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Gemeine Winterlibelle (Sympecma fusca)

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Gemeine Winterlibelle (Sympecma fusca)

Die Gemeine Winterlibelle (Sympecma fusca) ist eine Art, bei der sich die Imagines der Männchen und Weibchen bis auf die Hinterleibsanhänge und einige minimale Größenunterschiede nicht nennenswert unterscheiden, also keinen Sexualdimorphismus zeigen. Die Flügel dieser Kleinlibellen erreichen bei Weibchen wie Männchen Längen zwischen 20 und 22 Millimeter. Auch die Breite der Flügel ist bei beiden Geschlechtern annähernd gleich; sie beträgt bei den Weibchen 1,4 bis 1,7 Millimeter, bei den Männchen 1,3 bis 1,6 Millimeter.

Der Körperbau der Gemeinen Winterlibelle ist schlank und der Hinterleib (Abdomen) ist mit 27 bis 29 Millimetern relativ lang. Die Grundfärbung reicht von einem hellen Beige bis Braun. Die braunen Stellen schimmern kupferfarben und bilden auf dem Abdomen ein Muster aus lanzenförmigen Flecken. Die Brust der Tiere zeigt seitlich zwei dunkle Binden. Bei Sympecma fusca verläuft die Unterkante der oberen Binde gerade. Dieses Merkmal unterscheidet sie von der in Mitteleuropa seltenen Sibirischen Winterlibelle (Sympecma paedisca), bei der die Unterkante dieser Binde nach unten ausgebuchtet ist. Im Frühjahr dunkeln die Tiere nach und die Komplexaugen können oben einen bläulichen Ton annehmen.

Direkt nach dem Schlupf aus dem circa einen Millimeter großen Ei ist die Larve sehr klein im Vergleich mit anderen Kleinlibellenlarven. Die Farbe der Larven ist ein dunkles bis gräuliches Gelbbraun. Mit den verschiedenen Häutungen hellt sich die Farbe zuerst auf und tendiert dann zu grünlich-grau bis durchsichtig. Mit der dritten Häutung treten erstmals Flügelscheiden auf, und nach der achten Häutung kommt es zur Verwandlung. Die Entwicklungszeit liegt bei einem Jahr.

Verbreitung

Die Art kann in Deutschland in tieferen Lagen überall angetroffen werden, ist aber nicht häufig und fehlt z.B. im nördlichen Schleswig-Holstein. Da die Libelle unscheinbar ist, wird sie sicher auch oft übersehen.

Ökologie

Die Gemeine Winterlibelle überwintert als voll entwickeltes Tier. An sonnigen Tagen unterbrechen sie ihre Winterruhe und können herumfliegend beobachtet werden, was ihnen auch ihren Namen eingebracht hat. Ab Anfang April findet man sie – als erste Libellen überhaupt – in Gewässernähe. Dort sitzen sie an Stängeln, wobei sie ihre Flügel an den Körper legen. Dies ist untypisch für Teichjungfern und führte zu ihrem wissenschaftlichen Gattungsnamen, der sich von dem griechischen Wort pyknos („zusammengelegt“) ableitet. Insgesamt sind die Imagines im Gegensatz zu den ansonsten wenig erforschten Larven nicht sehr agil. Dies führt zusammen mit ihrer guten Tarnung und ihrer Verhaltensweise, sich bei Annäherung potentieller Feinde auf die andere Blatt- oder Astseite zu drehen, dazu, dass die Art nicht immer bemerkt wird.

Zur Paarung warten die Männchen an Orten mit gegenüber der Umgebung leicht erhöhten Temperaturen auf die später am Tag eintreffenden Weibchen. Die im Paarungsrad stattfindende Paarung dauert dann einige Minuten bis zu einer halben Stunde. Danach bohrt das Weibchen mit üblicherweise weiter angekoppeltem Männchen die Eier in meist schwimmende, abgestorbene Pflanzenteile. Bei Raten von circa vier bis fünf Eiern pro Minute legt es über den Tag an verschiedenen Plätzen um die 350 Eier. Fallen die Lufttemperaturen unter 16 °C, wird die bereits ab 18 °C stark verminderte Eiablage gänzlich eingestellt. Zur Entwicklung brauchen die ungefähr einen Millimeter langen Eier zwischen drei und sechs Wochen.

Die Hauptflugzeit der überwinterten Imagines der Gemeinen Winterlibelle liegt zwischen April und Mai (Juni); in diese Zeit fallen die Fortpflanzungsaktivitäten. Im Juli gibt es in Mitteleuropa für gewöhnlich eine kurze Phase ohne Winterlibellen, bevor ab dem Monatswechsel Juli/August bis in den September die neue Generation schlüpft. (In wärmeren Klimazonen, etwa in Südspanien, kann sich die Phänologie zweier Jahrgänge aber auch überschneiden, dann treffen also die frisch geschlüpften noch auf die alten Imagines des Vorjahres.) Die neu geschlüpften Winterlibellen sind dann noch bis in den späten Herbst aktiv, allerdings ohne sich in dieser Phase zu paaren und Eier abzulegen. Mit dem Beginn längerer Kälteperioden begeben sie sich schließlich zur Winterruhe. An wärmeren Tagen können aber selbst im Winter Tiere gesichtet werden.

Gefährdung

Während die Art noch vor einigen Jahren in Deutschland als stark gefährdet galt, wird sie nach neueren Untersuchungen nicht mehr als gefährdet eingeschätzt. Zum einen beruht dies auf neuen Fundorten, zum anderen wird vermutet, dass das Tier auf Grund seiner guten Tarnung in der Vergangenheit oft übersehen wurde.

Lebensraum

Die Gemeine Winterlibelle begeben sich zur Reife nach dem Schlupf in lichtes Unterholz oder an Stellen, die mit Adlerfarn bewachsen sind. Danach wählen sie bevorzugt braune Äste, auf denen sie optimal getarnt sind. Über die Überwinterungshabitate ist außer, dass sie teilweise mehrere Kilometer vom Schlupfort entfernt liegen können, wenig bekannt. Bei aufziehendem Frost ziehen sich die Tiere meist in geschützte Ritzen zwischen Steinen oder unter Baumrinde zurück. Aber auch ein „Einfrieren“ über Nacht überstehen sie. Zur Fortpflanzung sucht die Art ganztägig besonnte, von Röhricht bewachsene Gewässer, wobei sie kaum spezielle Vorlieben für bestimmte Größen zeigt.

Lebensräume in denen die Art vorkommt

Typische Lebensräume

Altarme und Altwasser
Altarme und Altwasser

Die Kinderstube für viele Fischarten ...

Flache Stillgewässer mit Wasserhahnenfuß oder Sumpf-Wasserstern
Flache Stillgewässer mit Wasserhahnenfuß oder Sumpf-Wasserstern

Amphibischen Pioniergesellschaften in Flachwasserzonen ...

Klare, kalkreiche gelegentlich trockenfallende oder neu entstandene Gewässer mit Armleuchteralgen
Klare, kalkreiche gelegentlich trockenfallende oder neu entstandene Gewässer mit Armleuchteralgen

Klare Tümpel mit Pionierpflanzen ...

Stillgewässer mit einer Decke der Kleinen Wasserlinse
Stillgewässer mit einer Decke der Kleinen Wasserlinse

Grüne Teppiche auf Tümpeln ...

Stillgewässer mit frei schwimmenden Krebsscheren- und Froschbissbeständen
Stillgewässer mit frei schwimmenden Krebsscheren- und Froschbissbeständen

Blühende Wasserpflanzendecken ...

Stillgewässer mit Seerosen
Stillgewässer mit Seerosen

Natürlicherweise nährsoffreiche Gewässer mit Unterwasser- und Schwimmblattvegetation ...

Ufer praealpiner Seen mit Strandschmielenrasen und Bodenseevergissmeinicht
Ufer praealpiner Seen mit Strandschmielenrasen und Bodenseevergissmeinicht

Das besondere Ufer des Bodensees ...

Weiher und Seen mit mittlerer Nährstoffbelastung (mesotroph)
Weiher und Seen mit mittlerer Nährstoffbelastung (mesotroph)

Ein verbreiteter Seentyp ...

Zeitweilig trockenfallende Gewässerufer mit Strandlingsgesellschaften
Zeitweilig trockenfallende Gewässerufer mit Strandlingsgesellschaften

Amphibische Uferlebensräume an sauberen Süßgewässern ...



Weitere Lebensräume

Schlenken in naturnahen Hochmooren mit Weißem Schnabelried
Schlenken in naturnahen Hochmooren mit Weißem Schnabelried

Feuchte Mulden in Hochmooren ...

Großseggenriede
Großseggenriede

Ein saurer und sehr nasser Lebensraum ...

Beeinträchtige, renaturierungsfähige Hochmoore
Beeinträchtige, renaturierungsfähige Hochmoore

Hochmoore auf ihrem langen Weg zu besseren Bedingungen ...

Kalkreiche Sümpfe mit Schneidbinse
Kalkreiche Sümpfe mit Schneidbinse

Artenarme Röhrichte mit der Schneidbinse als Charakterart ...

Naturnahe Moorgewässer (dystrophe Seen)
Naturnahe Moorgewässer (dystrophe Seen)

Nährstoffarme braune klare Moorseen und -Teiche ...

Saure, nährstoffarme Moortümpel und Moorgewässerränder mit Wasserschlauch und Torfmoos
Saure, nährstoffarme Moortümpel und Moorgewässerränder mit Wasserschlauch und Torfmoos

Sehr saure Moortümpel mit Wasserpflanzen ...

Schilf- und Rohrkolbenröhrichte an Stillgewässern
Schilf- und Rohrkolbenröhrichte an Stillgewässern

Natürliche Monokulturen zwischen Land und Wasser ...

Schwach basische, klare Gewässer mit Glanzleuchteralgen-Rasen
Schwach basische, klare Gewässer mit Glanzleuchteralgen-Rasen

Schwach basische, klare Stillgewässer ...

Tümpel
Tümpel

Der kleine Feuchtbiotop als Lebensraum für Frösche und Libellen ...

Wasserführende Gräben
Wasserführende Gräben

Ein Rückzugsgebiet von Tieren und Pflanzen in der Agrarlandschaft ...

Weiher und Seen mit geringer Nährstoffzufuhr (oligotroph)
Weiher und Seen mit geringer Nährstoffzufuhr (oligotroph)

Klare Seen mit geringer organischer Produktion ...


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Kenndaten

Ordnung Odonata
Familie Lestidae
Art Gemeine Winterlibelle
Wiss. Sympecma fusca
Autor (Vander Linden, 1820)
Häufigkeit mittel
Länge 3.5 - 4 cm
Spannweite 4 - 4.5 cm

Auftreten im Jahr

J F M A M J J A S O N D

Höhenverbreitung

Download Artenliste

Libellen in Deutschland


Online: https://www.deutschlands-natur.de/tierarten/libellen/gemeine-winterlibelle/
Datum: 19.03.2024
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