Kein Treffer
Sturzquellen (Rheokrenen)

© Alle Rechte vorbehalten. Interesse an dem Foto?

Sturzquellen (Rheokrenen)

Quellen mit deutlich sichtbarem, lokal begrenztem Ausfluss

Quellen sind Orte, an denen das Grundwasser an die Erdoberfläche tritt. Nicht immer bildet sich dort eine klare Artengemeinschaft höherer Pflanzen aus, welche eine Typisierung ermöglichen würde. Es gibt daher weitere Kriterien, nach denen Quelltypen klassifiziert werden können, z.B. nach den chemischen Inhaltsstoffen - man kennt beispielsweise verschiedene Mineralquellen, Solquellen, Eisenquellen, saure Quellen etc. Nach Strukturmerkmalen des Quellortes werden Rheokrene, Helokrene und Limnokrene Quellen unterschieden.

Von Fließ- oder Sturzquellen (Rheokrenen) spricht man, wenn sich unmittelbar am Quellaustritt ein klarer Abfluss, also Quellrinnsal ausbildet.

Neben der Kleinflächigkeit sind Quellen in der Natur vor allem aufgrund zweier Faktoren sehr bedeutsam: Quellen sind in der Regel nährstoffarm,  sofern nicht das Grundwasser ungewöhnlich stark durch den Menschen belastet wurde. Und Quellen sind sehr konstante Lebensräume - mal abgesehen von der Tatsache, dass manche Quellen auch austrocknen können. Die Wassertemperatur ist vom Grundwasser geprägt. Sie ist dadurch im Winter meist wärmer als die Umgebungstemperatur und die anderer Gewässer, im Sommer aber kühler. Schwankungen treten im Jahresverlauf oft nur innerhalb weniger - vielleicht 3-4 °C - auf. Insgesamt liegt die Temperatur nicht selten unter 10°C. Jede Quelle hat dabei eigene charakteristische Kenndaten und Ausnahmen von den Grundtypen sind möglich.

Diese Besonderheiten bewirken wiederum, dass sich eine ganz spezielle Tier- und Pflanzenwelt in Quellen ansiedelt. Tier und Pflanzen, die kühles, nährstoffarmes und wenig in der Temperatur schwankendes Wasser benötigen. Da sich ein Quellbach schon nach wenigen Metern durch die Umgebung aufwärmt und auch durch Nährstoffeintrag gefährdet ist, führt dies dazu, dass auch die Gemeinschaften nur auf sehr begrenztem Raum existieren können. Mitunter auf Flächen von weniger als 1 Quadratmeter.

Höhere Wasserpflanzenarten wird man in der Regeln in Quellen nicht suchen, sofern sich kein Tümpel ausbildet. Für Landpflanzen können sumpfige Quellaustritte außerordentlich bedeutsam sein - es bilden sich z.B. Quell- und Hangmoore aus, welche auf dieser Website separat aufgeführt werden. Im Wasser finden sich aber charakteristische Moose und Algen. Eine sehr charakteristischer und seltener Lebensraum sind die Kalktuffquellen, welche ebenfalls auf dieser Website noch einmal separat aufgeführt werden. Unter den Tieren sind typische Gruppen vor allem die bekannten Wasserinsektenordnungen wie Eintagsfliegen, Steinfliegen, Köcherfliegen und Gruppen der Fliegen/Mücken. Auch Käferarten besiedeln die Quellen. Unter den Libellen kann man - der Name sagt es bereits - Gestreifte- und Zweigestreifte Quelljungfern, sowie den Kleinen Blaupfeil in diesem Lebensraum finden. Der Feuersalamander zieht in Quellen und angschließenden Quellbächen seinen Nachwuchs groß. Selbst Fische wie die Groppe und selbst Bachforellen können - bei ausreichender Wasserführung - bis in den Quellbereich vordringen.

 

Verbreitung

Fließquellen gibt es überall in Deutschland.

Gefährdung

Vom Grundwasser gespeisst, sind Quellen zunächst einmal durch Belastungen eben dieses Grundwassers gefährdet. Das geschieht durch verschiedene Abwässer des Menschen und heutzutage insbesondere durch die konventionelle Landwirtschaft mit Pestizid und Düngegaben. Die Gewinnung von Erdgas durch "Fracking" wird von vielen ebenfalls als große Gefährdung für das Grundwasser angesehen.

Die geringe Größe der Quellen lässt sie sehr empfindlich auf die Umgebung reagieren. Zum einen kann die mechanische Belastung durch Tritt Schaden anrichten - beispielsweise auch auf Weiden durch Weidevieh. Auch der unmittelbare Eintrag von Nährstoffen und Pestiziden durch angrenzende Flächen stellt ein Problem dar. Hier sollten ausreichend große Schutzbereiche von der Nutzung ausgespart werden.

Ein großes Problem stellt auch die gestalterische Aktivität der Menschen dar: Fasziniert von dem Ursprung eines Baches oder Flusses werden viele Quellen als besondere Orte wahrgenommen. Nicht selten werden Quellen dann "gefasst" - mit Ausflussrohr, Mäuerchen und Hinweisschild versehen. Diese Bautätigkeit zerstört meistens den wenige Meter oder Zentimeter breiten natürlichen Quelllebensraum. Besser man verzichtet auf diese Maßnahmen.

Nicht zuletzt muss man eine Gefährdung durch die Klimaerwärmung sehen. Auch das Grundwasser und damit die Quellen unterliegen dem allgemeinen Trend der Temperaturerhöhung. Auch für die empfindlichen Artengemeinschaften - insbesondere der kühlen Quellen - wird dies langfristig nicht ohne Folgen bleiben.

Fliegen in diesem Lebensraum

Libellen in diesem Lebensraum

Amphibien & Reptilien in diesem Lebensraum

Süßwasserfische in diesem Lebensraum

Wanzen in diesem Lebensraum

Referenzlisten:

Natura2000: Richtlinie 92/43/EWG des Rates vom 21. Mai 1992 zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie der wildlebenden Tiere und Pflanzen

EUNIS 2021/22: European Nature Information System (EUNIS; deutsch Europäisches Naturinformationssystem). EUNIS marine habitat classification (Updated version March 2022), EUNIS terrestrial classification (Updated 2021)

EuroVegChecklist: Bergmeier E. (2020) & Mucina et al. (2016)

Bergmeier E. (2020): Die Vegetation Deutschlands – eine vergleichende Übersicht der Klassen, Ordnungen und Verbände auf Grundlage der EuroVegChecklist. Tuexenia 40: 19–32.

Mucina L., H. Bültmann, K. Dierßen, J.-P. Theurillat, T. Raus, A. C arni, K. Š umberová, W. Willner, J. Dengler, R. Gavilán García, M. Chytrý, M. Hájek, R. Di Pietro, D. Iakushenko, J. Pallas, F.J.A. Daniëls, E. Bergmeier, A. Santos Guerra, N. Ermakov, M. Valachovic , J.H.J. Schaminée, T. Lysenko, Y.P. Didukh, S. Pignatti, J.S. Rodwell, J. Capelo, H.E. Weber, A. Solomeshch, P. Dimopoulos, C. Aguiar, S.M. Hennekens & L. Tichý (2016): Vegetation of Europe: hierarchical floristic classification system of vascular plant, bryophyte, lichen, and algal communities. Applied Vegetation Science, Vol. 19, Supplement 1: 1-264.

Ellenberg, H. & Leuschner, C. (2010): Vegetation Mitteleuropas mit den Alpen, 6. Aufl., Stuttgart: 1357 S.

Delarze R., Gonseth Y., Eggenberg S., Vust M. (2015): Lebensräume der Schweiz. Ökologie - Gefährdung - Kennarten. 3. Auflage 2015. 456 Seiten.

Finck, P., Heinze, S., Raths, U., Riecken, U., Ssymank, A. (2017): Rote Liste der gefährdeten Biotoptypen Deutschlands – dritte fortgeschriebene Fassung 2017. Naturschutz und Biologische Vielfalt 156, 460 S.

()

Schnellzugriff

Referenzlisten

Bezüge zu anderen Listen:
Ellenberg & Leuschner (2010)
Finck et al. (2017) 22.03
EUNIS 2021/22
EuroVeg-Checklist
Delarze et al. (2015)
Natura 2000
Häufigkeit häufig

Online: https://www.deutschlands-natur.de/lebensraeume/suesswasser/quellen/
Datum: 04.10.2024
© 2024 Deutschlands Natur. Alle Rechte vorbehalten.