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Lückige Sandschillergrasfluren auf Graudünen
An Nord- und Ostsee findet man noch vergleichsweise oft Dünen, die mit einer vorwiegend grasartigen Pflanzendecke bewachsen sind. Diese Dünen haben ihre Gestalt schon längere Zeit nicht mehr verändert und auf der Oberfläche hat die Bodenbildung (d.h. Humusbildung) leicht eingesetzt. Sie erscheinen deshalb nicht mehr ganz weiss, sondern gräulich - man spricht von Graudünen.
Graudünen mit krautiger Pflanzendecke befinden sich typischerweise zwischen den "hellen" sandigen Dünen (Weißdünen) in Meeresnähe und noch älteren Stadien (z.B. bewaldeten Dünen) in küstenferneren und/oder höheren Bereichen. In den oberen Bodenzentimetern hat sich bei diesem Lebensraum bereits etwas Humus gebildet, gleichzeitig ist der Oberboden oft schon entkalkt, so dass eher saure Bodenbedingungen vorherrschen; nur selten ist es noch kalkreich (basisch). Wirken keine weiteren nennenserten Einflüsse mehr auf diesen Lebensraum ein, steigt der Humusgehalt langsam und erste Sträucher wandern ein.
Aus pflanzensoziologischer Sicht können auf diesen Graudünen unterschiedliche Biotoptypen auftreten. Typisch sind beispielsweise Sand-Schillergras-Rasen mit der Charakterart dem Sand-Schillergras (Koeleria arenaria).
Selten tritt dieses Gras aber in dichten Reinbeständen auf, sonderen weitere Arten können ebenfalls auftreten: Silbergras (Corynephorus canescens), Sand- Segge (Carex arenaria), Wildem Stiefmütterchen (Viola tricolor) oder bei genauerem Hinsehen niedere Pflanzengruppen wie Moose (z.B. Polytrichum piliferum) oder und Flechten (Cladonia spec.). Dies hängt ein bisschen von der Beschaffenheit des Untergrundes ab, vorwiegend vom Kalkgehalt. Das Land Niedersachen führt folgende typischen Arten auf: Frühe Haferschmiele (Aira praecox), Sand-Segge (Carex arenaria), Strandhafer (Ammophila arenaria), Wundklee (Anthyllis vulneraria ssp. maritima), Sand-Segge (Carex arenaria), Silbergras (Corynephorus canescens var. maritimus), Dünen-Reiherschnabel (Erodium ballii), Dünen-Rot-Schwingel (Festuca rubra ssp. arenaria), Echtes Labkraut (Galium verum), Doldiges Habichtskraut (Hieracium umbellatum), Berg-Sandglöckchen (Jasione montana var. litoralis), Sand-Schillergras (Koeleria arenaria), Borstgras (Nardus stricta), Sand-Lieschgras (Phleum arenarium), Gewöhnliche Kreuzblume (Polygala vulgaris), Kleiner Sauerampfer (Rumex acetosella), Ohrlöffel-Leimkraut (Silene otites), Stein-Wiesenraute (Thalictrum minus ssp. saxitilis), Hasen-Klee (Trifolium arvense), Dünen-(Hunds-)Veilchen (Viola canina (var. dunensis), Dünen-Stiefmütterchen (Viola tricolor ssp. tricolor var. maritima), Flechten (Cladonia spp.) und Widertonmoose (Polytrichum spp.). Wie einige Namen zeigen, haben die Spezialisten unter den Botanikern bei einigen Arten sogenannte Sonderformen abgegrenzt, welche nur an der Küste auf Dünen vorkommen.
Verbreitung
Graudünen haben ihren Schwerpunkt in Deutschland an der Nordseeküste auf den nord- und ostfriesischen Inseln sowie an der Festlandküste bei Cuxhaven und im Eidervorland, meist im Kontakt zu Weißdünen. Sie können bei geringer Sandzufuhr auch ohne vorgelagerte Weißdünen auftreten.
An der Ostseeküste kommt der Lebensraumtyp regelmäßig im Bereich der Anlandungsküsten bzw. Ausgleichsküsten vor. Bedeutende Vorkommen sind auf großen Dünenkomplexen mit hoher Anlandungsdynamik zu finden: Kieler Ort / Halbinsel Wustrow, Darßer Ort und Hiddensee: Gellen, Dünenheide, Bessin. Weitere wichtige Vorkommen sind Langenwerder, Hohe Düne bei Pramort, Schaabe, Schmale Heide, Usedom.
Natura 2000 Lebensraumtyp
Dieser Biotoptyp ist ein europaweit besonders geschützter Lebensraum! Natura 2000 - Code: 2130
"Festliegende Küstendünen mit krautiger Vegetation (Graudünen) (2130)" sind ein eigenständiger Lebensraumtyp, der auf Anhang I der FFH-Richtlinie gelistet ist.
© Verbreitungskarte. Quelle: BfN/BMUB 2019: Nationaler Bericht Deutschlands nach Art. 17 FFH-Richtlinie; basierend auf Daten der Länder und des Bundes. Datengrundlage: Verbreitungsdaten der Bundesländer und des BfN.
Gefährdung
Graudünen sind, wie die Weißdünen aus denen sie entstehen, v. a. durch Eindeichungen, Küstenverbau und Küstenschutzmaßnahmen gefährdet. Weitere Gefährungen bestehen durch touristische Nutzung (Trittschäden) sowie durch eingeschleppte Arten (Pflanzung und spontane Ausbreitung der Kartoffelrose). Wesentliche Voraussetzungen für den Schutz von Graudünenbereichen sind die Gewährleistung oder die Wiederherstellung natürlicher Küstendynamik und Dünenentwicklung. Größere Dünenbereiche sollten weitgehend von Tourismus freigehalten werden, da sie bei hoher Trittbelastung Schaden nehmen können. Auf Anpflanzungen der Kartoffelrose - einer nicht heimischen Art, die sich unkontrolliert ausbreiten kann - im Bereich der Dünen sollte verzichtet werden.
Tagfalter in diesem Lebensraum
Amphibien & Reptilien in diesem Lebensraum
Säugetiere in diesem Lebensraum
Heuschrecken in diesem Lebensraum
Wanzen in diesem Lebensraum
Referenzlisten: