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Natürliche, zeitweilig austrocknende Stillgewässer in Kalkgebieten (Karstseen)
In Karstgebieten, Regionen mit kalkhaltigem Gestein, bilden sich durch Auswaschungsvorgänge unterirdische Spalten und Höhlen aus. Manche Seen in diese Gebieten haben stark schwankende Wasserspiegel und - begünstigt durch den teilweise starken Ablauf - können leicht austrocknen. Das ist sehr extrem für die Tier- und Pflanzenwelt, denn es handelt sich zeitweilig sowohl um einen Wasserlebensraum, als auch um einen Landlebensraum.
Auf die speziellen Bedingungen sind dennoch z.B. einige Tierarten spezialisiert. Es gibt z.B. die "Urkrebse" Tanymastix lacunae oder Branchipus stagnalis welche in den Seen leben und sich vermehren. Ihre Eier sind vor Austrocknung geschützt und überdauern auch mehrjährige Austrocknungen. Sobald sich ein See aber dann wieder mit Wasser füllt, schlüpfen die Krebse und ihr schneller Lebenszyklus (u.U. nur 1 Woche bis zur sexuellen Reife) reicht aus, dass sie wieder Eier legen, bevor es erneut zu einer Austrocknung kommt.
Karstseen führen nicht jedes Jahr Wasser, das obige Foto ist daher ein Zusammenschnitt aus mehreren Jahren.
Verbreitung
Karstseen kommen regelmäßig in des Karstgebieten Westirlands und vereinzelt in Nordirland vor. In Deutschland sind temporäre Karstseen hingegen ausgesprochen seltene Einzelerscheinungen. Die wenigen Vorkommen liegen u. a. in den verkarsteten Gebieten am südlichen Harzrand (in Niedersachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt) und in den Kalkalpen. Das Foto zeigt die "Seegrube" bei Roßdorf in Thüringen im Frühjahr in unterschiedlichen Jahren.
Natura 2000 Lebensraumtyp
Dieser Biotoptyp ist ein europaweit besonders geschützter Lebensraum! Natura 2000 - Code: 3180
"Karstseen (Turloughs)" sind ein eigenständiger Lebensraumtyp, der auf Anhang I der FFH-Richtlinie gelistet ist.
Manche dieser Gewässer treten episodisch in Abständen von mehreren Jahren auf.
© Verbreitungskarte. Quelle: BfN/BMUB 2019: Nationaler Bericht Deutschlands nach Art. 17 FFH-Richtlinie; basierend auf Daten der Länder und des Bundes. Datengrundlage: Verbreitungsdaten der Bundesländer und des BfN.
Gefährdung
Hauptgefährdungsursachen dieser nur zeitweilig wassergefüllten Seen sind Veränderungen des Grund- und Karstwasserspiegels sowie Nährstoff- und Schadstoffeinträge. Bei kleinen Gewässern (z. B. Erdfälle) kann auch Verfüllung eine wichtige Gefährdungsursache darstellen.
Für den Lebensraumtyp ist keine Pflege erforderlich. Es gilt Nähr- und Schadstoffeinträge weitgehend zu verhindern bzw. zu vermindern und den natürlichen Wasserhaushalt zu erhalten (z. B. keine Wasserentnahme im Einzugsgebiet). Das Wasser kann natürlicherweise auch über mehrere Jahre ausbleiben, so dass Schutz auch in der Trockenphase erforderlich ist.
Libellen in diesem Lebensraum
Wanzen in diesem Lebensraum
Referenzlisten:
Schnellzugriff
Referenzlisten
Bezüge zu anderen Listen: | |
Ellenberg & Leuschner (2010) | – |
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Finck et al. (2017) | – |
EUNIS 2021/22 | – |
EuroVeg-Checklist | – |
Delarze et al. (2015) | – |
Natura 2000 | 3180* |
Häufigkeit | sehr selten |