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Ufer praealpiner Seen mit Strandschmielenrasen und Bodenseevergissmeinicht

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Ufer praealpiner Seen mit Strandschmielenrasen und Bodenseevergissmeinicht

An flachen, noch halbwegs naturnahen Ufern des Bodensees und wenigen anderen Seen, kann sich eine spezielle Pflanzengesellschaft ausbilden. Es handelt sich um den wassernahen Bereich, welcher gelegentlich auch mal unter der Wasseroberfläche liegt und vor allem dann auftritt, wenn das Wasser sich bei Trockenheit im Sommer zurückzieht und die Rohbodenflächen freifallen. Also Pflanzengesellschaften, die optimal an die natürlichen Schwankungen des Sees angepasst sind.

Die Gesellschaften zeichen sich durch niedrigen Wuchs und die Bildung von Ausläufern aus. Dadurch können sie sich auch ohne Blütenbestäubung und Samenreife auszubreiten bzw. vermehren; wichtig, wenn der Wasserstand mal plötzlich unvorhersehbar steigen kann. Der Lebensraum erinnert an Schlammfluren, wie sie am Rande großer Fließgewässer auftreten können, jedoch findet man dort - bei nährstoffreicheren Bedingungen - andere Arten.

Eine wirkliche Besonderheit ist das auf dem Foto zu sehende Bodensee-Vergissmeinnicht (Myosotis rhesteineri). Es ist ein sogenannter Endemit, d.h. kommt weltweit (fast) nur noch an diesem Standort vor.

Besonders charakteristisch sind zudem die Arten Strand-Schmiele (Deschamsia rhenana), Strandling (Littorella uniflora) und Ufer-Hahnenfuß (Ranunculus reptans).

Verbreitung

Dieser Biotoptyp ist in Deutschland sehr selten. Das hängt generell damit zusammen, dass vor allem Stillgewässer am Ufer oft durch den Menschen verbaut wurden, hohe Nährstoffkonzentrationen aufweisen und Wasserstandschwankungen kaum noch auftreten. Der Bodensse hat darüber hinaus ein sehr spezielles Wasserstandsprofil, da er im Einfluss der dealpinen Flüsse mit später Schneeschmelze steht. Auch an seinem Ufer findet man oben genanten Biotoptyp bei weitem nicht überall!

Natura 2000 Lebensraumtyp

Verbreitung

Dieser Biotoptyp ist ein europaweit besonders geschützter Lebensraum! Natura 2000 - Code: 3130

"Ufer dealpiner Seen mit Strandschmielenrasen und Bodenseevergissmeinicht" sind als Lebensraumtyp 3130 von Anhang I der FFH-Richtlinie zu kartieren. Der Lebensraumtyp umfasst jedoch weitere Biotoptypen, welche ebenfalls an Ufern nährstoffarmer Gewässer vorkommen und zwar auch außerhalb des Alpenraumes. Die Verbreitungskarte zeigt also eine deutlich größere Verbreitung an; diesen Biotoptyp gibt es nur an wenigen Orten im Voralpenraum.

© Verbreitungskarte. Quelle: BfN/BMUB 2019: Nationaler Bericht Deutschlands nach Art. 17 FFH-Richtlinie; basierend auf Daten der Länder und des Bundes. Datengrundlage: Verbreitungsdaten der Bundesländer und des BfN.


Gefährdung

Alles was geeignet ist, Nährstoffe in das System einzutragen, wirkt sich negativ auf diesen Lebensraum aus. Darüber hinaus die allgemein für Gewässer(ufer) gültigen Aussagen, dass Verbauungen oder Eingriffe in den Wasserhaushalt sich negativ auswirken.

Unser Kommentar

Es muss betont werden, wie besonders dieser Lebensraum ist. Deutschland trägt die Hauptverantwortung für den Erhalt dieses Lebensraumes und den besonderen Arten!

Libellen in diesem Lebensraum

Typische Arten

Blaue Federlibelle
(Platycnemis pennipes)

6Eine Kleinlibelle mit charakteristischen Beinschienen

Blutrote Heidelibelle
(Sympetrum sanguineum)

Knallrote Libelle an Tümpeln und Seen

Gemeine Winterlibelle
(Sympecma fusca)

Überwinterer in der heimischen Libellenfauna

Großer Blaupfeil
(Orthetrum cancellatum)

Die häufigste Blaupfeilart an großen Seen und Teichen

Sumpf-Heidelibelle
(Sympetrum depressiusculum)

Eine Heidelibelle an sumpfig-moorigen Gewässern

Vierfleck
(Libellula quadrimaculata)

Die Großlibelle mit den namensgebenden Flügelflecken



Weitere Arten

Feuerlibelle
(Crocothemis erythraea)

Eine feurigrote Libelle aus südlichen Regionen

Frühe Adonislibelle
(Pyrrhosoma nymphula)

Feuerrote Kleinlibelle am Gartenteich

Gefleckte Heidelibelle
(Sympetrum flaveolum)

Eine rote Libelle mit markantem Fleck an der Flügelbasis

Gemeine Heidelibelle
(Sympetrum vulgatum)

Eine verbeitete Heidelibelle an Teichen und Tümpeln mit Pflanzen am Ufer

Große Heidelibelle
(Sympetrum striolatum)

Die größte Heidelibelle in Deutschland

Kleine Zangenlibelle
(Onychgomphus forcipatus)

Gelbliche Libelle mit auffälligem Hinterleibsende

Östlicher Blaupfeil
(Orthetrum albistylum)

Südliche Großlibelle mit Ausbreitungstendenzen

Plattbauch
(Libellula depressa)

Eine auffällige blaue Großlibelle mit plattem Bauch

Sibirische Winterlibelle
(Sympecma paedisca)

Seltene Schwesternart mit für Libellen ungewöhnlichem Lebenszyklus

Spitzenfleck
(Libellula fulva)

6Eine charakteristische, aber seltene Libelle der Flussauen

Südliche Heidelibelle
(Sympetrum meridionale)

Wärmeliebende rote Großlibelle

Südlicher Blaupfeil
(Orthetrum brunneum)

Eine wärmeliebende Libelle mit hellblauer Bereifung

Westliche Keiljungfer
(Gomphus pulchellus)

Eine gelbliche Großlibelle an sandigen Seeufern


Amphibien & Reptilien in diesem Lebensraum

Süßwasserfische in diesem Lebensraum

Säugetiere in diesem Lebensraum

Wanzen in diesem Lebensraum

Referenzlisten:

Natura2000: Richtlinie 92/43/EWG des Rates vom 21. Mai 1992 zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie der wildlebenden Tiere und Pflanzen

EUNIS 2021/22: European Nature Information System (EUNIS; deutsch Europäisches Naturinformationssystem). EUNIS marine habitat classification (Updated version March 2022), EUNIS terrestrial classification (Updated 2021)

EuroVegChecklist: Bergmeier E. (2020) & Mucina et al. (2016)

Bergmeier E. (2020): Die Vegetation Deutschlands – eine vergleichende Übersicht der Klassen, Ordnungen und Verbände auf Grundlage der EuroVegChecklist. Tuexenia 40: 19–32.

Mucina L., H. Bültmann, K. Dierßen, J.-P. Theurillat, T. Raus, A. C arni, K. Š umberová, W. Willner, J. Dengler, R. Gavilán García, M. Chytrý, M. Hájek, R. Di Pietro, D. Iakushenko, J. Pallas, F.J.A. Daniëls, E. Bergmeier, A. Santos Guerra, N. Ermakov, M. Valachovic , J.H.J. Schaminée, T. Lysenko, Y.P. Didukh, S. Pignatti, J.S. Rodwell, J. Capelo, H.E. Weber, A. Solomeshch, P. Dimopoulos, C. Aguiar, S.M. Hennekens & L. Tichý (2016): Vegetation of Europe: hierarchical floristic classification system of vascular plant, bryophyte, lichen, and algal communities. Applied Vegetation Science, Vol. 19, Supplement 1: 1-264.

Ellenberg, H. & Leuschner, C. (2010): Vegetation Mitteleuropas mit den Alpen, 6. Aufl., Stuttgart: 1357 S.

Delarze R., Gonseth Y., Eggenberg S., Vust M. (2015): Lebensräume der Schweiz. Ökologie - Gefährdung - Kennarten. 3. Auflage 2015. 456 Seiten.

Finck, P., Heinze, S., Raths, U., Riecken, U., Ssymank, A. (2017): Rote Liste der gefährdeten Biotoptypen Deutschlands – dritte fortgeschriebene Fassung 2017. Naturschutz und Biologische Vielfalt 156, 460 S.

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Referenzlisten

Bezüge zu anderen Listen:
Ellenberg & Leuschner (2010) 1.4.1.4
Finck et al. (2017) 24.08
EUNIS 2021/22
EuroVeg-Checklist 12OB01C
Delarze et al. (2015)
Natura 2000 3130
Häufigkeit mittel

Höhenverbreitung


Online: https://www.deutschlands-natur.de/lebensraeume/suesswasser/oligo-bis-mesotrophe-stehende-gewaesser-mit-vegetation-der-littorelletea-uniflorae/
Datum: 04.10.2024
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