Kein Treffer
Waldmeister-Buchenwald

© Alle Rechte vorbehalten. Interesse an dem Foto?

Waldmeister-Buchenwald

Buchenwälder sind die verbeitetesten Waldtypen in Deutschland. Auf basischen Böden, d.h. über Gesteinen wie z.B. Kalk, Basalt oder Diabas, gehört der Waldmeister-Buchenwald in seinen verschiedenen Ausprägungen an vielen Standorten zur potentiell natürlichen Vegetation: Er würde dort wachsen, wenn es keinerlei Einfluss des Menschen gegeben hätte. Die Rotbuche (Fagus sylvatica) ist die dominierende Baumart in diesem Lebensraum, aber auch weitere Baumarten wie Berg-Ahorn (Acer pseudoplatanus), Esche (Fraxinus excelsior) oder die Eichen (Quercus robur und Q. petraea) und Traubeneiche (Quercus petraea) sind beigemischt. In hohen Lagen - z.B. am Alpennordrand - können auch Tannen hinzukommen.

Entscheidend für die Ausprägung vor allem der Krautschicht in diesen Wäldern ist die Beschaffenheit des Ausgangsgesteins, auf dem die Buchenwälder wachsen. Da der Waldmeister-Buchenwald auf basischem Untergrund wächst, ist die Krautschicht sehr artenreich und gut ausgebildet. Vor allem dies unterscheidet den Waldmeister-Buchenwald vom Hainsimsen-Buchenwald, der auf saurem Untergrund wächst.

Typische Pflanzenarten sind neben dem genannten Waldmeister (Galium odoratum) z.B. Einblütiges Perlgras (Melica uniflora,), Wald-Bingelkraut (Mercurialis perennis), Waldgerste (Hordelymus europaeus), Haselwurz (Asarum europaeum), Zwiebel-Zahnwurz (Cardamine bulbífera,), Goldnessel (Lamium galeobdolon), Gelbes Windröschen (Anemone ranunculoides), Bärlauch (Allium ursinum), Frühlings-Platterbse (Lathyrus vernus), Leberblümchen (Hepatica nobilis), Wald-Gelbstern (Gagea lutea), Hohler Lerchensporn (Corydalis cava) und Gefingerter Lerchensporn (Corydalis solida).

Unter den Pflanzen sind viele Frühjahrsgeophyten, sogenannte Frühblüher, welche im zeitigen Frühjahr noch vor dem Ausschlagen der Bäume blühen und den Waldboden einfärben. Auch verschiedene Orchideenarten wachsen in diesem Lebensraum, insbesondere wenn es sich um wärmebegünstigte Standorte handelt. Bei besonders ausgeprägten Vorkommen spricht man dann von Orchideenbuchenwälder, welche auf dieser Website getrennt aufgeführt werden.

Natürliche Buchenwälder zeichnen sich - wie fast alle Wälder - natürlicherweise durch einen hohen Alt- und Totholzanteil aus, welche wiederum für zahlreiche Lebewesen eine Lebensgrundlage stellen. Unter den unzähligen Tierarten, welche in Waldmeister-Buchenwäldern auftreten, seine nur wenige Beispiele aus der Vogelwelt genannt. Z.B. die charakteristischen Waldarten wie Hohltaube, Trauer-, Zwergschnäpper, Waldlaubsänger, Schwarz-, Mittelspecht, Waldkauz, Schwarzstorch, Greifvögel (Horststandorte) und Waldschnepfe.

Bildergalerie von typischen Pflanzenarten in diesem Lebensraum

BärlauchFrühlings-PlatterbseGefleckter AronstabGelbes WindröschenHohler LerchenspornLeberblümchenTürkenbundlilieWald-BingelkrautWaldmeisterBleiches WaldvögleinBreitblättrige StändelwurzVogel-Nestwurz

Verbreitung

Waldmeister-Buchenwälder gehören an vielen Standorten in Mitteleuropa mit basischem Untergrund zur potentiell natürlichen Vegetation. Sie kommen deshalb in fast allen Regionen Deutschlands vor, wenn neben dem Boden-pH auch die sonstigen Standortbedingungen, v.a. die Bodenfeuchte im gemäßigten Bereich bleiben, so dass sie von der Buche besiedelt werden können; sie sind allgemein einer der häufigen Lebensräume in Deutschland.

Natura 2000 Lebensraumtyp

Verbreitung

Dieser Biotoptyp ist ein europaweit besonders geschützter Lebensraum! Natura 2000 - Code: 9130

"Waldmeister-Buchenwälder" sind ein eigenständiger Lebensraumtyp, der auf Anhang I der FFH-Richtlinie gelistet ist.

© Verbreitungskarte. Quelle: BfN/BMUB 2019: Nationaler Bericht Deutschlands nach Art. 17 FFH-Richtlinie; basierend auf Daten der Länder und des Bundes. Datengrundlage: Verbreitungsdaten der Bundesländer und des BfN.


Gefährdung

Je intensiver die forstliche Nutzung dieses Waldtyps ist, umso stärker wird er beeinträchtigt. Besonders zu nennen sind standortfremde Nadelholzaufforstungen.

Nähr- und Schadstoffeintrag, zu hohe Wildbestände (keine Verjüngung durch Verbiss) und Zerschneidung großer Waldflächen (Straßen, Siedlung) sind weitere Beeinträchtigungen. In Kernzonen von Nationalparken (z.B. Hainich) kann sich der Waldmeister-Buchenwald natürlich entwickeln.

Tagfalter in diesem Lebensraum

Typische Arten

C-Falter
(Polygonia c-album)

Ein häufiger Tagfalter mit sehr auffällig geformten Flügelrand

Gelbringfalter
(Lopinga achine)

Seltener Falter mit hübschen Augenflecken

Großer Fuchs
(Nymphalis polychloros)

Der seltenere, große Verwandte des Kleinen Fuchses

Kaisermantel
(Argynnis paphia)

Der Kaiser unter den Tagfaltern Deutschlands

Kleiner Eisvogel
(Limenitis camilla)

Ein schwarz-weißer Tagfalter auf Pfaden und Wegen von naturnahen Wäldern

Waldbrettspiel
(Pararge aegeria)

Der typische Tagfalter auf sonnigen Lichtungen in Wäldern

Weißbindiger Mohrenfalter
(Erebia ligea)

Der häufigste große Mohrenfalter in unseren Mittelgebirgen



Weitere Arten

Admiral
(Vanessa atalanta)

Einer unser schönsten großen Tagfalter

Aurorafalter
(Anthocharis cardamines)

Ein Frühlingsbote mit leuchtend orangenen Flecken

Blauer Eichenzipfelfalter
(Neozephyrus quercus)

Ein häufiger, aber verborgen lebender blauer Zipfelfalter in Eichenwäldern

Großer Eisvogel
(Limenitis populi)

Einer der größten und zudem seltener Falter Deutschlands

Großer Schillerfalter
(Apatura iris)

Ein schillernder Edelfalter auf Wegen und Lichtungen von Auwäldern

Kleiner Kohlweißling
(Pieris rapae)

Ein mittelgroßer Weißling mit Vorliebe für Kohlarten

Rapsweißling
(Pieris napi)

Der häufigste Weißling unter Deutschlands Tagfaltern

Schornsteinfeger
(Aphantopus hyperantus)

Der unscheinbare Tagfalter an Wald- und Wegesrand

Silberfleck-Perlmutterfalter
(Boloria euphrosyne)

Veilchenfreund in dere Nähe von Wäldern und an Waldrändern

Ulmen-Zipfelfalter
(Satyrium w-album)

Der Zipfelfalter mit dem markanten W auf den Hinterflügeln

Zitronenfalter
(Gonepteryx rhamni)

Langlebiger Frühlingsbote, der harten Wintern trotzt


Fliegen in diesem Lebensraum

Amphibien & Reptilien in diesem Lebensraum

Orchideen in diesem Lebensraum

Käfer in diesem Lebensraum

Säugetiere in diesem Lebensraum

Heuschrecken in diesem Lebensraum

Wanzen in diesem Lebensraum

Referenzlisten:

Natura2000: Richtlinie 92/43/EWG des Rates vom 21. Mai 1992 zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie der wildlebenden Tiere und Pflanzen

EUNIS 2021/22: European Nature Information System (EUNIS; deutsch Europäisches Naturinformationssystem). EUNIS marine habitat classification (Updated version March 2022), EUNIS terrestrial classification (Updated 2021)

EuroVegChecklist: Bergmeier E. (2020) & Mucina et al. (2016)

Bergmeier E. (2020): Die Vegetation Deutschlands – eine vergleichende Übersicht der Klassen, Ordnungen und Verbände auf Grundlage der EuroVegChecklist. Tuexenia 40: 19–32.

Mucina L., H. Bültmann, K. Dierßen, J.-P. Theurillat, T. Raus, A. C arni, K. Š umberová, W. Willner, J. Dengler, R. Gavilán García, M. Chytrý, M. Hájek, R. Di Pietro, D. Iakushenko, J. Pallas, F.J.A. Daniëls, E. Bergmeier, A. Santos Guerra, N. Ermakov, M. Valachovic , J.H.J. Schaminée, T. Lysenko, Y.P. Didukh, S. Pignatti, J.S. Rodwell, J. Capelo, H.E. Weber, A. Solomeshch, P. Dimopoulos, C. Aguiar, S.M. Hennekens & L. Tichý (2016): Vegetation of Europe: hierarchical floristic classification system of vascular plant, bryophyte, lichen, and algal communities. Applied Vegetation Science, Vol. 19, Supplement 1: 1-264.

Ellenberg, H. & Leuschner, C. (2010): Vegetation Mitteleuropas mit den Alpen, 6. Aufl., Stuttgart: 1357 S.

Delarze R., Gonseth Y., Eggenberg S., Vust M. (2015): Lebensräume der Schweiz. Ökologie - Gefährdung - Kennarten. 3. Auflage 2015. 456 Seiten.

Finck, P., Heinze, S., Raths, U., Riecken, U., Ssymank, A. (2017): Rote Liste der gefährdeten Biotoptypen Deutschlands – dritte fortgeschriebene Fassung 2017. Naturschutz und Biologische Vielfalt 156, 460 S.

()

Schnellzugriff

Referenzlisten

Bezüge zu anderen Listen:
Ellenberg & Leuschner (2010) 8.4.3.1.2
Finck et al. (2017) 43.07.05
EUNIS 2021/22 T17
EuroVeg-Checklist 11CA02B
Delarze et al. (2015) 6.2.3.
Natura 2000 9130

Höhenverbreitung


Online: https://www.deutschlands-natur.de/lebensraeume/waelder/waldmeister-buchenwald-asperulo-fagetum/
Datum: 19.03.2024
© 2024 Deutschlands Natur. Alle Rechte vorbehalten.