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Ulmen-Ahorn-Blockschutt- und Schluchtwälder auf saurem Untergrund

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Ulmen-Ahorn-Blockschutt- und Schluchtwälder auf saurem Untergrund

In Schluchten oder an Steilhängen mit erhöhter Luftfeuchtigkeit und mit groben Untergrund aus Steinblöcken (Blockschutt) oder groben Schotter bilden sich spezielle Waldlebensräume aus. Dominierende Baumarten sind hier Berg-Ahorn (Acer pseudoplatanus), Spitz-Ahorn (Acer platanoides), Esche (Fraxinus excelsior) und die aufgrund des Ulmensterbens selten gewordenen Berg-Ulme (Ulmus glabra); Holunder (Sambucus racemosa, Sambucus nigra) können in der Strauchschicht auftreten. Auf dem bewegtem Blockschutt der Basaltblockhalden oder skelettreichen Steinschutthängen tritt die Konkurrenzkraft der sonst so dominanten Buche zurück.

Bei den Hang- und Schluchtwälder entscheidet die Verwitterung der Gesteinsart (sauer oder basisch) und die Exposition zur Sonne (kühl-feucht oder warm-trocken) über die Artenzusammensetzungen. Bei diesem Biotoptyp sind bodensauere Hang- und Schluchtwälder gemeint: Die Steinlücken sind mit staublehmreicher, humoser, saurer und mäßig nährstoffhaltiger Feinerde ausgefüllt. Entsprechend treten die etwas anspruchsvolleren Spitzahorn und Ulme zurück und Berg-Ahorn (Acer pseudoplatanus) wird zur dominanten Art. In der meist artenarmen Krautschicht sind säuretolerante Arten, wie Stinkender Storchschnabel (Geranium robertianum), Drahtschmiele (Deschampsia flexuosa) oder Wald-Sauerklee (Oxalis acetosella) typisch. Weitere Arten können Wald-Schwingel (Festuca altissima) und Hain-Rispengras (Poa nemoralis) sein. Als Farngewächse passen Tüpfelfarn (Polypodium vulgare) und Breitblättriger Dornfarn (Dryopteris dilatata) in diesen Biotoptyp.

In Hang- und Schluchtwäldern findet man verständlicherweise auch typische Waldvögel, wie Schwarz-, Klein- und Grünspecht, Hohltaube, Trauerschnäpper, Schwarzstorch, Sumpfmeise und Waldschnepfe.

Bildergalerie von typischen Pflanzenarten in diesem Lebensraum

HirschzungenfarnWinterlinde

Verbreitung

In Deutschland ist dieser Lebensraum recht verbreitet, wo es Blockschutt oder Schluchtsituationen in den Mittelgebirgen mit sauer verwitterndem Gestein gibt. Die Wälder sind selten großflächig, sondern fast immer auf eher eng umgrenzten Sonderstandorten. Aufgrund der speziellen Geographie - also Steillagen mit Blockschutt oder enge Schluchten - liegen die Schwerpunkträume in den Mittelgebirgen und im Voralpenraum, in den nördlichen Bundesländern treten sie eher selten auf bzw. fehlen ganz.

Natura 2000 Lebensraumtyp

Verbreitung

Dieser Biotoptyp ist ein europaweit besonders geschützter Lebensraum! Natura 2000 - Code: 9180

"Schlucht- und Hangmischwälder" sind ein eigenständiger Lebensraumtyp, der auf Anhang I der FFH-Richtlinie gelistet ist. Bei dem Natura2000-Lebensraumtyp wird jedoch - anders als auf dieser Website - nicht zwischen kühl-feuchten Schluchtwäldern auf saurem Untergrund und kühl-feuchten bzw. trocken-warmen Schluchtwäldern auf basischem Untergrund unterschieden. Die Karte zeigt somit eine weitere Verbreitung an, als real für diesen Biotoptyp gegeben ist.

© Verbreitungskarte. Quelle: BfN/BMUB 2019: Nationaler Bericht Deutschlands nach Art. 17 FFH-Richtlinie; basierend auf Daten der Länder und des Bundes. Datengrundlage: Verbreitungsdaten der Bundesländer und des BfN.


Gefährdung

Wie alle Waldlebensräume, sind ist auch dieser Lebensraum durch intensive Forstwirtschaft oder einseitige Veränderungen des Baumbestandes gefährdet. Darüber hinaus können auch hohe Wildbestände den unterwuchs schädigen.

Durch Reduktion des Anteils an lebensraumtypfremden Gehölzen, Förderung lebensraumtypischer Gehölze, Entwicklung zum Dauerwald, Förderung von liegendem und stehendem Totholz und Umgestaltung der Waldaußen- und Waldinnenrände kann dieser Lebensraum gefördert werden.

Tagfalter in diesem Lebensraum

Typische Arten

C-Falter
(Polygonia c-album)

Ein häufiger Tagfalter mit sehr auffällig geformten Flügelrand

Großer Eisvogel
(Limenitis populi)

Einer der größten und zudem seltener Falter Deutschlands

Großer Fuchs
(Nymphalis polychloros)

Der seltenere, große Verwandte des Kleinen Fuchses

Großer Schillerfalter
(Apatura iris)

Ein schillernder Edelfalter auf Wegen und Lichtungen von Auwäldern

Rapsweißling
(Pieris napi)

Der häufigste Weißling unter Deutschlands Tagfaltern

Trauermantel
(Nymphalis antiopa)

Wunderschöner großer Tagfalter auf Waldwiesen, Waldrändern und in Bachtälern

Ulmen-Zipfelfalter
(Satyrium w-album)

Der Zipfelfalter mit dem markanten W auf den Hinterflügeln

Waldbrettspiel
(Pararge aegeria)

Der typische Tagfalter auf sonnigen Lichtungen in Wäldern



Weitere Arten

Admiral
(Vanessa atalanta)

Einer unser schönsten großen Tagfalter

Alpen-Perlmutterfalter
(Boloria thore)

Ein dunkler Perlmutterfalter in den Bergwäldern Deutschlands

Aurorafalter
(Anthocharis cardamines)

Ein Frühlingsbote mit leuchtend orangenen Flecken

Faulbaum-Bläuling
(Celastrina argiolus)

Ein früh fliegender Bläuling unserer Laubwälder

Gelbringfalter
(Lopinga achine)

Seltener Falter mit hübschen Augenflecken

Großer Kohlweißling
(Pieris brassicae)

Ein großer weißer Schmetterling mit Vorliebe für Kohlpflanzen

Kaisermantel
(Argynnis paphia)

Der Kaiser unter den Tagfaltern Deutschlands

Kleiner Eisvogel
(Limenitis camilla)

Ein schwarz-weißer Tagfalter auf Pfaden und Wegen von naturnahen Wäldern

Kleiner Kohlweißling
(Pieris rapae)

Ein mittelgroßer Weißling mit Vorliebe für Kohlarten

Kleiner Schlehen-Zipfelfalter
(Satyrium acaciae)

Ein wärmeliebender Zipfelfalter auf Schlehengebüsch

Kreuzdorn-Zipfelfalter
(Satyrium spini)

Ein Zipfelfalter mit markantem Silberfleck auf der Unterseite

Landkärtchen
(Araschnia levana)

Der einheimische Tagfalter mit den zwei Gesichtern

Natterwurz-Perlmutterfalter
(Boloria titania)

Fleißiger Blütenbesucher über Knöterichwiesen Süddeutschlands

Schornsteinfeger
(Aphantopus hyperantus)

Der unscheinbare Tagfalter an Wald- und Wegesrand

Tagpfauenauge
(Inachis io)

Einer der schönsten Tagfalter Deutschlands

Weißbindiger Mohrenfalter
(Erebia ligea)

Der häufigste große Mohrenfalter in unseren Mittelgebirgen

Zitronenfalter
(Gonepteryx rhamni)

Langlebiger Frühlingsbote, der harten Wintern trotzt


Fliegen in diesem Lebensraum

Amphibien & Reptilien in diesem Lebensraum

Säugetiere in diesem Lebensraum

Heuschrecken in diesem Lebensraum

Wanzen in diesem Lebensraum

Referenzlisten:

Natura2000: Richtlinie 92/43/EWG des Rates vom 21. Mai 1992 zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie der wildlebenden Tiere und Pflanzen

EUNIS 2021/22: European Nature Information System (EUNIS; deutsch Europäisches Naturinformationssystem). EUNIS marine habitat classification (Updated version March 2022), EUNIS terrestrial classification (Updated 2021)

EuroVegChecklist: Bergmeier E. (2020) & Mucina et al. (2016)

Bergmeier E. (2020): Die Vegetation Deutschlands – eine vergleichende Übersicht der Klassen, Ordnungen und Verbände auf Grundlage der EuroVegChecklist. Tuexenia 40: 19–32.

Mucina L., H. Bültmann, K. Dierßen, J.-P. Theurillat, T. Raus, A. C arni, K. Š umberová, W. Willner, J. Dengler, R. Gavilán García, M. Chytrý, M. Hájek, R. Di Pietro, D. Iakushenko, J. Pallas, F.J.A. Daniëls, E. Bergmeier, A. Santos Guerra, N. Ermakov, M. Valachovic , J.H.J. Schaminée, T. Lysenko, Y.P. Didukh, S. Pignatti, J.S. Rodwell, J. Capelo, H.E. Weber, A. Solomeshch, P. Dimopoulos, C. Aguiar, S.M. Hennekens & L. Tichý (2016): Vegetation of Europe: hierarchical floristic classification system of vascular plant, bryophyte, lichen, and algal communities. Applied Vegetation Science, Vol. 19, Supplement 1: 1-264.

Ellenberg, H. & Leuschner, C. (2010): Vegetation Mitteleuropas mit den Alpen, 6. Aufl., Stuttgart: 1357 S.

Delarze R., Gonseth Y., Eggenberg S., Vust M. (2015): Lebensräume der Schweiz. Ökologie - Gefährdung - Kennarten. 3. Auflage 2015. 456 Seiten.

Finck, P., Heinze, S., Raths, U., Riecken, U., Ssymank, A. (2017): Rote Liste der gefährdeten Biotoptypen Deutschlands – dritte fortgeschriebene Fassung 2017. Naturschutz und Biologische Vielfalt 156, 460 S.

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Referenzlisten

Bezüge zu anderen Listen:
Ellenberg & Leuschner (2010) 8.4.3.4.2
Finck et al. (2017) 43.06, 43.07.01
EUNIS 2021/22 T1F
EuroVeg-Checklist
Delarze et al. (2015)
Natura 2000 9180*
Häufigkeit häufig

Online: https://www.deutschlands-natur.de/lebensraeume/waelder/schlucht-und-hangmischwaelder-tilio-acerion/
Datum: 19.03.2024
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