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Wanderratte (Rattus norvegicus)
Die Wanderratte (Rattus norvegicus) ist ein Nagetier (Rodentia) aus der Familie der Langschwanzmäuse. Wanderratten sind große, kräftig gebaute Ratten mit eckigem Schädel, stumpfer Schnauze und dickem Schwanz, dessen Länge im Normalfall geringer ist als die Kopf-Rumpf-Länge. Die Kopf-Rumpf-Länge beträgt 18–26 cm, die Schwanzlänge 14–21 cm und die Länge des Hinterfußes 38–45 mm; Männchen sind größer und schwerer als Weibchen. Der Schwanz hat 163–205 Schuppenringe. Die Ohren sind rund und klein mit einer Länge von 17–23 mm; sie erreichen nach vorn umgelegt maximal den hinteren Augenrand. Geschlechtsreife Tiere wiegen etwa 170–350 g
Das Fell ist je nach Alter oberseits schmutzig graubraun, rötlich braungrau bis dunkel braunschwarz, die Unterseite grauweiß. Ober- und Unterseitenfärbung sind nicht scharf getrennt. Selten kommen einfarbig schwarze Tiere vor. Der Schwanz ist zweifarbig, oben graubraun und unterseits heller
Verbreitung
Die ursprünglich im nördlichen Ostasien heimische Art wurde durch den Menschen weltweit verbreitet und kommt heute auf allen Kontinenten außer Antarktika und auf fast allen größeren Inseln oder Inselgruppen vor.
Ökologie
Wanderratten sind Allesfresser, wobei pflanzliche Nahrung meist weit überwiegt. Von 4000 Mägen deutscher Wanderratten, die Ende der 1940er Jahre untersucht wurden, enthielten 39 % nur verschiedene Getreidesorten, weitere 34 % nur frische Pflanzenteile wie Früchte, Gemüse und Gräser. In 11 % der Mägen befanden sich sowohl pflanzliche wie tierische Bestandteile, in 10 % ausschließlich Fleisch oder Fisch. Auch bei Fallenversuchen wurden kohlenhydratreiche Köder wie Haferflocken gegenüber Ködern aus Gemüse, Fleisch oder Fisch deutlich bevorzugt.
Die Wanderratte ist unter ungestörten Bedingungen dämmerungs- und nachtaktiv mit Aktivitätsmaxima kurz nach Sonnenuntergang und kurz vor Sonnenaufgang; um Mitternacht ist die Aktivität gering. Die Tiere schwimmen, tauchen und klettern gut. Die Fortbewegung erfolgt jedoch überwiegend auf etablierten Wegen auf dem Boden, in Gebäuden meist entlang von Wänden, zu denen die Tiere seitlich mit den Vibrissen Kontakt halten. In felsigen Gebieten laufen Wanderratten meist am Boden von Felsspalten.
Die soziale Organisation einer örtlichen Population ist vor allem vom Nahrungsangebot abhängig. In Habitaten mit einem geringen oder weit verteilten Nahrungsangebot besetzen einzelne Männchen Reviere, die wiederum die Reviere mehrerer Weibchen umfassen. In Bereichen mit einem hohen und an wenigen Stellen konzentrierten Nahrungsangebot, beispielsweise an Müllkippen, leben Wanderratten in Gruppen aus vielen Weibchen und vielen Männchen („Clans“), die ihr Territorium vermutlich gegen andere Clans verteidigen.
Die Fortpflanzung findet in Europa ganzjährig statt, in Berlin wurden Maxima im März sowie im September und Oktober festgestelltDie Wanderratte zählt zur Nahrung zahlreicher Beutegreifer, insbesondere unter den Raubsäugern, Habichtartigen und Eulen. In Europa wird die Art von verschiedenen Mardern wie Steinmarder, Iltis, Hermelin und dem eingeführten Mink häufig erbeutet. Auch Hunde und gelegentlich Katzen können Wanderratten erjagen. Unter den Eulen frisst vor allem der Uhu in erheblichem Umfang Wanderratten, während der Fortpflanzungszeit kann der Anteil der Wanderratte im Nahrungsspektrum des Uhus 30 % erreichen.
Gefährdung
Die Wanderratte zählt heute zu den häufigsten Säugerarten der Welt, der Bestand ist offenbar weitgehend stabil. Die Art ist weltweit ungefährdet
Besonderheiten
Die Art wird als Nahrungsmittelschädling, Krankheitsüberträger und problematisches Neozoon vielfach bekämpft. Wanderratten sind in Europa vor allem als Reservoir und Ausscheider von Leptospiren, den Erregern der Leptospirose bekannt. Die Wanderratte ist Wirt des Rattenflohs (Xenopsylla cheopis) und weiterer Floharten und kann somit als Reservoir von Yersinia pestis, dem Erreger der Pest, fungieren. Bei der großen Pest-Pandemie des ausgehenden Mittelalters spielte die Wanderratte zumindest in Europa keine große Rolle, zu dieser Zeit kam sie in Europa nicht vor! Heute gelten die beiden Rattenarten nur noch in wenigen Regionen der Erde als wichtiges Reservoir des Pesterregers, hierzu zählen Madagaskar, Indien und die Demokratische Republik Kongo.
Unser Kommentar
Die Wanderratte sollte nicht mit der Hausratte (Rattus rattus) verwechselt werden. Die Hausratte ist in der Roten Liste Deutschlands (2009) aufgrund des starken Rückgangs der Bestände als vom Aussterben bedroht eingestuft. Sie gilt als extrem selten. Auch wenn eine Ratte im Haus angetroffen wird, handelt es sich mit größter Wahrscheinlichkeit um die Wanderratte.
Lebensraum
In ihrem ursprünglichen Areal bewohnen Wanderratten Wälder und buschreiches Gelände. Eingeführte Populationen sind jedoch überwiegend auf den menschlichen Siedlungsbereich beschränkt und bewohnen hier Abwasserkanäle, Mülldeponien, Keller, Lagerhäuser, Ställe, Bauernhöfe und ähnliche Habitate, sehr oft in Wassernähe
Lebensräume in denen die Art vorkommt
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Kenndaten
Ordnung | Rodentia |
---|---|
Familie | Muridae |
Art | Wanderratte |
Wiss. | Rattus norvegicus |
Autor | (Berkenhout, 1769) |
Rote Liste D | - |
Häufigkeit | häufig |
Länge | 18 - 26 cm |