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Ist die Einführung einer neuen Referenzliste sinnvoll?
Auf dieser Website wird eine neue, vereinheitlichende Referenzliste der Biotoptypen Deutschlands eingeführt. Sie resultiert aus dem Wunsch, möglichst vollständig das Spektrum der Biotoptypen in Deutschland vorstellen zu können und diese möglichst eindeutig an Biotoptypen anderer Referenzlisten anzuschließen, insbesondere wenn diese für den Naturschutz relevant sind.
Warum eine weitere, neue Referenzliste?
Die schon vorhandenen Referenzlisten (s.u. Quellen) zu Biotoptypen haben alle, wenn auch unterschiedliche, Schwächen. Diese Schwächen sind vor allem:
- Unvollständigkeit; dies gilt für die Liste FFH-Lebensraumtypen (FFH-LRT = europaweit geschützte Biotoptypen), bei denen alle nicht schützenswerten Biotoptypen fehlen, genauso wie für das insbesondere auf Verbandsebene gute System pflanzensoziologisch definierter Vegetationseinheiten, bei dem aber alle vegetationslosen und stark anthropogen geprägten Biotoptypen fehlen;
- Unschärfen in der Definition und Abgrenzung; gängige Biotoptypen-Listen wie z.B. die Rote Liste der Biotoptypen Deutschlands (Finck et al. 2017) oder auch Biotoptypenlisten auf europäischer Ebene (z.B. EUNIS) sind auch aufgrund ihrer (notwendigen) Loslösung von pflanzensoziologischen Vegetationseinheiten häufig zu unscharf gegeneinander abgegrenzt oder bezeichnet sowie vielfach zu ungenau in ihrer räumlichen Auflösung (vgl. auch Grunewald et al. 2020);
- Inkompatibilität bestehender Referenzliste; alle bisherigen Referenzlisten sind untereinander nicht kompatibel. Aufgrund der erheblichen Unterschiede fehlt bisher eine vereinheitlichende Referenzliste, die die Biotoptypen der verschiedenen Referenzlisten soweit möglich eindeutig einander zuweist und auf diese Weise vereint;
- Fehlende Skalierbarkeit; aufgrund der fehlenden Kompatiblität und / oder zu geringen räumlichen und klassifikatorischen Auflösung (vgl. auch Grunewald et al. 2020, Grunewald et al. 2023) lassen sich bisherige, gute deutschlandweite Referenzlisten nur bedingt oder gar nicht an europaweit genutzte Systeme (z.B. FFH-LRT in Natura 2000, EUNIS) anschließen.
Alle diese Mängel versucht das neue Werk "Manderbach, R., Brunzel, S. & Stammel, B. (2024): Referenzliste der Biotoptypen Deutschlands. Version 1.0 β“ zu beheben. Bei der hiermit vorgelegten Referenzliste der Biotoptypen handelt es sich jedoch um eine erste Version, die angesichts der Komplexität des Werkes selbstverständlich noch Mängel und Fehler enthalten wird. Konstruktive sind deshalb sehr willkommen!
Literatur
Bergmeier E. (2020): Die Vegetation Deutschlands – eine vergleichende Übersicht der Klassen, Ordnungen und Verbände auf Grundlage der EuroVegChecklist. Tuexenia 40: 19–32.
Mucina L., H. Bültmann, K. Dierßen, J.-P. Theurillat, T. Raus, A. C arni, K. Š umberová, W. Willner, J. Dengler, R. Gavilán García, M. Chytrý, M. Hájek, R. Di Pietro, D. Iakushenko, J. Pallas, F.J.A. Daniëls, E. Bergmeier, A. Santos Guerra, N. Ermakov, M. Valachovic , J.H.J. Schaminée, T. Lysenko, Y.P. Didukh, S. Pignatti, J.S. Rodwell, J. Capelo, H.E. Weber, A. Solomeshch, P. Dimopoulos, C. Aguiar, S.M. Hennekens & L. Tichý (2016): Vegetation of Europe: hierarchical floristic classification system of vascular plant, bryophyte, lichen, and algal communities. Applied Vegetation Science, Vol. 19, Supplement 1: 1-264.
Ellenberg, H. & Leuschner, C. (2010): Vegetation Mitteleuropas mit den Alpen, 6. Aufl., Stuttgart: 1357 S.
Delarze R., Gonseth Y., Eggenberg S., Vust M. (2015): Lebensräume der Schweiz. Ökologie - Gefährdung - Kennarten. 3. Auflage 2015. 456 Seiten.
Finck, P., Heinze, S., Raths, U., Riecken, U., Ssymank, A. (2017): Rote Liste der gefährdeten Biotoptypen Deutschlands – dritte fortgeschriebene Fassung 2017. Naturschutz und Biologische Vielfalt 156, 460 S.
Rennwald, E. (2002): Verzeichnis und Rote Liste der Pflanzengesellschaften Deutschlands: Hrsg. v. Bundesamt f. Naturschutz Bonn-Bad Godesberg (Schriftenreihe für Vegetationskunde)