- Themen
- Natura 2000
- Biotoptypen-Klassifikationen
-
Lebensräume in Deutschland
- Küstenlebensräume & Binnensalzstellen
- Süßwasser
- Moore
- Pflanzenfreie und pflanzenarme Lebensräume
- Grünland & Heiden unterhalb der Baumgrenze
- Grünland & Heiden oberhalb der Baumgrenze
- Alpenrosen- und Schneeheidebestände auf Kalkgestein in den Alpen
- Alpenrosengebüsche und alpine Heiden auf saurem Gestein
- Alpine Kleinbinsen-Rasen auf saurem Gestein
- Alpine Krummseggenrasen
- Alpine Schneetälchen auf Kalkgestein
- Alpine Schneetälchen auf sauren oder entkalkten Böden
- Alpine Windheide (Gamsheide)
- Blumenreiche Blaugrasrasen auf basenreichen Böden der Alpen
- Borstgrasrasen der Alpen
- Gestörte Hanglagen (Rutschungen) auf basenreichen Böden der Alpen mit Bunt-Reitgras
- Grünerlengebüsche in den Alpen und im Hochschwarzwald
- Latschenkiefergebüsche
- Niedrige Weidengebüsche oberhalb der Baumgrenze der Alpen
- Polsterseggenrasen auf basenreichen Böden der Alpen
- Rostseggenrasen auf basenreichen Böden der Alpen
- Steile, südexponierte Buntschwingelrasen in den Alpen
- Windexponierte Nacktriedrasen in den Alpen
- Waldnahe Staudenfluren & Gebüsche
- Laubwälder
- Nadelwälder
- Häufig gestörte Flächen (Ruderalflächen)
- Siedlungen & Siedlungsnähe
- Tiere
- Pilze
- Pflanzen
© Alle Rechte vorbehalten. Interesse an dem Foto?
Alpine Krummseggenrasen
Der Gesteinsuntergrund beeinflusst sehr die Zusammensetzung der Pflanzenwelt in den Alpen. Grob kann man basenreiche Karbonatgesteine und saure Silikatgesteine unterscheiden, die in unterschiedlichen Regionen auftreten. Der hier aufgeführte Lebensraum zeigt Rasen auf den sauren Silikatgesteinen in alpinen und hochalpinen Bereichen der Alpen.
Die Krummsegge (Caricetea curvulae) gibt diesem Biotoptyp den Namen und kann sich bei den sauren Wuchsbedingungen flächig ausbreiten. Es handelt sich um die unscheinbaren "grasartigen" Pflanzen auf dem Foto, mit vertrockneten und gebogenen, hellen Spitzen.
Man befindet sich mit diesem Lebensraum oberhalb der Baumgrenze und die Böden in diesen Höhenlagen sind sehr flachgründig und z. T. lange schneebedeckt. Die Standorte sind zudem stark dem Wind ausgesetzt. Bedingt durch die klimatisch "harten" Bedingungen gibt es nur eine kurze Zeitspanne, in denen Pflanzen wie der Enzian ihre Blüten zeigen. Meisten erst zu einem Zeitpunkt, an dem in tieferen Lagen bereits Hochsommer ist. Schon wenige Wochen später beendet kältere Witterung und einsetzender Schnee die kurze Vegetationsperiode.
Die Pflanzenwelt kann trotz der widrigen Witterungsbedingungen sehr bunt ausgebildet sein. Typische Pflanzenarten wären z.B. verschiedene Enzianarten Purpur-Enzian, Gepunkteter Enzian (Gentiana punctata, Foto: Bildmitte), Knöllchen-Knöterich (Bistorta vivipara, Foto: kleine, längliche, rostfarbene Blütenstände) und verschiedene Korbblütler.
Typische Tierarten wären unter den Vögeln Alpenbraunelle, Bergpieper, Birkhuhn und Steinadler. Auch Kreuzotter, Alpenschneehase und Murmeltier sind hier anzutreffen.
Aufgrund der Höhenlage und des Klimas existieren für Insekten eher ungünstige Bedingungen. Aber auch hier gibt es einige Spezialisten, z.B. unter den Tagfaltern der Hochalpenapollo, Alpen-Gelbling, Gletscherfalter, Alpen-Wiesenvögelchen und verschiedene Mohrenfalter (Erebia spec.), die man nur hier findet.
Bildergalerie von typischen Pflanzenarten in diesem Lebensraum
Verbreitung
Der Lebensraumtyp ist typisch für die alpinen Urgesteins-Bereiche der Zentralalpen. Er in Deutschland nur kleinflächig auf entkalkten Kalkstandorten und sauren Sonderstandorten in den bayerischen Alpen beschränkt (z. B. Allgäuer Hochalpen, Chiemgauer Alpen, Ammergebirge).
Natura 2000 Lebensraumtyp
Dieser Biotoptyp ist ein europaweit besonders geschützter Lebensraum! Natura 2000 - Code: 6150
"Boreo-alpines Grasland auf Silikatsubstraten" - zu denen die Krummseggenrasen gehören - sind ein eigenständiger Lebensraumtyp, der auf Anhang I der FFH-Richtlinie gelistet ist. Allerdings werden zu diesem Lebensraumtyp auch weitere Biotoptypen gezählt, welche auf dieser Website als eigene Biotoptypen abgetrennt werden; z.B. Alpine Borstgrasrasen und Silikatschneeböden.
© Verbreitungskarte. Quelle: BfN/BMUB 2019: Nationaler Bericht Deutschlands nach Art. 17 FFH-Richtlinie; basierend auf Daten der Länder und des Bundes. Datengrundlage: Verbreitungsdaten der Bundesländer und des BfN.
Gefährdung
Gefährdungsfaktoren für den Lebensraumtyp sind neben Schad- und Nährstoffeintrag die intensive touristische Nutzung durch z. B. Skisport (Trittbelastung) und die Intensivierung der Hochlagenbeweidung. Zum Schutz des Lebensraumtyps sollte die touristische Nutzung der Flächen durch geeignete Managementmaßnahmen so geregelt werden, dass negative Einflüsse möglichst ausgeschlossen werden.
Die Beweidung dieses hochgelegenen Grünlandes sollte nur extensiv erfolgen. In Baden-Würtemberg sind die Reliktvorkommen seit 1994 nicht verändert und auch die Veränderung seiner Flächengröße ist unwahrscheinlich. Die Zukunftsaussichten für den Lebensraumtyp sind dennoch ungewiss. Seine Bestände sind zwar einerseits geschützt und durch keine direkten menschlichen Eingriffe gefährdet, andererseits können sich veränderte Standortbedingungen im Rahmen der Klimaerwärmung negativ für den Lebensraum auswirken.
Tagfalter in diesem Lebensraum
Fliegen in diesem Lebensraum
Orchideen in diesem Lebensraum
Säugetiere in diesem Lebensraum
Heuschrecken in diesem Lebensraum
Wanzen in diesem Lebensraum
Referenzlisten: