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Straßen-Begleitgrün

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Straßen-Begleitgrün

Entlang von Verkehrswegen wie Autobahnen, Landstraßen oder Bahngleisen können sich bewachsene Grünflächen entwickeln, die als Lebensraum einige Besonderheiten aufweisen:

  • Durch Flachgründigkeit, die Nähe von Asphalt- oder Betondecken und das Fehlen von Bäumen können extreme klimatische Bedingungen wie hohe Hitze und Trockenheit herrschen.
  • Auch die Bodenchemie kann extrem sein, z.B. wenn der Salzgehalt durch "Salzstreuen" in der Winterzeit deutlich erhöht ist oder Chemikalien/Verschmutzungen durch Fahrzeuge entstehen
  • Durch Fahrzeuge aus fernen Regionen (Fernzüge, LKW), können Samen von nichtheimischen Pflanzen (Neophyten) eingetragen werden.
  • Verkehrswegeränder werden i.d.R. regelmäßig gemäht
  • Nicht zuletzt besteht für Tiere eine unmittelbare Gefahr durch die Fahrzeuge (Überfahren, Kollision)

An Rändern von Verkehrswegen können sich ungewöhnliche, neue Biotoptypen entwickeln, wobei eher Ruderalarten trocken-warmer Standorte dominieren:

Seit einiger Zeit breiten sich salztolerante Küstenarten entang von Straßen aus. Auf dem Foto aus Mittelhessen (!) sieht man das Dänische Löffelkraut (Cochlearia danica) , welches seit ca. 1980 von den Küsten ins Binnenland wandert. Als weitere Beispiel kann der Krähenfuß-Wegerich (Plantago coronopus) genannt werden, welcher typisch für gestörte Flächen im Einflussbereich von Ebbe und Flut ist.

Typische Neophyten sind beispielsweise das Schmalblättrige Greiskraut (Senecio inaequidens) oder Arten wie Orientalisches Zackenschötchen (Bunias orientalis), Japanischer Staudenknöterich (Reynoutria japonica), Kanadische Goldrute (Solidago canadensis), Späte Goldrute (S. gigantea) oder Beifuß-Ambrosie (Ambrosia artemisiifolia).

Entlang von Bahngleisen, im trockenen Schotter, wächst gerne die heimische Art Schmalblättriger Hohlzahn (Galeopsis angustifolia), um nur ein Beispiel zu nennen.

Die Pflanzenarten können sehr dominant auftreten, um dann einige dutzend Meter weiter wieder von anderen Arten ersetzt zu werden. Manchmal scheinen scheinen Neophyten an Verkehrswegerändern "ihr" Habitat in Deutschland gefunden zu haben. Für Botaniker ist die Entwicklung dieses Biotoptypen sehr spannend.

Auch Tierarten können sich an Verkehrswegen aufhalten. Der Schotterkörper von Bahngleisen kann für Reptilien wie die Schlingnatter sehr wertvoll sein, wenn weitere vegetationsfreie flächen in der Nähe fehlen. Wenn Straßenränder extensiv bewirtschaftet werden kann die Blütenpracht die es Umlands manchmal übertreffen und ein wertvolles Biotop in der ausgeräumten Agrarlandschaft sein.

Tagfalter in diesem Lebensraum

Heuschrecken in diesem Lebensraum

Referenzlisten:

Natura2000: Richtlinie 92/43/EWG des Rates vom 21. Mai 1992 zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie der wildlebenden Tiere und Pflanzen

EUNIS 2021/22: European Nature Information System (EUNIS; deutsch Europäisches Naturinformationssystem). EUNIS marine habitat classification (Updated version March 2022), EUNIS terrestrial classification (Updated 2021)

EuroVegChecklist: Bergmeier E. (2020) & Mucina et al. (2016)

Bergmeier E. (2020): Die Vegetation Deutschlands – eine vergleichende Übersicht der Klassen, Ordnungen und Verbände auf Grundlage der EuroVegChecklist. Tuexenia 40: 19–32.

Mucina L., H. Bültmann, K. Dierßen, J.-P. Theurillat, T. Raus, A. C arni, K. Š umberová, W. Willner, J. Dengler, R. Gavilán García, M. Chytrý, M. Hájek, R. Di Pietro, D. Iakushenko, J. Pallas, F.J.A. Daniëls, E. Bergmeier, A. Santos Guerra, N. Ermakov, M. Valachovic , J.H.J. Schaminée, T. Lysenko, Y.P. Didukh, S. Pignatti, J.S. Rodwell, J. Capelo, H.E. Weber, A. Solomeshch, P. Dimopoulos, C. Aguiar, S.M. Hennekens & L. Tichý (2016): Vegetation of Europe: hierarchical floristic classification system of vascular plant, bryophyte, lichen, and algal communities. Applied Vegetation Science, Vol. 19, Supplement 1: 1-264.

Ellenberg, H. & Leuschner, C. (2010): Vegetation Mitteleuropas mit den Alpen, 6. Aufl., Stuttgart: 1357 S.

Delarze R., Gonseth Y., Eggenberg S., Vust M. (2015): Lebensräume der Schweiz. Ökologie - Gefährdung - Kennarten. 3. Auflage 2015. 456 Seiten.

Finck, P., Heinze, S., Raths, U., Riecken, U., Ssymank, A. (2017): Rote Liste der gefährdeten Biotoptypen Deutschlands – dritte fortgeschriebene Fassung 2017. Naturschutz und Biologische Vielfalt 156, 460 S.

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Referenzlisten

Bezüge zu anderen Listen:
Ellenberg & Leuschner (2010)
Finck et al. (2017) 51.02., 52.04
EUNIS 2021/22 V38
EuroVeg-Checklist
Delarze et al. (2015)
Natura 2000

Online: https://www.deutschlands-natur.de/lebensraeume/anthropogen/begleitgruen-an-verkehrswegen/
Datum: 04.10.2024
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