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Gärten
Wir leben aber in einer Kulturlandschaft und dazu gehören traditionell auch kleine Gärten - meist in der Nähe von Siedlungen - in denen Menschen für den Eigenbedarf Kulturpflanzen anbauen.
Wenn Bauerngärten ökologisch bewirtschaftet werden, stellen Sie einen hochwertigen Lebensraum im Siedlungsbereich dar. Kennzeichnend ist das meist kleinräumig wechselnd "kunterbunte" Angebot verschiedenster Kleinlebensräume. In alten Obstbäumen, aufgehängten Nistkästen oder Sträuchern an ruhigeren Ecken können einheimische Vögel brüten. Die Kulturpflanzen selbst oder "Gartenblumen", welche der Mensch angepflanzt hat um sich daran zu erfreuen oder weil sie als Arznei- oder sonstige Nutzpflanzen dienen, werden zu Lebensraum für Insekten oder dienen als Nahrungsquelle in Form von Nektar oder Blütenpollen. Auch sogenannte Schädlinge, wie einige Tagfalter - z.B. Weißlinge - können mit etwas Glück eine unbeobachtete Ecke finden, wo Sie dem Menschen ein Kohlblatt streitig machen, um ihre Raupen großzuziehen.
Neben den eigentlichen Kulturflächen finden sich immer wieder Bereiche, auf denen gerade nichts angebaut wird - sogenannte Brachen - oder Bereiche, wo "Unkraut" nicht so stark gejähtet wurde. Hier wachsen natürlich Wildkräuter und Blumen, die im Verlauf der Jahrtausende mit dem Menschen mitgezogen sind und speziell im Siedlungsbereich und landwirtschaftlichen Flächen vorkommen. "Ackerwildkräuter" die in der heutigen intensiven Landwirtschaft fast verschwunden sind und denen mittlerweile mit Schutzprogrammen wieder geholfen werden muss. Im Bauerngarten finden sich idealerweise zahlreiche dieser Ackerwildkräuter. Diese Pflanzenarten sind sehr gut an die Nutzung durch den Menschen angepasst. Das geschieht auf vielfältige Weise. So sind Ackerwildkräuter oft einjährige Pflanzen, d.h. sie schaffen es, ihren Lebenszyklus vom Keim bis zur Samenbildung in einem Jahr abzuschließen und dies meist in kurzer Zeitspanne. Pflanzen, die mehrere Jahre benötigen, haben bei dem normalen Gartenzyklus, der Unkrautjähten und mitunter jährlich Bodenumbrüche beinhalten, zur Samenreife zu gelangen. Beispielhaft kann auch die Kornrade - typisch für das Getreidefeld -genannt werden, welche ebenfalls an den Zyklus der Landwirtschaft angewiesen ist. Sie blüht von Juni bis August und streckt ihre Blüten aus dem Getreidefeld für die Bestäubung. Zum Zeitpunkt der Getreideeernte ist der Samen i.d.R. in reifem Stadium und das Dreschen des Getreides ist für die Art dann sogar sehr förderlich, da diese die engen Fruchtkapseln erst zerstören und dadurch den Samen freilassen. Vor der Einführung modernere Methoden der Saatgutgewinnung, konnten die Samen dann nicht vom Getreide getrennt werden und wurden im kommenden Jahr wieder mit aufs Feld ausgebracht. Der Zyklus konnte erneut beginnen.
Auch Tiere profitieren von dem ökologischen Nutzgarten. Ein "vergessener" Steinhaufen oder Holzstapel kann Lebensraum für Eidechsen, Blindschleichen und ungefährliche Ringelnattern sein. Selbstverständlich gehören auch Igel und Kröten zu den nützlichen Besuchern im ökologischen Nutzgarten. Auch ein totes Ästchen am Baum kann Wildbienen oder einigen Käferarten noch ein wichtigeger Lebensraum sein.
Betont werden muss natürlich noch einmal, dass es sich um ökologisch bewirtschaftete Gärten handeln muss. Den künstlichen Hausgarten, auf dem pro Flächeneinheit mehr Gifte und Kunstdünger eingesetzt werden, als selbst in der intensiven konventionellen Landwirtschaft gibt es leider auch noch zu häufig. Er ist hier nicht gemeint.
Bildergalerie von typischen Pflanzenarten in diesem Lebensraum
Verbreitung
Bauerngärten finden sich verständlicherweise mehr in ländlichen Gebieten, wo die nötigen Flächen vorhanden sind. Aber auch in Städten kann es grüne Oasen geben, in denen noch eigenes Gemüse und Obst angebaut wird.
Gefährdung
Auch Bauerngärten haben sich verändert. Nicht alle Kulturpflanzen sind auch uneingeschränkt für einheimische Insekten oder z.B. Honigbienen geeignet. Manche "Hochzuchtpflanzen" oder gefüllte Blüten fallen als Nektarquelle für unsere Bienen aus. Das ein steriler Nutzgarten mit großen Rasenflächen, welche mit der Nagelschere gekürzt werden und welche von sterilen Betonplatten eingefasst ist, kein günstiger Lebensraum für einheimische Tiere und Pflanzen darstellt, erklärt sich leicht.
Noch schlimmer ist jedoch der Einsatz von Giftmitteln aller Art im eigenen Garten. Gartenzenter oder Baumärkte bieten eine Fülle von Giften und sonstigen bedenklichen Stoffen an, die fast alle Bereiche des Gartens abdecken. Von Mitteln gegen Moos im Rasen über Unkrautvernichter bis zu Mitteln zur Insektenbekämpfung. Das bekannte Breitband-Unkrautvernichtungsmittel "Roundup" wird mittlerweile auch für Hobbygärtner angeboten. Sei es aus Unwissenheit, sei es aus Ignoranz: Nicht selten wird zur Giftspritze gegriffen, auch wenn die eigene Gesundheit dadurch gefährdet wird. Über 500 Tonnen Pestizide werden in Deustchland pro Jahr in privaten Gärten verteilt. Das Paradoxe ist, das die Mengen teilweise sogar auf der Fläche höher sind als in der konventionellen Landwirtschaft, weil der Laie gegenüber dem Landwirt nicht einmal ein Grundwissen zum entsprechenden Einsatz hat und eher nach dem Prinzip vorgeht "viel hilft viel". Behördliche Kontrollen gibt es nicht. Es ist nicht zu verstehen, warum Menschen sich unnötigerweise den Giften aussetzen. Natürlich leiden darunter auch die wildlebenden Pflanzen und Tiere.
Mittlerweile gibt es behördliche Naturschutzprogramme, bei denen Ackerwildkräuter gezielt auf ökologisch bewirtschafteten Flächen gefördert werden. Auch können Landwirte Fördermittel erhalten, wenn sie sogenannte Ackerschonstreifen einrichten. Hier wird ein breiter Streifen am Ackerrand ohne entsprechende Gifte und Dünger behandelt und dadurch können sich Wildkräuter wieder ansiedeln. Im ökologisch bewirtschaften Bauerngarten haben einige der Arten auch ohne diese Maßnahmen eine Überlebensmöglichkeit.
In Deutschland gibt es annähernd 200 Ackerwildkräuter, viele davon mittlerweile auf der Roten Liste der gefährdeten Pflanzenarten!
Besonderheiten
Bauerngärten waren früher eher für das Überleben notwendig, um zusätzliche Nahrung für die Familien zu liefern. Weil für unnötige Gartenarbeit die Zeit fehlte, konnten sich im Bauerngarten nur unempfindliche, robuste Arten und Sorten halten, die leicht aus dem meist selbstgewonnenen Saatgut heranzuziehen waren und keine Pflanzenschutzmaßnahmen nötig hatten. Auch Bauernblumen waren vorwiegend als Arznei-, Färbe- oder Faserpflanze im Garten und nur sekundär wegen ihres Aussehens angebaut.
Während früher das Saatgut für die Pflanzen noch selbst gewonnen wurde, indem einige der Früchte zur Seite gelegt wurden bzw. der Samen aus diesen Pflanzen gewonnen wurde, wird zunehmend Saatgut aus Gartenzentern oder Baumärkten gekauft. Hier handelt es sich nicht selten um genetisch veränderte Zuchtsorten ("Hybride"), aus deren Samen selbst keine Pflanzen mehr entstehen können; sie sind nicht mehr samenfest, wie der Fachmann sagt. Der Gartenutzer ist dadurch jedes Jahr wieder auf den Kauf neuer Samen angewiesen. Es gibt aber auch Samenhandlungen, die gezielt samenfestes ökologisch erzeugtes Saatgut herstellen.
Ein noch schwerwiegenderes Problem ist der Verlust alter Kultursorten. Ursprünglich gab es in jedem Ort zahlreiche Obst- und Gemüsesorten die über Jahrzehnte von Generation zu Generation weitergegeben wurde und auch unter den Dorfbewohnern ausgetauscht wurden. Sorten, die sehr sehr kleinräumig ideal an das Klima und die Böden im Dorf angepasst waren. Dadurch garantierten sie als robuste Sorte hohe Erträge auch unter möglicherweise suboptimalen Bedingungen. Das daraus auch eine Vielfalt des Aussehen und vor allem Geschmacks resultiert, ergibt sich von selbst. Mittlerweile gibt es auch hier einige Organisationen die sich dafür einsetzen, dass alte Kultursorten erhalten bleiben und auch gezielt Saatgut anbieten.
Tagfalter in diesem Lebensraum
Fliegen in diesem Lebensraum
Amphibien & Reptilien in diesem Lebensraum
Säugetiere in diesem Lebensraum
Heuschrecken in diesem Lebensraum
Wanzen in diesem Lebensraum
Referenzlisten: