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Feuchte Heiden

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Feuchte Heiden

Heiden in Regionen mit relativ hohen Niederschlagsmengen und moderaten Temperaturverläufe

Die Glockenheide (Erica tetralix, Foto: rosa) ist ein Heidekrautgewächs, welches Ähnlichkeit mit der Besenheide hat, die man durch ihr großflächiges Auftreten in der Lüneburger Heide gut kennt. Die Blüten sind jedoch nicht so zahlreich, etwas größer und hängen glockenförmig am Ende von bläulichgrünen Ästchen. In kühleren Lagen und erhöhten Niederschlägen bzw. unter Grundwassereinfluss kann die Glockenheide die vorherrrschende Pflanzenart sein und einen charakteristischen Biotoptyp Deutschlands bilden.

Diese niedrig wüchsigen Pflanzengesellschaften (Zwergstrauchheiden) wachsen auf feuchten, torfig-moorigen Böden und können Vorstufen von Moorwäldern aus Birken, Stieleichen und Kiefern sein, welche sich dort langfristig entwickeln würden. Meistens findet man sie am Rande von Mooren und Sümpfen. Neben der Bodenfeuchte ist auch der erhöhte Säuregehalt im Boden ein Charakteristikum. Feuchte Heiden mit Glockenheide sind sehr auf atlantische Klimaverhältnisse angewiesen. Damit meint man geringe Temperaturextrema, also vergleichsweise milde Temperaturen im Winter und auch nicht zu heiße Temperaturen im Sommer. Die Niederschläge sind recht hoch. Ökologische Erfordernisse für einen günstigen Entwicklung des Lebensraumes sind zudem grundwasserbeeinflusste, saure sandig-moorige Böden oder Torfböden. Auf trockeneren Standorten kommen neben der Glockenheide verstärkt Heidekraut (Calluna vulgaris) und Krähenbeere (Empetrum nigrum) hinzu.

Viele der in Feuchten Heiden wachsenden und kennzeichnenden Pflanzenarten sind konkurrenzschwach. Sie gedeihen ausschließlich auf den nährstoffarmen, lückig bewachsenen, aber feuchten Böden. Das Land Niedersachsen führt folgende typischen Pflanzenarten auf: Glockenheide (Erica tetralix, Foto: rosa), Moorlilie (Narthecium ossifragum, gelb), Deutsche Rasensimse (Trichophorum cespitosum ssp. germanicum), Torfmoosknabenkraut (Dactylorhiza sphagnicola), Lungen-Enzian (Gentiana pneumonanthe), Torfbinse (Juncus squarrosus), Rundblättriger Sonnentau (Drosera rotundifolia), Mittlerer Sonnentau (Drosera intermedia), Moosbeere (Oxycoccus palustris), Scheidenwollgras (Eriophorum vaginatum), Weißes Schnabelried (Rhynchospora alba), Weichtorfmoos (Sphagnum molle), Kissentorfmoos (Sphagnum compactum) und Zarttorfmoos (Sphagnum tenellum). Weitere begleitende Arten sind Besenheide (Calluna vulgaris), Schmalblattwollgras (Eriophorum angustifolium), Pfeifengras (Molinia caerulea, Gras im Foto), Wiesensegge (Carex nigra), Hirsesegge (Carex panicea), Blutwurz (Potentilla erecta), Moorbirke (Betula pubescens) und Kiefer (Pinus sylvestris).

Wertvolle Strukturen in diesem Lebensraum sind vegetationsfreie Rohböden wie z. B. offene Sandstellen. Kennzeichnende Tier- und Pflanzenarten der feuchten Heiden sind jedoch auch in anderen Naturräumen anzutreffen wie beispielsweise die Arktische Smaragdlibelle in der Eifel.

Bildergalerie von typischen Pflanzenarten in diesem Lebensraum

Glocken-HeideGrau-Heide

Verbreitung

Dieser Biotoptyp ist v.a. in der atlantischen Region Deutschlands verbreitet. Besonders gut ausgeprägte Vorkommen finden sich im Münsterländischen Tiefland und im Bereich der Lüneburger Heide. Oft finden sich die Vorkommen im Komplex mit oder im Randbereich von degradierten Hochmooren.

In Sachsen sind atlantische Feuchtheiden auf die Lausitzer Niederung beschränkt. Die Bestände sind sehr selten und meist nur kleinflächig ausgeprägt. Sie finden sich in Heidemooren und im Verlandungsbereich von Heideteichen. Auch in Mecklenburg-Vorpommern kommt dieser Lebensraum nur noch reliktartig in Sandgebieten im unmittelbaren Küstenhinterland und im Anlandungsbereich der Küste vor sowie im atlantisch geprägten Westen- und Südwesten des Landes im Bereich der übersandeten Grundmoräne und des Sanders.

Natura 2000 Lebensraumtyp

Verbreitung

Dieser Biotoptyp ist ein europaweit besonders geschützter Lebensraum! Natura 2000 - Code: 4010

"Feuchte Heiden mit Glockenheide" sind ein eigenständiger Lebensraumtyp, der auf Anhang I der FFH-Richtlinie gelistet ist.

Vorkommen an der Küste in Dünenkomplexen wären jedoch als Lebensraumtyp Feuchte Dünentäler der Küstendünen (2190) zu erfassen.

© Verbreitungskarte. Quelle: BfN/BMUB 2019: Nationaler Bericht Deutschlands nach Art. 17 FFH-Richtlinie; basierend auf Daten der Länder und des Bundes. Datengrundlage: Verbreitungsdaten der Bundesländer und des BfN.


Gefährdung

Da der Biotoptyp ein typisches Element der ehemaligen extensiv genutzten Kulturlandschaft ist, stellt die Aufgabe der Bewirtschaftung sowie Umbruch oder Aufforstung der Flächen eine Gefährdung dar. Die natürliche Entwicklung des Lebensraumnes führt dann durch die Ausbreitung vom oben genannten Pfeifengras (Molinia caerulea) zur Vergrasung und zur weiteren Einwanderung von Gehölzen wie z. B. Waldkiefer (Pinus sylvestris), Moor-Birke (Betula pubescens), Sand-Birke (Betula pendula) und Stiel-Eiche (Quercus robur).

Wird dieser Entwicklung nicht Einhalt geboten, entstehen über Vorwaldstadien langfristig feuchte Eichenmischwäldern bzw. Moor-Birkenwäldern. Nährstoffeintrag (Stickstoffeinträge über die Luft, Düngemittel aus angrenzenden landwirtschaftlichen Nutzflächen) sowie intensive Freizeitnutzung beeinträchtigen die Qualität des Lebensraumtyps. Besonders auf Sekundärstandorten sollten die Flächen gelegentlich entbuscht werden. Gegebenenfalls ist auch eine extensive Beweidung mit Schafen und Ziegen zum Austrag von Nährstoffen sinnvoll. Abschnittsweiser Plaggenhieb oder kontrolliertes Brennen dienen der Verjüngung der Bestände.

Besonderheiten

Feuchte Heidegebiete mit Glockenheide können ein sehr ansprechendes Bild in der Landschaft abgeben. Sie gehören zum Bsp. auch zum typischen Landschaftsbild der höheren Lagen der Eifel. Besonders beeindruckend sind die feuchten Heidegebiete, wenn die Moorlilie blüht.

Tagfalter in diesem Lebensraum

Typische Arten

Faulbaum-Bläuling
(Celastrina argiolus)

Ein früh fliegender Bläuling unserer Laubwälder

Hochmoor-Perlmutterfalter
(Boloria aquilonaris)

Ein seltener, oranger Tagfalter in Sümpfen und Hochmooren

Hochmoorgelbling
(Colias palaeno)

Ein seltener gelber Falter in Mooren

Rostfarbiger Dickkopffalter
(Ochlodes sylvanus)

Ein häufiger Dickkopffalter auf Blüten am Wegesrand



Weitere Arten

Admiral
(Vanessa atalanta)

Einer unser schönsten großen Tagfalter

Argus-Bläuling
(Plebeius argus)

Ein kleiner Bläuling mit Dorn am Schienbein

Baldrian-Scheckenfalter
(Melitaea diamina)

6Ein dunkler Scheckenfalter, der von Baldrian lebt

Braunfleckiger-Perlmutterfalter
(Boloria selene)

Ein noch regelmäßiger Gast auf feuchten und mageren Wiesen in Deutschland

Braunkolbiger Dickkopffalter
(Thymelicus sylvestris)

Ein dickköpfiger Tagfalter mit braunen Fühlerspitzen

C-Falter
(Polygonia c-album)

Ein häufiger Tagfalter mit sehr auffällig geformten Flügelrand

Distelfalter
(Vanessa cardui)

Der Wanderfalter unter Alpenüberquerer unter unseren Tagfaltern

Gelbwürfeliger Dickkopffalter
(Carterocephalus palaemon)

Ein kleiner, flinker Dickkopffalter in sonnigen Gegenden

Gemeiner Bläuling
(Polyommatus icarus)

Einer der häufigsten Bläulinge in Deutschland

Goldene Acht, Kleegelbling
(Colias hyale)

Ein Tagfalter mit einer Zahl auf dem Hinterflügel

Großer Fuchs
(Nymphalis polychloros)

Der seltenere, große Verwandte des Kleinen Fuchses

Großer Kohlweißling
(Pieris brassicae)

Ein großer weißer Schmetterling mit Vorliebe für Kohlpflanzen

Großer Perlmutterfalter
(Argynnis aglaja)

Der größte Perlmutterfalter unter Deutschlands Tagfaltern

Großes Ochsenauge
(Maniola jurtina)

Ein häufiger Falter mit Augenfleck auf Wiesen und Säumen

Kleiner Feuerfalter
(Lycaena phlaeas)

Der kleinste und häufigste Feuerfalter in unserer Fauna

Kleiner Fuchs
(Aglais urticae)

4Ein Fuchs unter unteren heimischen Tagfaltern

Kleiner Kohlweißling
(Pieris rapae)

Ein mittelgroßer Weißling mit Vorliebe für Kohlarten

Kleines Wiesenvögelchen
(Coenonympha pamphilus)

Einer unserer häufigsten Falter in Graslebensräumen - das Kleine Wiesenvögelchen

Landkärtchen
(Araschnia levana)

Der einheimische Tagfalter mit den zwei Gesichtern

Rapsweißling
(Pieris napi)

Der häufigste Weißling unter Deutschlands Tagfaltern

Rostbraunes Wiesenvögelchen
(Coenonympha glycerion)

Ein kleiner Falter mit unterbrochener Binde auf den Hinterflügeln

Schornsteinfeger
(Aphantopus hyperantus)

Der unscheinbare Tagfalter an Wald- und Wegesrand

Schwarzkolbiger Braundickkopffalter
(Thymelicus lineola)

Ein orangfarbener Dickkopffalter mit schwarzen Fühlerkolben

Tagpfauenauge
(Inachis io)

Einer der schönsten Tagfalter Deutschlands

Wachtelweizen-Scheckenfalter
(Melitaea athalia)

Ein braun-orange gefleckter Tagfalter auf frischen Wiesen und Waldlichtungen

Wegerich-Scheckenfalter
(Melitaea cinxia)

Ein orangebrauner Scheckenfalter mit Vorliebe für magere Lebensräume

Zitronenfalter
(Gonepteryx rhamni)

Langlebiger Frühlingsbote, der harten Wintern trotzt


Fliegen in diesem Lebensraum

Amphibien & Reptilien in diesem Lebensraum

Orchideen in diesem Lebensraum

Säugetiere in diesem Lebensraum

Heuschrecken in diesem Lebensraum

Wanzen in diesem Lebensraum

Referenzlisten:

Natura2000: Richtlinie 92/43/EWG des Rates vom 21. Mai 1992 zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie der wildlebenden Tiere und Pflanzen

EUNIS 2021/22: European Nature Information System (EUNIS; deutsch Europäisches Naturinformationssystem). EUNIS marine habitat classification (Updated version March 2022), EUNIS terrestrial classification (Updated 2021)

EuroVegChecklist: Bergmeier E. (2020) & Mucina et al. (2016)

Bergmeier E. (2020): Die Vegetation Deutschlands – eine vergleichende Übersicht der Klassen, Ordnungen und Verbände auf Grundlage der EuroVegChecklist. Tuexenia 40: 19–32.

Mucina L., H. Bültmann, K. Dierßen, J.-P. Theurillat, T. Raus, A. C arni, K. Š umberová, W. Willner, J. Dengler, R. Gavilán García, M. Chytrý, M. Hájek, R. Di Pietro, D. Iakushenko, J. Pallas, F.J.A. Daniëls, E. Bergmeier, A. Santos Guerra, N. Ermakov, M. Valachovic , J.H.J. Schaminée, T. Lysenko, Y.P. Didukh, S. Pignatti, J.S. Rodwell, J. Capelo, H.E. Weber, A. Solomeshch, P. Dimopoulos, C. Aguiar, S.M. Hennekens & L. Tichý (2016): Vegetation of Europe: hierarchical floristic classification system of vascular plant, bryophyte, lichen, and algal communities. Applied Vegetation Science, Vol. 19, Supplement 1: 1-264.

Ellenberg, H. & Leuschner, C. (2010): Vegetation Mitteleuropas mit den Alpen, 6. Aufl., Stuttgart: 1357 S.

Delarze R., Gonseth Y., Eggenberg S., Vust M. (2015): Lebensräume der Schweiz. Ökologie - Gefährdung - Kennarten. 3. Auflage 2015. 456 Seiten.

Finck, P., Heinze, S., Raths, U., Riecken, U., Ssymank, A. (2017): Rote Liste der gefährdeten Biotoptypen Deutschlands – dritte fortgeschriebene Fassung 2017. Naturschutz und Biologische Vielfalt 156, 460 S.

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Referenzlisten

Bezüge zu anderen Listen:
Ellenberg & Leuschner (2010) 1.8.2.1
Finck et al. (2017) 40.02
EUNIS 2021/22 S41, Q21
EuroVeg-Checklist 12PB01A
Delarze et al. (2015)
Natura 2000 4010
Häufigkeit selten

Online: https://www.deutschlands-natur.de/lebensraeume/heide-und-buschvegetation/feuchte-heiden-des-nordatlantischen-raumes-mit-erica-tetralix/
Datum: 19.03.2024
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