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Damhirsch (Dama dama)

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Damhirsch (Dama dama)

Der Damhirsch ist deutlich größer als das Reh, aber kleiner und vor allem leichter als ein Rothirsch. Die europäische Unterart hat eine Kopf-Rumpflänge von 120 bis 140 Zentimetern, einen etwa 20 Zentimeter langen Wedel (Schwanz) und eine Schulterhöhe von 80 bis 100 Zentimetern. Das Gewicht variiert bei den Männchen gewöhnlich zwischen 53 und 90 Kilogramm, sehr schwere Männchen erreichen im Ausnahmefall auch ein Gewicht von 110 Kilogramm. Die Männchen des etwas größeren Mesopotamischen Damhirschs können Kopf-Rumpf-Längen von über zwei Metern erreichen. Die Weibchen wiegen dagegen zwischen 35 und 55 Kilogramm. Das Gewicht der männlichen Tiere schwankt im Jahresverlauf erheblich; sie nehmen während der sogenannten Feist stark zu, verlieren aber in der Brunft bis zu 27 Prozent ihres Körpergewichts. Bei Weibchen sind die jahreszeitlichen Schwankungen weniger ausgeprägt, das Gewicht schwankt im Jahresverlauf etwa um sieben Kilogramm. Es erreicht den Minimalwert zwischen Januar und April und den Maximalwert zwischen September und November.

Weibchen haben einen ebenmäßigen, leichten Körperbau und unterscheiden sich vor allem durch ihre Gangart und ihren langen Schwanz, der ständig in Bewegung ist, auffällig von den ansonsten ähnlich gebauten (Rot)Hirschkühen. Das Männchen ist im Vergleich zum männlichen Rothirsch plumper und gedrungener gebaut. Er hat einen kürzeren Hals, kürzere und weniger starke Beine, deutlichere Tränengruben und ein mit runder Stange und Augsprosse versehenes, oben schaufelförmiges Geweih mit Sprossen am hinteren Rand. Der Kehlkopf ist bei adulten männlichen Damhirschen gut sichtbar, er befindet sich etwa 15 Zentimeter unterhalb des Kiefers. Die Bauchpartie wölbt sich verhältnismäßig stark nach unten. Der sogenannte „Pinsel“ – das Haarbüschel, welches den Penis umgibt – ist bereits bei Jungtieren ab Ende August deutlich erkennbar. Nach der Feistzeit im Spätsommer weisen Damhirsche durch die Speicherung von Vorratsfett häufig am Hals einen starken Fettansatz auf, der sich sogar zu „Speckfalten“ wölben kann. Die Augen sind bernsteingelb bis braungelb. Die Schalen (Hufe) sind schwarz.

Die Haarfärbung ist jahreszeitlich und individuell sehr variabel. Bei normal gefärbten Individuen ist das Sommerhaarkleid hell-rostbraun mit auffallend weißen Flecken. Diese Fleckenreihen beginnen fast am Hinterrand der Oberschenkel und ziehen sich über die Seiten des Rumpfes und den Rücken bis zum Halsansatz. Auf der Rückenmitte verläuft ein dunkler Aalstrich, der sich beim europäischen Damhirsch bis zur Spitze des Schwanzes fortsetzt. Ein auffallender waagerechter, heller Strich läuft auf der Mitte der Körperseite. Die Bauchunterseite sowie die Läufe sind hell und einfarbig, der Hals ist einfarbig hell rostbraun. Der sogenannte Spiegel ist von einem schwarzen Rand begrenzt, so dass mit dem dunklen Schwanz eine lebhafte Zeichnung der hinteren Partie entsteht. Im Winter ist der Damhirsch an Kopf, Hals und Ohren braungrau, auf dem Rücken und an den Seiten schwärzlich, an der Unterseite aschgrau. Die Fleckung ist dann nur noch andeutungsweise sichtbar. Jungtiere wechseln in Mitteleuropa ab Anfang Mai in das Sommerhaarkleid, bei adulten Tieren beginnt dieser Haarwechsel in der zweiten Maihälfte. Unabhängig von Alter und Geschlecht dauert dieser Haarwechsel etwa vierzig Tage. Bei Tieren, die nach Ende Juni noch das Winterhaarkleid aufweisen, ist das ein Zeichen für Erkrankung oder Nahrungsmangel. Der Wechsel vom Sommerhaarkleid ins Winterhaarkleid beginnt zwischen Anfang und Mitte September. Männliche Tiere benötigen etwas länger für den Haarwechsel, da in die Zeit des Haarwechsels auch die Brunft fällt. Gegen Ende Oktober bis Anfang November ist der Wechsel jedoch auch bei den Männchen abgeschlossen, Weibchen zeigen das voll ausgebildete Winterkleid in der Regel bereits in der zweiten Oktoberhälfte.

Nur männliche Tiere bilden ein Geweih aus. Die wichtigste biologische Funktion dieses Geweihes liegt im Ausfechten und Verteidigen der Rangordnung. Das Geweih besteht aus zwei Stangen, die bei ausgewachsenen und normal entwickelten Männchen gewöhnlich jeweils aus einer Augsprosse, darüber einer Mittelsprosse und einer mehr oder weniger ausgeprägten Verbreiterung, der sogenannten Schaufel, bestehen. Sogenannte Eissprossen, die zwischen Augsprosse und Mittelsprosse liegen, kommen bei Damhirschen verhältnismäßig selten vor. Der vordere Rand der Schaufel ist in der Regel glatt, die übrigen Seiten können ausgebuchtet oder eingeschlitzt sein.

Verbreitung

Ursprünglich war das Vorkommen des Damhirschs wahrscheinlich auf Vorderasien einschließlich Kleinasien beschränkt. Die erste historisch belegte Damwildeinbürgerung auf dem Gebiet der heutigen Bundesrepublik Deutschland fand 1577 statt. Der dänische König Friedrich II. sandte dem kurhessischen Landgrafen Ludwig IV. 30 Damhirsche, die der in seinem Wildpark in der Nähe der Sababurg hielt. In Preußen wurde die Art gegen Ende des 17. Jahrhunderts eingeführt, in Pommern und Livland erst in der Mitte des 18. Jahrhunderts. Generell gehen größere Einbürgerungsversuche bis ins 18. Jahrhundert auf einzelne Landesherren zurück, die als einzige über die entsprechenden Mittel und Möglichkeiten verfügten, um den mit der Einbürgerung einhergehenden Aufwand zu finanzieren. In den Landesteilen, in denen Rothirsche in ausreichender Zahl für die herrschaftlichen Jagden zur Verfügung standen, unterblieb in der Regel eine Einführung. Spätere Einführungen fanden vor allem dort statt, wo Großgrundbesitzer Interesse daran hatten, für ihre Jagdzwecke eine „Ersatzwildart“ einzuführen. Dies gilt beispielsweise für Schleswig-Holstein, wo Rothirsche selten geworden waren, aber auch für Mecklenburg, Brandenburg, Pommern und Ostpreußen

Ökologie

Damhirsche sind grundsätzlich soziale Tiere, die in Trupps oder Rudeln leben. Ausgewachsene Tiere leben von der Brunftzeit abgesehen gewöhnlich in jeweils nach Geschlechtern getrennten Rudeln, eine strenge Rudelbildung findet allerdings nicht statt. Lediglich sehr alte Hirsche leben gelegentlich einzelgängerisch.

Der Damhirsch ist ein Wiederkäuer, der in der Lage ist, auch rohfaserreiche und damit nährstoffarme und schwer aufschließbare Nahrung zu verwerten. Nach seinem Nahrungsverhalten wird der Damhirsch als Intermediärtyp eingestuft. Er nimmt damit eine Zwischenstellung ein zwischen Tieren, die ausschließlich Rauhfutter verwerten, und solchen, die sogenannte Selektierer sind. Verglichen mit Reh und Rothirsch gilt der Damhirsch als die genügsamere Art, die forstliche Schäden erst bei Wilddichtewerten anrichtet, die deutlich über denen des Rotwildes liegen.

Damhirsche äsen und wiederkäuen tags und nachts in Intervallen von etwa drei bis vier Stunden, die längsten und intensivsten Äsungsintervalle finden morgens und in der Abenddämmerung statt. Während des Sommers, wenn der Ernährungsbedarf besonders hoch ist, verbringen Damhirsche bis zu 80 Prozent der Zeit mit Äsen. Im Winterhalbjahr geht die Nahrungsaufnahme selbst bei reichlichem Nahrungsangebot zurück.

Damhirsche fressen ausschließlich pflanzliche Nahrung, und zwar Gräser, Kräuter, Blätter, unverholzte und – im Gegensatz zum Rehwild – auch verholzte Triebe und die Rinde von Bäumen und Sträuchern, sowie deren Früchte, weiterhin Pilze. Die Reichhöhe des Damhirsches bei der Äsungsaufnahme reicht vom Erdboden bis in eine Höhe von 1,40 Meter, beim Stellen auf die Hinterläufe bis zu den Blättern und Trieben im Wipfelraum junger Bäume. Die Zusammensetzung der Nahrung variiert im Jahresablauf und ist wesentlich vom jeweiligen Angebot bestimmt. Gras wird vor allem in den Monaten von Mai bis September gefressen. Früchte machen im Zeitraum von September bis Januar einen Anteil von 40 Prozent aus. Kastanien spielen dabei eine wesentliche Rolle, gefressen werden aber auch Äpfel, Birnen und Pflaumen. Sofern auf landwirtschaftlichen Flächen Deckung vorhanden ist, äsen Damhirsche auch auf diesen. Gefressen werden alle Getreidearten, mit zunehmendem Reifegrad werden die weniger begrannten Arten wie Weizen und Hafer bevorzugt. Beim Mais fressen sie besonders gerne die noch jungen Kolben, auch Raps sowie Sonnenblumen werden von ihnen häufig geäst. Darüber hinaus fressen Damhirsche auch Kartoffeln und Rüben.

In Mitteleuropa ziehen die allein oder zunächst in kleinen Gruppen ziehenden adulten Damhirsche zu den traditionellen, oft über mehrere Jahrzehnte bestehenden Brunftplätzen. Die Brunftplätze der Damhirsche bestehen häufig über viele Jahre und werden sowohl von Damtieren als auch Damhirschen wiederholt aufgesucht. In alten Damwildrevieren lassen sich gleiche Brunftplätze für einen Zeitraum von mehr als fünfzig Jahren nachweisen.

Damtiere bringen im Alter von zwei Jahren erstmals ein Kalb zur Welt. Die Tragezeit der Damtiere beträgt 33 Wochen, die Setzzeit fällt in Mitteleuropa vor allem in den Monat Juni und liegt durchschnittlich etwa 14 Tage später als beim Rotwild. Auch wenn Zwillinge und Drillinge vorkommen, setzt das Damtier in der Regel nur ein Kalb. In den einzelnen Populationen ist das Geschlechterverhältnis bei den neugeborenen Kälbern ausgewogen.

Gefährdung

Der Damhirsch ist als eingeführte Art nicht gefährdet.

Lebensraum

Der Damhirsch präferiert lichte Wälder mit ausgedehnten Wiesen, ist aber generell sehr anpassungsfähig, so dass er in fast allen Regionen Europas anzutreffen ist. Ideale Damwildreviere weisen ein dichtes Mosaik von Wald- und Feldfluren auf, wobei sich der Wald überwiegend aus Laubbäumen zusammensetzt. Der Boden ist nährstoffreich und bringt eine üppige Strauchvegetation hervor. Der Waldanteil im jeweiligen Lebensraum muss nicht sehr groß sein, weil Damhirsche den Wald primär als Deckung benötigen, nicht aber als Nahrungslieferanten. In Großbritannien kommen Damhirsche zunehmend in verhältnismäßig offener Agrarsteppe vor, in der nur kleine Waldreste ihnen Deckung bieten.

Lebensräume in denen die Art vorkommt

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Kenndaten

Ordnung Artiodactyla
Familie Cervidae
Art Damhirsch
Wiss. Dama dama
Autor (Linnaeus, 1758)
Rote Liste D -
Häufigkeit mittel
Alter (max.) 32
Fauna gebietsfremd

Auftreten im Jahr

J F M A M J J A S O N D

Höhenverbreitung

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Online: https://www.deutschlands-natur.de/tierarten/saeugetiere/damhirsch/
Datum: 19.03.2024
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