Kein Treffer
Wisent (Bison bonasus)

© Alle Rechte vorbehalten. Interesse an dem Foto?

Wisent (Bison bonasus)

Es mag für einige sehr überraschend sein, wenn sie entsprechende Pressemitteilungen nicht mitbekommen haben, aber in Deutschland leben wieder wilde Wisente im Rothaargebirge (Foto).

Der Wisent ist seit der Ausrottung des Auerochsen Europas schwerstes und größtes Landsäugetier und zudem der letzte Vertreter der wildlebenden Rinderarten des europäischen Kontinents. Wisente weisen 14 Rippenpaare und fünf Lendenwirbel auf. Das Hausrind dagegen hat 13 Rippenpaare und sechs Lendenwirbel.

Geschlechtsreife Wisentbullen sind wesentlich schwerer und größer als ausgewachsene Kühe. Der auffällige Gewichtsunterschied zwischen Männchen und Weibchen entwickelt sich erst ab dem dritten Lebensjahr. Kuhkälber wiegen bei Geburt durchschnittlich 24 und Stierkälber 28 Kilogramm. In den ersten drei Lebensmonaten verdoppelt sich das Gewicht und beträgt am Ende des ersten Lebensjahres durchschnittlich 175 Kilogramm bei Kühen und 190 Kilogramm bei Bullen. Mit vier Jahren bringen in Gehegezucht gehaltene Bullen dagegen bereits 500 Kilogramm auf die Waage, während die Kühe bei durchschnittlich 400 Kilogramm liegen.

Die Kopf-Rumpflänge beträgt bei Bullen, die älter als sechs Jahre sind, bis zu drei Meter. Ihre Widerristhöhe kann bis zu 1,88 Meter betragen. Wisentkühe erreichen eine Widerristhöhe von maximal 1,67 Meter und eine Kopf-Rumpflänge von 2,70 Meter.

Der Rumpf ist bei beiden Geschlechtern verhältnismäßig kurz und schmal. Der Kopf ist tief angesetzt und im Verhältnis zum Körper klein. Auffällig ist bei Wisenten vor allem die vom Widerrist nach hinten abfallende Rückenlinie und die im Vergleich zum relativ schwachen Hinterteil sehr muskulöse Vorderpartie.

Die Fellfarbe kann individuell leicht variieren, ist aber bei ausgewachsenen Wisenten überwiegend fahlbraun bis braun. Am dunkelsten sind die Kopfseiten und der untere Teil der Beine. Um Schnauze und Augen sind die Haare kurz und glatt. Oberhalb des nackten Nasenfeldes findet sich in der Regel ein schmaler hellgrauer Streif.

Verbreitung

In den 1920er Jahren war der Wisent akut vom Aussterben bedroht; der letzte freilebende Wisent, ein Bergwisent, wurde 1927 im Kaukasus geschossen.

Alle heute lebenden Wisente stammen von nur zwölf in Zoos und Tiergehegen gepflegten Wisenten ab. Die niedrige genetische Variabilität gilt als eine der wesentlichen Gefahren für den langfristigen Erhalt der Art. Nach Anstrengungen seitens Zoos und Privatpersonen, die Art zu erhalten, konnten die ersten freilebenden Wisentherden 1952 im Gebiet des heutigen Nationalparks Bia?owie?a an der polnisch-weißrussischen Grenze durch Auswilderung wieder angesiedelt werden. 2004 existierten 31 freilebende Populationen in einer Gesamtstärke von 1.955 Wisenten. Das entspricht rund 60 Prozent des Weltbestandes.

Im Jahre 2013 wurde im nordrhein-westfälischen Rothaargebirge eine achtköpfige Wisentherde ausgewildert. Damit leben nun erstmals seit einem halben Jahrtausend wieder Wisente frei auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands. Die Zahl der in Deutschland frei lebenden Wisente beträgt nach weiteren Geburten und zwei Abgängen zurzeit 16 (Stand Juni 2015). Das Foto zeigt einige - zum Teil besenderte - Tiere im Jahr 2014.

Ökologie

Der Wisent ist ein typischer Raufutterverwerter (pflanzliche Nahrung mit Silikateinlagerungen). Dies unterscheidet ihn vom Rothirsch, der den sogenannten Intermediärtyp vertritt, und vom Reh, das als sogenannter Konzentratselektierer nur energiedichte Pflanzenarten und -teile frisst. Die drei Arten sind deshalb keine Konkurrenten um Nahrungsressourcen. Die Literaturangaben über den täglichen Nahrungsbedarf eines ausgewachsenen Wisents reichen von 30 bis 60 Kilogramm.

Während der Vegetationszeit äsen Wisente überwiegend die Krautschicht, und unabhängig vom Waldtyp stellt dies die Hauptquelle der Nahrung dar. Regelmäßig werden auch junges Laub und Triebe gefressen, allerdings macht dies immer einen geringen Teil der Nahrung aus. Baumrinde wird vor allem gegen Ende des Winters abgeschält und gefressen. Bei Populationen, die im Winter kein Heu erhalten – wie die in freier Wildbahn lebenden Wisente im Zentralkaukasus –, stellen Brombeersträucher und unter dem Schnee freigescharrte Krautvegetation den Hauptteil der Nahrung dar. Auch hier steigt der Anteil von Baumrinde in der Nahrung deutlich an, wenn die Schneedecke höher ist. In Bia?owie?a hat man insgesamt 137 Pflanzenarten identifiziert, die in der Ernährung der Wisente eine Rolle spielen. Dazu zählen Wald-Reitgras, Wald-Segge und Behaarte Segge, Giersch, Große Brennnessel, Wolliger Hahnenfuß sowie Kohl-Kratzdistel. Triebe und junges Laub werden insbesondere von Hainbuche, Salweide, Esche und Himbeere gefressen. Die Baumrinde von Stiel-Eiche, Hainbuche, Esche und Fichte spielt im Winter eine Rolle. Daneben werden im Herbst Eicheln und Bucheckern aufgenommen.

Wisente sind Herdentiere. Lediglich ältere Bullen leben meist einzelgängerisch, während junge Bullen sich gewöhnlich zu kleinen Gruppen zusammenschließen. Die typische Wisentherde ist jedoch eine gemischte Gruppe, die aus Kühen, zwei- bis dreijährigen Jungtieren, Kälbern und während der Brunftzeit zeitweise auch erwachsenen Bullen besteht. Die Gruppenzusammensetzung ist nur sehr selten über längere Zeit stabil. Herden vermischen sich, wenn sie aufeinandertreffen, und wenn sie sich wieder trennen, ist häufig ein Teil der jeweiligen Gruppenangehörigen ausgetauscht. Eine Herde wird von einer Leitkuh angeführt. Das Alter ist ein bestimmender Faktor für den Rang, wobei einzelne Kühe ihre Stellung zum Teil über mehrere Jahre innehaben, wie man aus Untersuchungen an freilebenden Herden weiß. Bullen, die während der Fortpflanzungszeit zu den Herden stoßen, haben keinen Einfluss auf die Gruppenhierarchie. Ihre Anwesenheit dient lediglich der Fortpflanzung. Wisente halten in der Regel einen Abstand von zwei bis drei Metern voneinander. Wird diese Distanz von einem rangniedrigeren Tier etwa beim Passieren einer engen Wegstelle unterschritten, kann das ranghöhere Tier aggressiv reagieren. Kämpfe sind jedoch ausgesprochen selten.

Die Kühe tragen in der Regel nur einzelne Kälber aus, welche meistens zwischen Mai und Juli geboren werden. Die Tragezeit beträgt durchschnittlich etwa 264 Tage. Auf Grund der geringen Größe der Kälber und des Körperbaus der Kühe sind Trächtigkeitsanzeichen bei den Kühen nur schwach sichtbar. Trächtige Kühe sondern sich vor der Geburt von der Herde ab und suchen geschützte Orte auf, um dort zu gebären. Der Geburtsvorgang ist verhältnismäßig schnell und verläuft meist komplikationslos. Die Kälber, die ein Geburtsgewicht von nur 25 bis 30 Kilogramm haben, kommen binnen einer bis zwei Stunden zur Welt. Die Kühe schließen sich mit ihren Kälbern wenige Tage nach der Geburt wieder den Herden an. Im Gegensatz zu vielen anderen Huftieren wird das Kalb nach dem Säugen nicht versteckt abgelegt, sondern es bleibt ständig in unmittelbarer Nähe der Mutterkuh.

Bis zu einem Alter von drei Monaten stellt die Muttermilch die Hauptnahrung der Kälber dar. Beim Säugen steht das Kalb parallel zum mütterlichen Körper. Ab drei Monaten spielt Pflanzennahrung eine zunehmende Rolle in seinem Nahrungsspektrum. Es hält sich ab diesem Zeitpunkt zunehmend weniger in unmittelbarer Nähe der Mutter auf, sondern ist häufiger mit Altersgenossen vergesellschaftet.

Wisentkühe erreichen nur in Ausnahmefällen das 25. Lebensjahr. Bullen werden selten älter als 20 Jahre.

Gefährdung

Die aktuellen Bestände der Wisente basieren auf nur wenigen Ausgangstieren, da der Wisent nahezu ausgerottet war. Diese genetischen Armut in den Populationen gefährdet die Wisente generell, da sie dadurch weniger anpassungsfähig an ihre Umgebung sind und auch Inzucht ein gewisses Problem darstellen kann. Man versucht die Folgen durch ein europäisches Zuchtprogramm zu minimieren.

Wisente wurden erst 2013 in Deutschland ausgesetzt und die Tiere werden intensiv betreut, was grundsätzlich den Erhalt ermöglicht.

Unser Kommentar

In dem Auswilderungsprojekt für Wisente gibt es erhebliche Konflikte mit Waldbesitzern, da die Wisente durch Abschälen der Baumrinde massive Schäden an den Bäumen erzeugen. Das Gesamtprojekt stand und steht immer wieder kurz vor dem Scheitern, da nicht geklärt ist, wie die Waldschäden verhindert oder ausgeglichen werden können.

Es bleibt zu hoffen, dass man hier eine Einigung erzielt, die den Erhalt der Wisente ermöglicht. Zwar ist die Anwesenheit einer wild lebenden, kleinen und durch den Menschen betreuten Wisentherde aus ökologischer Sicht nicht ausschlaggebend, um das Ökosystem zu erhalten. Man muss auch ehrlich sagen, dass der Wald im aktuellen Aussetzungsgebiet (noch) nicht zu vergleichen ist mit den naturnahen Wäldern im polnischen Verbreitungsgebiet. Dennoch darf dies als positives Signal gewertet werden, dass man in Deutschland großen Wildtieren und allgemein "mehr Natur" eine Chance gibt.

Lebensraum

Der Lebensraum der Wisente sind ausgedehnte Laub- und Mischwälder mit einem ausgeprägten Mosaik unterschiedlich dichter Vegetationsstrukturen. Reine Nadelwälder werden nur selten aufgesucht, Mischwäldern wird aber der Vorzug vor reinen Laubwäldern gegeben. Eine Vorliebe zeigen Wisente für Erlenbruchwälder.

Lebensräume in denen die Art vorkommt

Die Texte dieses Artikels basieren in Teilen auf dem Wikipedia-Artikel aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und stehen unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported (Kurzfassung). In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar. Die Fotos dieser Webseite sind darin nicht eingeschlossen und unterliegen dem vollen Urheberrecht!

()

Schnellzugriff

Kenndaten

Ordnung Artiodactyla
Familie Bovidae
Art Wisent
Wiss. Bison bonasus
Autor (Linnaeus, 1758)
Häufigkeit sehr selten
Alter (max.) 20

Auftreten im Jahr

J F M A M J J A S O N D

Höhenverbreitung

Info Bundesländer

Download Artenliste

Säugetiere in Deutschland


Online: https://www.deutschlands-natur.de/tierarten/saeugetiere/wisent/
Datum: 12.11.2024
© 2024 Deutschlands Natur. Alle Rechte vorbehalten.