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Küsten- und Binnendünen mit Krähenbeerheiden (Braundünen)
Die Krähenbeere (Empetrum nigrum, Foto) ist ein auffälliges Heidekrautgewächs, und gibt diesem Biotoptyp aufgrund seines flächenhaften Auftretens seinen Namen.
Die Krähenbeere wächst auf bereits stabilsierten Dünen der Nord- und Ostseeküsten, welche natürlicherweise waldfrei sind und zudem vergleichsweise windexponiert, gerne auch etwas im schattigen Bereich der Dünen. Vereinzelte Vorkommen dieses Lebensraumes finden sich auch in der Geest - das ist ein höher gelegener Küstenabschnitt, dessen Sande im Zuge der Eiszeiten abgelagert wurden. Der sandige Untergrund ist in beiden Fällen sauer und auch die Bodenbildung (Bildung von Humus) hat deutlich eingesetzt. Die Blüten der Krähenbeere sind weniger auffällig, als die der Bekannten "Heidekrautarten" und auch die dunklen Beeren sieht man erst auf dem zweiten Blick.
Küstendünen mit Krähenbeere sind oft verzahnt mit anderen ähnlichen Lebensräuen, z.B. Küstendünen mit Heidekraut, Graudünen oder angrenzenden an Weißdünen. Auf Küstendünen mit Krähenbeeren kann teilweise noch leicht Sand angeweht werden - etwas, mit dem die Krähenbeere gut zurecht kommt, da sie etagenförmig nach Oben wächst. Durch natürliche Sukzession entwickeln sich die Krähenbeeren-Heiden weiter über Gebüsch- und Vorwaldstadien zu Dünenwald. Gleichzeitig werden jüngere Dünenbereiche von Zwergsträuchern neu besiedelt.
Auch im Binnenland, auf sandigen Flugsandböden, können sich Heiden ausbilden, welche durch die Krähenbeere (Empetrum nigrum) und oft Besenheide geprägt werden. Beide Pflanzenarten zeigen an, dass es sich um saure Standorte handelt.
Neben der Dominanz der Krähenbeere, treten weitere typische Pflanzenarten in diesem Lebensraum. So sind beispielsweise der Sand-Segge (Carex arenaria), Tüpfelfarn (Polypodium vulgare), Echter Ehrenpreis (Veronica officinalis), Gewöhnliches Ferkelkraut (Hypochoeris radicata), Doldiges Habichtskraut (Hieracium umbellatum) oder vereinzelt Kriechweide (Salix repens). An Stellen zwischen den Krähenbeeren, wo der Boden etwas freiliegt können die gräulichen Flechten aus der Pflanzengattung Cladonia wachsen (siehe Foto ganz vorne).
Besonders typische Tierarten welche nur dort vorkommen, kann man für Dünen mit Krähenbeere nicht nennen. Man findet allgemein die Arten der Küste und Dünenbereiche.
Bildergalerie von typischen Pflanzenarten in diesem Lebensraum
Verbreitung
Krähenbeerheiden auf Küstendünen haben ihren Schwerpunkt an der Nordsee auf den Geestinseln Sylt und Amrum (oft eng verzahnt mit Calluna-Heiden), sowie an der Festlandsküste auf Geest bei Cuxhaven. Über 90 % des Gesamtbestandes von Niedersachsen liegt innerhalb des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer. Die mit Abstand größten Krähenbeer-Küstenheiden befinden sich auf den Inseln Spiekeroog und - an zweiter Stelle - Langeoog (Foto). An dritter Stelle steht das Vorkommen bei Cuxhaven, gefolgt von Borkum und Norderney. An der Ostseeküste gibt es den Lebensraumtyp ausschließlich auf dem Darß im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft.
Früher waren Krähenbeerenheiden dort weiter verbreitet, vielerorts sind sie durch die eingedämmte Küstendynamik und die Etablierung von Küstenschutzwäldern zurückgedrängt worden. In Mecklenburg-Vorpommern gibt es heute nur noch sehr wenige Vorkommen des Lebensraumtyps, sie sind im Wesentlichen auf große Dünenkomplexe im Anlandungsbereich der Küste beschränkt: Fischland, Darßer Ort, Zingst, Hohe Düne bei Pramort, Hiddensee: Gellen und Dünenheid.
Sandheiden mit Besenheide und Krähenbeere im Binnenland kommen nur an wenigen Stellen vor. Z.B. in Niedersachen oder Schleswig-Holstein. Die können auch auf Flugsanden der großen Stromtäler vorgefunden werden.
Natura 2000 Lebensraumtyp
Dieser Biotoptyp ist ein europaweit besonders geschützter Lebensraum! Natura 2000 - Code: 2140, 2320
"Dünen mit Krähenbeerheiden" sind Lebensraumtypen, die auf Anhang I der FFH-Richtlinie gelistet sind. Aus Naturschutzgründen hat man aber die Krähenbeerheiden auf Küstendünen (Lebensraumtyp 2140) von denen auf Binnendünen (Lebensraumtyp 2320) unterschieden. Krähenbeerdünen im Binnenland sind noch seltener, als solche an der Küste.
Gefährdung
Gefährdungen für den Lebensraumtyp ergeben sich insbesondere aus der Einschränkung der natürlichen Küstendynamik, dementsprechend sind Hauptgefährdungsursachen wie bei alle Dünen Eindeichungen, Küstenverbau und Küstenschutzmaßnahmen. Die natürliche Sukzessionsabfolge wird unterbrochen. Weitere Gefährdungen bestehen durch touristische Nutzung. Bei erhöhter Freizeitnutzung und Badetourismus kommt es zu Tritt- und Liegeschäden an der Vegetation, zu Mülleintrag und Eutrophierung durch Fäkalien. Weitere Gefährdungsursachen sind Bebauung und Zerschneidung durch Wege, Strandzugänge, Promenaden und Campingplätze. Sekundäre, durch Rodung/Nutzung von bewaldeten Küstendünen entstandene Krähenbeerheiden sind oft durch Vergrasung und Verbuschung gefährdet.
Wesentliche Voraussetzungen für den Schutz der Krähenbeerheiden sind der Schutz oder die Wiederherstellung natürlicher Küstendynamik und Dünenentwicklung. Größere Dünenbereiche sollten weitgehend vom Tourismus freigehalten werden.
Sandheiden im Binnenland mit Besenheide und Krähenbeere sind recht stabile Gesellschaften. Dennoch werden sie sich langfristig in Richtung saure Eichen- bzw. Kiefernwälder entwickeln. Eine gelegentliche Entbuschung oder extensive Beweidung kann dem entgegenwirken.
Tagfalter in diesem Lebensraum
Fliegen in diesem Lebensraum
Amphibien & Reptilien in diesem Lebensraum
Säugetiere in diesem Lebensraum
Heuschrecken in diesem Lebensraum
Wanzen in diesem Lebensraum
Referenzlisten: