebenheiten. Nicht zuletzt ist die Nutzungsgeschichte wichtig. Vor allem viele Grünlandlebensräume sind durch Nutzung des Menschen bzw. seiner Haustiere (Rinder, Schafe, ...) entstanden und können auch nur so erhalten bleiben.
Aktuell auf dieser Website aufgenommene Lebensräume
Lebensräume an der Küste und salztolerante Vegetation
Quellerwatt
Überlebensspezialist auf salzigen Schlickböden der Küsten - der Queller
Salzstellen im Binnenland
Seltene, salzige Orte im Binnenland
Salzwiesen an Nord- und Ostsee
5Salzige Wiesen im Einflussbereich von Ebbe und Flut
Schlickgraswiesen am Meer
Eine grüne Wiese im salzigen Wattenmeer
Spülsäume am Meer
Lebensraum am Ufer von Nord- und Ostsee
Überspülte Sandbänke
Untiefen in Nord- und Ostsee als Lebensraum für Tiere und Pflanzen
Vegetationsfreies Schlick-, Sand- und Mischwatt
Naturparadiese zwischen Halligen und Inseln an der Meeresküste
Lebensräume in Siedlungen oder Siedlungsnähe
Artenreiche Äcker
Wertvolle, seltene stark gefährdete Kulturbiotope in der Agrarlandschaft
Bauerngärten
Ort der Entspannung und Spender wertvoller Lebensmittel
Bauernhäuser
Häuser als Lebensraum für Mensch und Natur
Natürlicher artenreicher Heckenzug
Linienförmige Lebensadern in der Agrarlandschaft
Ökologisch bewirtschafteter Weinberg
Wärmeinseln und altes Kulturland
Ruderalflächen / Kulturbrachen
Der unbeachtete Kleinbiotop in Städten und Dörfern
Saubermann-Garten
Sterile Vorgärten in Dorf und Stadt
Steinmauern
Felsstandorte aus Menschenhand
Streuobstwiesen
Wertvoller Lebensraum und Obstlieferant zugleich
Dünen an der Küste und im Binnenland
Bewaldete Küstendünen
Wälder auf sandigem Untergrund an Nord- und Ostsee
Binnendünen mit Heiden
Heidelandschaften auf prähistorischem Untergrund
Binnendünen mit Magerrasen
Reliktlebensräume aus der Eiszeit: Binnendünen mit Silbergras
Dünen mit Kriech-Weide
Flache Weidengebüsche auf Dünen der Küsten
Dünen mit Sanddorn
Küstenlebensraum eines Vitamin C - Spenders
Graudünen an Nord- und Ostsee
Graswiesen auf sandigen grauen Dünenhügeln von Nord- und Ostsee
Küstendünen mit Besenheide
Heidelandschaften auf alten Dünen
Küstendünen mit Krähenbeere
Steppenlandschaften an den Meersküsten Deutschlands
Primärdünen
Die Vorstufe der weißen Dünen von Nord- und Ostsee
Sandheiden mit Krähenbeere auf Binnendünen
Heiden im Binnenland mit Besenheide und Krähenbeere
Weißdünen an Nord- und Ostsee
Dünenlandschaften an Nord- und Ostsee
Süßwasserlebensräume
Alpine Bäche
6Kalte Bäche an Felshängen und auf Almen der Alpen
Alpine Flüsse
4Schotterreiche Wildflüsse, die ihren Verlauf nach Hochwässern regelmäßig ändern
Alpine Seen
5Glasklare Seen vor beeindruckendem Panorama - Alpine Seen
Altarme
Natürlicherweise nährsoffreiche Gewässer mit Unterwasser- und Schwimmblattvegetation
Fließgewässer mit üppiger Wasservegetation
Grüne Wasserpflanzenteppiche im Spiel der Strömung
Huminsäurereiche Seen und Teiche
Nährstoffarme braune klare Moorseen und -Teiche
Kalktuffquellen
Wundersame Kaskaden aus Kalktuff und Moos
Maare
Runde Seen in ehemaligen Vulkankratern
Mittelgebirgsbäche
Klare Bäche in den Mittelgebirgen
Mittelgebirgsflüsse
Flüsse der Mittelgebirge, die vielerorts durch den Menschen in ein enges Korsett gedrängt wurden
Nährstoffarme Seen mit Armleuchteralgen
Klare Seen mit seltener Unterwasserflora
Quellen
Sehr kleine und empfindliche Ökosysteme
Röhrichte
Natürliche Monokulturen zwischen Land und Wasser
Schlammige Flussufer mit Pioniervegetation
Kurzlebige Lebensräume am Ufer von Strömen und großen Flüssen
Schotterbänke alpiner Flüsse mit Deutscher Tamariske
5Die Deutsche Tamariske prägt einen der seltensten Lebensräume in Deutschland
Schotterbänke alpiner Flüsse mit Ufergehölzen der Lavendelweide
5Weidendickicht an Wildflüssen der Alpen
Strandlings-Gesellschaften an nährstoff- und basenarmen Stillgewässern
Kurzlebige Pflanzengesellschaften am Rande von Stillgewässern
Ströme
Die großen Wasserstraßen Deutschlands
Temporär wasserführende Karstseen und -tümpel
Sehr kurzlebige Süßwasserlebensräume
Tieflandbäche
Bäche mit geringer Strömung und feinem Sediment
Tieflandflüsse
Feinsedimentreiche Flüsse im Tiefland
Tümpel
Der kleine Feuchtbiotop als Lebensraum für Frösche und Libellen
Wasserführende Wiesengräben
Ein Rückzugsgebiet von Tieren und Pflanzen in der Agrarlandschaft
Heide- und Buschvegetation
Alpine Heiden
4Heiden in hohen Lagen der deutschen Alpengebiete
Felsenkirschen-Gebüsche
Niedrige Sträucher in sehr wärmebegünstigter Lage
Feuchte Heiden mit Glockenheide
Blühende Zwergsträucher in feucht-nassen Lagen
Gebüsche aus Latschenkiefer und Alpenrose
Latschenkiefern und Alpenrosen oberhalb der Baumgrenze
Trockene Heiden
Heidelandschaften auf kargen und sauren Böden
Hartlaubgebüsche
Buchsbaum-Gebüsche trockenwarmer Standorte
Submediterraner Lebensraum an wenigen Stellen in Deutschland
Wacholderheiden
Wacholderheiden als Relikt traditioneller Weidenutzung
Natürliches oder naturnahes Grasland
Alpines Grasland auf saurem Gestein
Kurzwüchsige Rasen auf saurem Gestein in den Alpen
Alpines und subalpines Grasland auf basischem Gestein
5Blütenreicher Rasen in den Gipfelregionen der Alpen
Berg-Mähwiesen
Bunte Blumenwiesen in hohen Lagen der Mittelgebirge und Alpen
Borstgrasrasen
2Ebenso karge, wie artenreiche Viehweiden der Mittelgebirge
Extensive Feuchtwiese
Blumenmeer auf extensiven, nassen Wiesen
Feuchte Hochstaudenfluren an Gewässerufern und Waldrändern
Ein buntes Blütenmeer entlang von Flüssen und Waldrändern
Kalk-Pionierrasen
Bunte Pioniervegetation auf Felsen und Rohböden
Magere Flachland-Mähwiesen
Blütenreiche Mähwiesen im Flachland
Magerrasen auf basischem Untergrund
Orchideenvielfalt in wärmebegünstigten Lagen von Kalkgebieten
Pfeifengraswiesen
Arten- und blütenreiche Wiesen auf feuchtem Untergrund
Schwermetallrasen
Relikte alter Erzabbaustellen, die von der Natur erobert werden
Steppenrasen
Steppenlebensräume an wärmebegünstigten Standorten in Deutschland
Stromtalwiesen
Seltene artenreiche Auenwiesen entlang der großen Ströme
Trockene, kalkreiche Sandrasen
Bunte Naturwiesen aus kalkreichem Sand
Wärmebegünstigte Säume und Waldmäntel
Trockene und sonnenexponierte Extremstandorte
Hoch- und Niedermoore
Großseggenried
Ein saurer und sehr nasser Lebensraum
Kalkreiche Niedermoore
Artenreiche bunte Sümpfe auf Kalk mit Seggen und Wollgras
Naturnahe Hochmoore
Selten und empfindlich - lebende Hochmoore in Deutschland
Noch renaturierungsfähige Hochmoore
Hochmoore auf ihrem langen Weg zu besseren Bedingungen
Saure Kleinseggen-Niedermoore und Waldbinsensümpfe
Sumpfige Stellen mit Sauergräsern
Torfmoor-Schlenken
Regenerationsstadien in Hochmooren
Übergangs- und Schwingrasenmoore
Schwingende Zwischenstadien zwischen Hoch- und Flachmoor
Felsige Lebensräume und Höhlen
Gletscher
Eiskalte, lebensfeindliche Lebensräume als Verlierer des Klimawandels
Höhlen
Ein Ort ewiger Dunkelheit, als Lebensraum für seltene Tiere
Kalkfelsen mit Felsspaltenvegetation
Kalkhaltige Steilwände als Lebensraum für Spezialisten
Kalkschschutthalden der Alpen
Lockere Schotterfelder der deutschen Kalkalpen mit bunter Blütenpracht
Kalkschutthalden der Mittelgebirge
Kalkreiche Schotterhänge in den Mittelgebirgen
Pionierrasen auf Silikatfelskuppen
Warme und exponierte Extremstandorte
Silikatfelsen mit Felsspaltenvegetation
Saure Felsen als spezieller Lebensraum für angepasste Arten
Silikatschutthalden der Alpen
Saure Schotterhalden in den Alpen
Silikatschutthalden der Mittelgebirge
Warme Extremstandorte in den Mittelgebirgen
Wälder
Alpiner Lärchen- und Arvenwald
5Uriger Märchenwald in steilen Lagen der Alpen
Buchen-Eichenwälder mit Stechpalme
Atlantisch geprägte Buchenwälder mit Stechpalmen und Eiben
Eichenwälder der Sandebenen
5Wälder mit alten Eichen auf Sandböden des Flachlands
Fichtenforst
Artenarme Waldwüsten an untypischen Standorten
Fichtenwälder der hohen Mittelgebirge und Alpen
Alte Fichten trotzen in den hohen Lagen Wind und Schnee
Hainsimsen-Buchenwald
Schon zu Zeiten der Germanen einer der häufigsten Waldtypen unserer Mittelgebirge
Hainsternmieren-Erlen-Auwälder
Der Wald im Hochwasserbereich von Bächen und Flüssen
Hartholzauewälder
Baumriesen und Lianen in artenreichen Auwäldern
Labkraut-Eichen-Hainbuchenwald
Der artenreiche Mischwald an wärmebegünstigten Standorten
Moorwälder
Wälder auf Hochmoor- und ÜbergangsmoorStandorten
Niederwälder
Kultur-Wald, der durch traditionelle Brennholzgewinnung entstanden ist
Orchideen-Buchenwald
Blühende Orchideen (Rotes Waldvögelein) im Schutz von alten Buchen
Schlucht- und Hang-Blockschuttwälder
Kühle und feuchte Wälder in Schluchten und auf Blockschutthängen der Mittelgebirge
Schneeheide-Kiefernwald
Artenreiche Kiefernwälder auf basischen Schottern
Steppen-Kiefernwälder
Steppen-Kiefernwälder an ihrer westlichen Verbreitungsgrenze
Sternmieren-Eichen-Hainbuchenwald
Blütenmeer im Frühjahr und Kinderstube beeindruckender Käferarten
Trockenwarme Traubeneichenwälder
Alte knorrige Eichen in warmen Lagen
Waldmeister-Buchenwald
Geophytenreiche Buchenwälder, die auf basischen Böden wachsen
Weiden Auwälder
Die Weichholzaue am Unterlauf der Flüsse