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Schwermetallrasen mit Galmei-Veilchen

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Schwermetallrasen mit Galmei-Veilchen

Den Begriff "Schwermetall" in Zusammenhang mit einem speziellen Lebensraum in Deutschlands Natur zu hören, erscheint vielen bestimmt verwunderlich, da Schwermetalle meistens im Zusammenhang mit Umweltbelastungen oder Chemieunfällen genannt werden. Und doch handelt es sich bei Schwermetallrasen um besondere Lebensräume, die aber sehr selten sind. Auch in Deutschland gibt es Orte, an denen schwermetallreiche Gesteine (z.B. mit hohem Anteil von Blei, Zink und Kupfer) bis an die Oberfläche reichen und einen flachgründigen Untergrund für Pflanzen darstellen. Durch den Menschen sind weitere Standorte hinzugekommen und zwar ehemalige Abraumhalten in Regionen, in denen schwermetallreiches Erz abgebaut wurde.

Das Gelbe Galmei-Veilchen (Viola calaminaria) und das Violette Galmei-Stiefmütterchen (Viola guestphalica, Foto) geben diesem Biotoptyp ihren Namen. "Galmei" ist ein zinkhaltiges Erz, daher der Name.

Die Pflanzenwelt hat sich auf die speziellen Wachstumsbedingungen angepasst und man kann von einer speziellen Artengemeinschaft auf diesen Standorten sprechen - den Schwermetallrasen. Wie der Name schon sagt, handelt es sich um flachwüchsige, rasenartige Lebensräume mit lückigem Bewuchs, da der Untergrund meistens geringe Bodenbildung aufweist. Die Gesteine heizen sich auf und allgemein ist es ein eher trockener Standort.

Allen Arten ist gemein, dass sie trotz hohem Schwermetallgehalt im Boden gut wachsen können. Für Bäume und Sträucher herrschen auf den Standorten lebensfeindliche Bedingungen und man findet sie allenfalls als Kümmer- oder Jungstadien (z.B. Birken oder Kiefern). Es gibt aber sehr typische Pflanzenarten in der Krautschicht, welche die Wachstumsbedingungen schon im Namen tragen: neben den genannten Veilchen-Arten können Hallersche Schaumkresse (Arabidopsis halleri), Taubenkropf-Leimkraut (Silene vulgaris), Kleiner Sauerampfer (Rumex acetosella) und Galmei-Täschelkraut (Noccaea caerulescens) genannt werden, die ähnlich schwermetalltolerant sind, aber auch in anderen Lebensräumen vorkommen. Auch Flechten und Moose gedeihen häufig auf diesen Standorten.

Von einer typischen Tierwelt, welche an den Schwermetallgehalt angepasst ist, kann man nicht sprechen. Vielmehr ist hier der trocken-warme Standort entscheidend und man findet entsprechende Arten, z.B. Heuschreckenarten und Hautflügler. Auch wärmeliebende Reptilien nutzen diesen Standort sehr gerne.

Verbreitung

Schwermetallrasen findet man in Deutschland verständlicherweise nur in Regionen, wo die entsprechenden Erze vorhanden sind. In den meisten Fällen wird es sich um alte Abraumhalten halten und nur selten um natürliche Standorte, bei denen die schwermetallreichen Gesteine bis zur Bodenoberfläche reichen. Schwermetallrasen sind sehr spezielle und seltene Lebensräume. Konkret sind es die Regionen Eifel, Sauerland und Weserbergland (Nordrhein-Westfalen) sowie der Harz und sein Umfeld (Niedersachsen, Sachsen-Anhalt). Daneben gibt es noch einzelne kleinere Vorkommen in Rheinland-Pfalz, in Sachsen, oder auf kupferhaltigem Gipskeuper in Thüringen (Bottendorf).

Natura 2000 Lebensraumtyp

Verbreitung

Dieser Biotoptyp ist ein europaweit besonders geschützter Lebensraum! Natura 2000 - Code: 6130

"Schwermetallrasen" sind ein eigenständiger Lebensraumtyp, der auf Anhang I der FFH-Richtlinie gelistet ist. Jedoch werden auf dieser Website, anders als bei Natura 2000, Schwermetallrasen mit Galmei-Veilchen von den Schwermetallrasen mit Schwermetall-Grasnelke unterschieden. Die Verbreitungskarte zeigt somit die zusammengefasste Verbreitung beider Biotoptypen an. Man sieht wie selten beide Biotoptypen sind.

© Verbreitungskarte. Quelle: BfN/BMUB 2019: Nationaler Bericht Deutschlands nach Art. 17 FFH-Richtlinie; basierend auf Daten der Länder und des Bundes. Datengrundlage: Verbreitungsdaten der Bundesländer und des BfN.


Gefährdung

Bei erzhaltigen Gebieten stellt der weitere Abbau von Erzen die Hauptgefährdungsursache für den Lebensraum dar. Im Falle von alten Halten besteht die Gefahr, dass sie mit Bauschutt oder Abfall verfüllt werden. Allgemein kann ein Eintrag von Nährstoffen in das System zu Veränderungen der Pflanzenartenzusammensetzung führen, indem die typischen Arten von häufig verbreiteten Artemn verdrängt werden.

Bei geringen Schermetallgehalten kann es Bäumen und Sträuchern doch möglich sein, sich zu etablieren und die Entfernung dieser Gehölze kann eine sinnvolle Naturschutzmaßnahme sein, um den seltenen Lebensraum zu erhalten.

Besonderheiten

Das auf dem Foto zu sehende Violette Galmei-Stiefmütterchen (Viola guestphalica) ist einer der wenigen Endemiten in Deutschland. D.h. es ist nicht nur bei uns heimisch, sondern auf der Welt kommt es nur bei uns in Deutschland vor. Daraus ergibt sich eine besondere Verantwortung: wenn wir es nicht schützen, stirbt es weltweit aus!

Tagfalter in diesem Lebensraum

Typische Arten

Mittlerer Perlmuttfalter
(Argynnis niobe)

Seltener Perlmutterfalter dessen Raupe an Veilchen lebt

Rapsweißling
(Pieris napi)

Der häufigste Weißling unter Deutschlands Tagfaltern



Weitere Arten

Admiral
(Vanessa atalanta)

Einer unser schönsten großen Tagfalter

Argus-Bläuling
(Plebeius argus)

Ein kleiner Bläuling mit Dorn am Schienbein

Brauner Feuerfalter, Schwefelvögelchen
(Lycaena tityrus)

Bräunlicher Feuerfalter mit Vorliebe für sauren Ampfer

Braunkolbiger Dickkopffalter
(Thymelicus sylvestris)

Ein dickköpfiger Tagfalter mit braunen Fühlerspitzen

Distelfalter
(Vanessa cardui)

Der Wanderfalter unter Alpenüberquerer unter unseren Tagfaltern

Goldene Acht, Kleegelbling
(Colias hyale)

Ein Tagfalter mit einer Zahl auf dem Hinterflügel

Großes Ochsenauge
(Maniola jurtina)

Ein häufiger Falter mit Augenfleck auf Wiesen und Säumen

Kleiner Feuerfalter
(Lycaena phlaeas)

Der kleinste und häufigste Feuerfalter in unserer Fauna

Kleiner Kohlweißling
(Pieris rapae)

Ein mittelgroßer Weißling mit Vorliebe für Kohlarten

Kleiner Perlmutterfalter
(Issoria lathonia)

Ein wanderfreudiger Perlmutterfalter, der auch in extensiven Agrarlandschaften sein Zuhause hat

Kleines Wiesenvögelchen
(Coenonympha pamphilus)

Einer unserer häufigsten Falter in Graslebensräumen - das Kleine Wiesenvögelchen

Kurzschwänziger Bläuling
(Cupido argiades)

Einer kleiner Bläuling mit großer Ausbreitungsfreude

Malven-Dickkopffalter
(Carcharodus alceae)

Ein wärmeliebender und unscheinbarer Dickkopffalter

Mauerfuchs
(Lasiommata megera)

Ein Fuchs, der sich gerne auf Felsen und Mauern sonnt

Postillon, Wander-Gelbling
(Colias croceus)

Ein wanderfreudiger, gelber Falter

Rostfarbiger Dickkopffalter
(Ochlodes sylvanus)

Ein häufiger Dickkopffalter auf Blüten am Wegesrand

Schachbrett
(Melanargia galathea)

Ein weiß-schwarzer Tagfalter, der seinen Namen von einem Brettspiel hat

Schwarzkolbiger Braundickkopffalter
(Thymelicus lineola)

Ein orangfarbener Dickkopffalter mit schwarzen Fühlerkolben

Tagpfauenauge
(Inachis io)

Einer der schönsten Tagfalter Deutschlands

Weißbindiges Wiesenvögelchen
(Coenonympha arcania)

Ein schreckhafter kleiner Augenfalter der Saumstrukturen

Zitronenfalter
(Gonepteryx rhamni)

Langlebiger Frühlingsbote, der harten Wintern trotzt

Zwerg-Bläuling
(Cupido minimus)

2Der Zwerg unter den heimischen Tagfaltern


Fliegen in diesem Lebensraum

Amphibien & Reptilien in diesem Lebensraum

Orchideen in diesem Lebensraum

Säugetiere in diesem Lebensraum

Heuschrecken in diesem Lebensraum

Wanzen in diesem Lebensraum

Referenzlisten:

Natura2000: Richtlinie 92/43/EWG des Rates vom 21. Mai 1992 zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie der wildlebenden Tiere und Pflanzen

EUNIS 2021/22: European Nature Information System (EUNIS; deutsch Europäisches Naturinformationssystem). EUNIS marine habitat classification (Updated version March 2022), EUNIS terrestrial classification (Updated 2021)

EuroVegChecklist: Bergmeier E. (2020) & Mucina et al. (2016)

Bergmeier E. (2020): Die Vegetation Deutschlands – eine vergleichende Übersicht der Klassen, Ordnungen und Verbände auf Grundlage der EuroVegChecklist. Tuexenia 40: 19–32.

Mucina L., H. Bültmann, K. Dierßen, J.-P. Theurillat, T. Raus, A. C arni, K. Š umberová, W. Willner, J. Dengler, R. Gavilán García, M. Chytrý, M. Hájek, R. Di Pietro, D. Iakushenko, J. Pallas, F.J.A. Daniëls, E. Bergmeier, A. Santos Guerra, N. Ermakov, M. Valachovic , J.H.J. Schaminée, T. Lysenko, Y.P. Didukh, S. Pignatti, J.S. Rodwell, J. Capelo, H.E. Weber, A. Solomeshch, P. Dimopoulos, C. Aguiar, S.M. Hennekens & L. Tichý (2016): Vegetation of Europe: hierarchical floristic classification system of vascular plant, bryophyte, lichen, and algal communities. Applied Vegetation Science, Vol. 19, Supplement 1: 1-264.

Ellenberg, H. & Leuschner, C. (2010): Vegetation Mitteleuropas mit den Alpen, 6. Aufl., Stuttgart: 1357 S.

Delarze R., Gonseth Y., Eggenberg S., Vust M. (2015): Lebensräume der Schweiz. Ökologie - Gefährdung - Kennarten. 3. Auflage 2015. 456 Seiten.

Finck, P., Heinze, S., Raths, U., Riecken, U., Ssymank, A. (2017): Rote Liste der gefährdeten Biotoptypen Deutschlands – dritte fortgeschriebene Fassung 2017. Naturschutz und Biologische Vielfalt 156, 460 S.

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Referenzlisten

Bezüge zu anderen Listen:
Ellenberg & Leuschner (2010) 5.5.1.2
Finck et al. (2017) 34.05
EUNIS 2021/22 R1S
EuroVeg-Checklist 12KE10A
Delarze et al. (2015)
Natura 2000 6130
Häufigkeit selten

Online: https://www.deutschlands-natur.de/lebensraeume/grasland/schwermetallrasen-violetalia-calaminariae/
Datum: 19.03.2024
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