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Bergwiesen
Bei dem Namen Bergwiesen denkt man zunächst an die Alpen, wo man Bergmähwiesen auch bis in subalpine Lagen vorfindet. Aber auch in den höheren Lagen der Mittelgebirge (i.d.R. oberhalb 500m) ist dieser Lebensraum vertreten.
Bergwiesen lösen die Flachland-Mähwiesen in den kühl-feuchten Lagen der höheren Mittelgebirge und der Alpen ab. Diese bunten und artenreichen Wiesen entstehen auf Untergründen mit mittlerer Feuchtigkeit und Temperatur. Der Untergrund kann sowohl sauer, als auch basisch sein. Sie sind durch wenig intensive Landwirtschaft (geringe Düngung) enstanden und meist als Mähwiesen (1 -2 Mahden pro Jahr) genutzt worden. Von den Pflanzenkundlern werden sie als sogenannte Goldhaferwiesen bezeichnet, benannt nach der Grasart Goldhafer (Trisetum flavescens) welche dort typischerweise wächst. Je nach Wasservorsorgung und Nährstoffreichtum können Bergwiesen Übergänge zu Nasswiesen, Borstgrasrasen oder Zwergstrauchheiden aufweisen und treten auch oft mit diesen in räumlicher Nähe auf. Das Foto zeigt eine Bergmähwiese in der Rhön, mit Waldstorchschnabel (Geranium silvaticum, Foto: violett), Östlicher Wiesenbocksbart (Tragopogon orientalis, Foto: gelb) und Ährige Teufelskralle (Phyteuma spicatum, Foto: weißlich, vorne links).
Je nach Bundesland und Region können sie in ihrer genauen Artenzusammensetzung variieren. Typisch ist, dass viele Pflanzenarten mit geringen Deckungsgraden auftreten, insbesonderen sogenannte Nährstoffzeiger sind typischerweise sehr wenig vorhanden; ein gutes Zeichen, da dieser Lebensraum typischerweise nährstoffarm ist.
In Rheinland-Pfalz bieten Berg-Mähwiesen im Sommer oft ein farbenprächtiges Bild. Besonders beeindruckend ist dort ebenfalls die blauviolette Blüte des Waldstorchschnabels. Bärwurzwiesen sind die typischen Bergwiesen der Eifel. Bärwurzwiesen fallen nicht nur durch die weißen Doldenblüten der Namen gebenden Bärwurz auf, sondern auch durch den würzigen Maggi-Duft, der ihnen entströmt. Bereits in den ersten Frühlingstagen blüht hier die Gelbe Narzisse, die manchmal sogar in Massen auftritt.
In Sachsen sind charakteristische Ausprägungen die Storchschnabel-Goldhaferwiese und die Bärwurz-Rotschwingel-Wiese.
Auch in Sachsen-Anhalt treten Bergwiesen in allen ihren regionalen Ausbildungsformen und Varianten auf. Aufgrund der sich kleinflächig abwechselnden Standortverhältnisse im dortigen Bergland sind die Berg-Mähwiesen oft eng verzahnt mit anderen Wiesentypen. Auf feuchten Wiesen nährstoffreicher Standorte deuten Vorkommen Schlangen-Wiesenknöterich (Bistorta officinalis) und Trollblume (Trollius europaeus) eine Verwandschaft zu Trollblumen-Wiesen an.
Die traditionell genutzten bzw. gepflegten Berg-Mähwiesen unterliegen nur geringen natürlichen veränderlichen Prozessen - sie sind also vergleichsweise stabil. Bleiben jedoch regelmäßige menschliche Eingriffe aus, setzt schnell eine Veränderung ein, die in kurzer Zeit zum Verschwinden der Wiesen durch Umwandlung in andersartige Lebensräume führt. Der Lebensraum ist also auf eine Nutzung angewiesen, damit nicht andere konkurrenzstärkere Arten die zahlreichen Pflanzenarten verdrängen und am Ende nur noch eine arten- und blütenarme Wiese ensteht.
Ein wichtiger Punkt - wie bei vielen anderen Lebensräumen - ist die Nährstoffarmut. Diese artenreichen Wiesen enstehen nicht, wie der Laie vielleicht vermuten könnte, weil besonders günstige Nährstoffbedingungen herrschen, sondern weil durch die traditionelle Nutzung über Jahre Nährstoffe entzogen wurden. Eine Düngung würde den Lebensraum beeinträchtigen und die Blütenpracht reduzieren. Wegen ihres Pflanzenartenreichtums sind Berg-Mähwiesen Lebensraum für besonders vieler Insektenarten.
Bildergalerie von typischen Pflanzenarten in diesem Lebensraum
Verbreitung
Die Bergwiesen sind in Deutschland vor allem in den Mittelgebirgen verbreitet und kommen dort bis in Höhenlagen ab etwa 500 Metern vor. Die nördlichsten Bestände sind im Harz zu finden. Hauptverbreitungsgebiete sind u.a. die Eifel, das südliche Sauerland, das Schwäbische und Thüringisch-Fränkische Mittelgebirge, das Erzgebirge, der Schwarzwald und das Voralpengebiet. In Baden-Würtemberg liegen die Schwerpunkte der Verbreitung des Lebensraumtyps im Gebiet der Schwäbischen Alb und im Schwarzwald. In Rheinland-Pfalz beschränken sich Berg-Mähwiesen auf die höheren Lagen der Eifel, des Westerwaldes und des Hunsrücks. Letzte Reste der "Bärwurzwiesen" (Bergwiesen mit Bärwurzvorkommen) kommen in Rheinland-Pfalz nur noch in der Eifel und sehr selten im Hunsrück vor. Die Eifel ist ein Verbreitungsschwerpunkt dieses Lebensraumtyps in Deutschland. Vorkommensschwerpunkt der Bergwiesen in Sachsen ist das Erzgebirge mit sehr gut ausgeprägten und zum Teil großflächigen Beständen mit großen Bärwurzvorkommen, wobei die Flächenanteile nach Westen (Mittelerzgebirge, Westerzgebirge) zugunsten der Waldbereiche abnehmen. Weitere Bergwiesenstandorte finden sich im Vogtland, der Sächsischen Schweiz und im Zittauer Gebirge.
Natura 2000 Lebensraumtyp
Dieser Biotoptyp ist ein europaweit besonders geschützter Lebensraum! Natura 2000 - Code: 6520
"Berg-Mähwiesen" sind ein eigenständiger Lebensraumtyp, der auf Anhang I der FFH-Richtlinie gelistet ist.
© Verbreitungskarte. Quelle: BfN/BMUB 2019: Nationaler Bericht Deutschlands nach Art. 17 FFH-Richtlinie; basierend auf Daten der Länder und des Bundes. Datengrundlage: Verbreitungsdaten der Bundesländer und des BfN.
Gefährdung
Ebenso wie die Flachland-Mähwiesen sind die Berg-Mähwiesen durch Änderung der Grünlandnutzung gefährdet. Dazu gehören z.B. Nutzungsänderungen (z.B. Umbruch, Be-/Entwässerung, Aufforstung), Nutzungsintensivierung (z.B. Erhöhung der Schnitthäufigkeit, Erhöhung der Besatzdichte bei Nachbeweidung), Neuanlage von Skipisten, Skiliften sowie Loipen abseits von Wegen, Düngung, Einsatz von Pflanzenschutzmittel.
Einer der wichtigsten Punkte für den Schutz des Lebensraumtyps ist die auch Fortsetzung oder Wiedereinführung der traditionellen Nutzung mit Mahd ab Mitte Juni und allenfalls geringer Düngung. Dabei ist Abräumen des Schnittgutes, Verzicht auf Erhaltungsdüngung und bei bereits beeinträchtigen (erhöhter Nährstoffgehalt) Bereichen ggf. Aushagerung des Standortes durch Erhöhung der Anzahl der Schnitte erforderlich. Eine wenig intensive Nachbeweidung ist möglich.
Leider zählen Berg-Mähwiesen bei uns inzwischen zu den selten Wiesentypen, die in den vergangenen Jahrzehnten einen starken Flächenverlust erlitten haben.
Tagfalter in diesem Lebensraum
Fliegen in diesem Lebensraum
Orchideen in diesem Lebensraum
Säugetiere in diesem Lebensraum
Heuschrecken in diesem Lebensraum
Wanzen in diesem Lebensraum
Referenzlisten: