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Glatthaferwiese der tiefen und mittleren Lagen
Glatthaferwiesen sind die klassischen und sehr verbreiteten, gemähten Flachland-Wiesen, wenn der Standort sich nicht durch bestimmte Extrema (z.B. Hitze, Trockenheit, Feuchtigkeit) auszeichnet. Die dominierende Grasart ist der namensgebende Gewöhnliche Glatthafer (Arrhenatherum elatius)
Allerdings sind magere Flachland-Mähwiesen in Deutschland selten geworden. Die Betonung liegt auf "mager", d.h. durch langjährige, traditionell kleinbäuerliche Nutzung als Mähwiese wurden den Standorten Nährstoffe entzogen und viele bunte Blumen konnten sich neben den Grasarten etablieren. Eine bunte Wiese wie auf dem Foto sieht man nur noch selten.
Dieser Lebensraum befindet sich in tieferen Lagen (kollin bis submontan), welche meistens gut für landwirtschaftliche Aktivitäten geeignet sind. Durch die Intensivierung der Landwirtschaft in den letzten Jahrzehnten - konkret die Düngung, viele Mahdtermine im Jahr und früher Mahdzeitpunkt - sind die meisten dieser Wiesen daher verarmt und werden nur noch durch wenige dominanten Pflanzenarten (Gräser) besiedelt.
Die verbliebenen mageren Glatthaferwiese werden noch extensiv genutzt, d.h. nur wenig gedüngt und der erste Heuschnitt erfolgt - auch bedingt durch die geringere Wuchsleistung - erst viel später im Jahr, als auf den konventionell bewirtschafteten Wiesen; meistens zum Zeitpunkt der Grasblüte. Flachland-Mähwiesen gehen mit zunehmender Höhenlage langsam in Bergwiesen über, d.h. es treten mehr und mehr Pflanzenarten und Gräser auf, welche typscih für diesen Lebensraum sind; die Übergänge sind fließend.
Insbesondere die spähte Mahd ermöglicht es, dass diese Wiesen durchaus blütenreich sind. Typische Pflanzenarten dieses Lebensraumes sind die Grasarten Gewöhnlicher Glatthafer (Arrhenatherum elatius) und Wiesen-Fuchsschwanz (Alopecurus pratensis). Je nachdem, ob der Untergrund trocken oder mäßig feucht ist, kommen weitere Arten hinzu. Auffällig sind die roten Köpfchen des Großen Wiesenknopfes (Sanguisorba major) auch der Wiesensalbei (Salvia pratensis) kann hier wachsen. Weitere typische Pflanzenarten sind Wiesen-Glockenblume (Campanula patula, Foto mitte), Wiesenflockenblume (Centaurea jacea), Wiesen-Pippau (Crepis biennis, Foto), Weißes Labkraut (Galium album), Wiesen-Storchschnabel (Geranium pratense) oder Acker-Witwenblume (Knautia arvensis).
Die Wiesen sind Lebensraum für viele Schmetterlings- und Heuschreckenarten. Besonders erwähnenswert sind die beiden Tagfalter Heller Wiesenknopf-Ameisen-Bläuling (Maculinea teleius) und Dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläuling (Maculinea nausithous) welche in ihrem Lebenszyklus auf die oben genannten Köpfchen des Großen Wiesenknopfes angewiesen sind und überhaupt einen ungewöhnliche Lebensweise haben vorweisen.
Unter den Vögeln findet man die typischen "Wiesenbrüter" wie Großer Brachvogel, Braunkehlchen, Wachtel und Wachtelkönig.
Bildergalerie von typischen Pflanzenarten in diesem Lebensraum
Verbreitung
Glatthaferwiesen der tiefen und mittleren Lagen findet man in fast allen Teilen Deutschlands. In Norddeutschland, insbesondere in den küstennahen Bereichen sind sie jedoch weniger verbreitet und artenärmer ausgebildet als in Süddeutschland. Teilweise hängt dies auch damit zusammen, dass die Flächen in Süddeutschland kleinräumiger sind und immer wieder Parzellen erhalten wurden, welche durch kleinräumig-kleinbäuerliche extensive Landwirtschaft gepflegt wurden.
Auch in Süddeutschland gibt es große Unterschiede. So kommen in Bayern und Baden-Württemberg vor allem im Norden im Bereich des schwäbischen und fränkischen Jura mit geringen Niederschlägen und durchlässigeren Böden noch viele artenreiche Bestände vor, während in Südbayern, v.a. im tertiären Hügelland, in Niederbayern und im Allgäu, nur noch wenige artenreiche Bestände übriggeblieben sind.
Natura 2000 Lebensraumtyp
Dieser Biotoptyp ist ein europaweit besonders geschützter Lebensraum! Natura 2000 - Code: 6510
Glatthaferwiesen sind - sofern es sich um naturnahe, magere Standorte handelt - den "Magere Flachland-Mähwiesen" zuzuordnen, welcher ein Lebensraumtyp ist, der auf Anhang I der FFH-Richtlinie gelistet ist.
© Verbreitungskarte. Quelle: BfN/BMUB 2019: Nationaler Bericht Deutschlands nach Art. 17 FFH-Richtlinie; basierend auf Daten der Länder und des Bundes. Datengrundlage: Verbreitungsdaten der Bundesländer und des BfN.
Gefährdung
Durch die Änderung der Grünlandnutzung in der Landwirtschaft sind magere Glatthaferwiesen in der Vergangenheit stark zurück gegangen. In der konventionellen Landwirtschaft werden Wiesen mehrfach im Jahr gemäht, wobei die erste Mahd deutlich vor der Blüter der Gras- und Blumenarten liegt. Auf die nachteilige Auswirkung von Düngung wurde bereits hingewiesen. Aber auch das andere Extrem - nämlich die Aufgabe der Nutzung - führt in weinigen Jahren zu einer deutlichen Verarmung der Artengemeinschaften und langfristig dem Verlust dieses Lebensraumes. Weitere Gefährdungen entstehen durch Umbruch zu Ackerflächen, Aufforstung oder die Veränderung der Grundwasserverhältnisse.
Magere Flachland Mähwiesen werden am besten durch die Fortführung der traditionellen extensiven Nutzung erhalten. Auch die Wiedereinführung der traditionellen Nutzung kann bei Flächen, welche noch Reliktvorkommen der typischen Pflanzenarten haben, im Verlauf der Jahre zu deutlichen Verbesserungen der Artengemeinschaften führen und unter Umständen die Wiederherstellungen der Lebensräume ermöglichen.
Besonderheiten
Glatthaferwiesen treten häufig als sogenannte Streuobstwiesen auf. Also im Unterwuchs zu Obstbaumanpflanzung, bei denen der Hauptaugenmerk nicht im Mähen der Wiese, sondern der Obsternte liegt. Dies hat dazu geführt, dass entsprechende Weisen deutlich weniger intensiv genutzt werden, als außerhalb der Obstbaumbestände.
Tagfalter in diesem Lebensraum
Fliegen in diesem Lebensraum
Orchideen in diesem Lebensraum
Säugetiere in diesem Lebensraum
Heuschrecken in diesem Lebensraum
Wanzen in diesem Lebensraum
Referenzlisten: