Kein Treffer
Vordünen (Primärdünen)

© Alle Rechte vorbehalten. Interesse an dem Foto?

Vordünen (Primärdünen)

Flache Pionierstadien von Dünen, die durch Anwehung von Sand entstanden sind

Vordünen (Primärdünen) entstehen unmittelbar am Strand von Nord- und Ostsee durch Anwehung von Sand. Sie liegen quasi zwischen der Wasserlinie und den höheren weißen Dünen, welche fast jede Urlaubspostkarte von den deutschen Inseln zieren.

Die frisch angewehten - meistens kalkreichen (Muschelkalk) Sande bilden flache Hügel und Senken und sind noch häufig mit Spülsäumen des Meeres verzahnt. Die geringe Höhe bewirkt, dass das Wasser im Wurzelbereich der Pflanzen meistens noch einen hohen Salzgehalt aufweist. Dieser Lebensraum ist das Vorstadium der genannten höher liegenden weißen Dünen der Inseln.

Viele Pflanzenarten findet man auf diesen Flächen Primärdünen nicht. Lediglich einige Grasarten wie Strandroggen (Leymus arenarius) oder Strandquecke (Elymus athericus) können hier Fuß fassen und wachsen relativ zerstreut auf den Flächen. Ihre Wurzeln erfüllen aber die wichtige Funktion, den Sand etwas festzuhalten. In flacheren Bereichen, in denen ab und an das Meer noch hinreichen kann, wachsen typischerweise Pflanzenarten wie der Europäische Meersenf (Cakile maritima) oder Kali-Salzkraut (Salsola kali).

Interessant wird der Lebensraum für einige Vogelarten, welche hier ihren Nachwuchs ausbrüten können. Beispielhaft können Seeregenpfeifer (Charadrius alexandrinus), Sandregenpfeifer (Charadrius hiaticula), Zwergseeschwalbe (Sterna albifrons) genannt werden, welche gerade diese leicht erhöhten und pflanzenarmen Standort bevorzugen. Auch Insektenarten, wie Bienen und Grabwespen, nutzen diesen Lebensraum, indem sie im Sand zwischen den Pflanzen ihre Brutröhren graben.

Verbreitung

In Deutschland gibt es an der Nordsee größere Vordünenbereiche fast nur noch auf den Sandplatten der Inseln und im Eidervorland. An der Festlandsküste von Nord- und Ostsee sind die Bestände oft nur noch kleinflächig vorhanden oder beeinträchtigt: In Niedersachsen liegen mindestens 80% des Gesamtbestands innerhalb des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer.

Die größten Primärdünenbereiche befinden sich auf den Inseln Langeoog und Spiekeroog, gefolgt von Borkum und Norderney. In Mecklenburg-Vorpommern kommt der Lebensraum meist kleinflächig und linear am Übergang vom Strand zur Weißdüne vor. Dies betrifft sowohl die Ostsee- als auch die Boddenküsten. Beispiele für bedeutende großflächigere Dünenkomplexe mit ausgedehnteren Vorkommen des Lebensraumtyps sind: Langenwerder, Darßer Ort, Hohe Düne bei Pramort, Gellen und Bessin.

Natura 2000 Lebensraumtyp

Verbreitung

Dieser Biotoptyp ist ein europaweit besonders geschützter Lebensraum! Natura 2000 - Code: 2110

"Primärdünen" sind ein eigenständiger Natura 2000-Lebensraumtyp.

© Verbreitungskarte. Quelle: BfN/BMUB 2019: Nationaler Bericht Deutschlands nach Art. 17 FFH-Richtlinie; basierend auf Daten der Länder und des Bundes. Datengrundlage: Verbreitungsdaten der Bundesländer und des BfN.


Gefährdung

Primärdünen liegen meist in unmittelbarer Nähe von Badestränden und sind damit vorwiegend durch touristische Störungen gefährdet. Durch unmittelbare Nutzung und damit einhergehenden Trittschäden oder beispielsweise Strandreinigungen kann die gerade Fuß fassende Pflanzendecke zerstört werden und ein Abtrag der Primärdüne durch den Wind ist möglich. Aufgrund der engen Verzahnung mit den Spülsäumen des Meeres können auch Abfall oder Nähr- und Schadstoffe abgelagert werden. Dadurch besteht eine gewisse Gefährdung, beispielsweiße durch Düngung und Förderung fremder Pflanzen.

Insbesondere die Vogelwelt der Primärdünen ist während der Brutzeit erheblich durch menschliche Störung gefährdet. Die großflächige Ausweisung von Schutz- und Ruhezonen sind die einzige Möglichkeit, einen Bruterfolg von Seeregenpfeifer, Zwerseeschwalbe und Co. zu garantieren.

Säugetiere in diesem Lebensraum

Referenzlisten:

Natura2000: Richtlinie 92/43/EWG des Rates vom 21. Mai 1992 zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie der wildlebenden Tiere und Pflanzen

EUNIS 2021/22: European Nature Information System (EUNIS; deutsch Europäisches Naturinformationssystem). EUNIS marine habitat classification (Updated version March 2022), EUNIS terrestrial classification (Updated 2021)

EuroVegChecklist: Bergmeier E. (2020) & Mucina et al. (2016)

Bergmeier E. (2020): Die Vegetation Deutschlands – eine vergleichende Übersicht der Klassen, Ordnungen und Verbände auf Grundlage der EuroVegChecklist. Tuexenia 40: 19–32.

Mucina L., H. Bültmann, K. Dierßen, J.-P. Theurillat, T. Raus, A. C arni, K. Š umberová, W. Willner, J. Dengler, R. Gavilán García, M. Chytrý, M. Hájek, R. Di Pietro, D. Iakushenko, J. Pallas, F.J.A. Daniëls, E. Bergmeier, A. Santos Guerra, N. Ermakov, M. Valachovic , J.H.J. Schaminée, T. Lysenko, Y.P. Didukh, S. Pignatti, J.S. Rodwell, J. Capelo, H.E. Weber, A. Solomeshch, P. Dimopoulos, C. Aguiar, S.M. Hennekens & L. Tichý (2016): Vegetation of Europe: hierarchical floristic classification system of vascular plant, bryophyte, lichen, and algal communities. Applied Vegetation Science, Vol. 19, Supplement 1: 1-264.

Ellenberg, H. & Leuschner, C. (2010): Vegetation Mitteleuropas mit den Alpen, 6. Aufl., Stuttgart: 1357 S.

Delarze R., Gonseth Y., Eggenberg S., Vust M. (2015): Lebensräume der Schweiz. Ökologie - Gefährdung - Kennarten. 3. Auflage 2015. 456 Seiten.

Finck, P., Heinze, S., Raths, U., Riecken, U., Ssymank, A. (2017): Rote Liste der gefährdeten Biotoptypen Deutschlands – dritte fortgeschriebene Fassung 2017. Naturschutz und Biologische Vielfalt 156, 460 S.

()

Schnellzugriff

Referenzlisten

Bezüge zu anderen Listen:
Ellenberg & Leuschner (2010) 2.7.1.1
Finck et al. (2017) 10.01
EUNIS 2021/22 N11, N13
EuroVeg-Checklist 12JD02A
Delarze et al. (2015)
Natura 2000 2110
Häufigkeit mittel

Höhenverbreitung


Online: https://www.deutschlands-natur.de/lebensraeume/kuesten-salzvegetation/primaerduenen/
Datum: 04.10.2024
© 2024 Deutschlands Natur. Alle Rechte vorbehalten.