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Traditionelle Landwirtschaft und ihre Entwicklung bis heute
Traditionelle Landwirtschaft
Seit der Sesshaftwerdung der Menschen im fruchtbaren Halbmond und der folgenden Einwanderung der Ackerbauern nach Mitteleuropa während der neolithischen Revolution in der späten Eiszeit vor 10.000 – 8.000 Jahren kultiviert der Mensch Pflanzen zu seiner Ernährung. Während mehrerer Klimaoptima entwickelte sich die landwirtschaftliche Technik in Schüben weiter, nach der Späteiszeit v.a. während der Römerzeit und im Hochmittelalter. In letzterem wurde die Anbaumethodik mit der sog. Dreifelderwirtschaft optimiert, bei der ein Teil der Felder mit Wintergetreide und einer mit Sommergetreide bestellt wurde, während der dritte Teil zur Erholung brachlag. Perfektioniert wurde diese Methode mit der sog. „verbesserten Dreifelderwirtschaft“ im 16. Jahrhundert, in der Hackfrüchte und vor allem die bodenverbessernden Leguminosen in die Fruchtfolge integriert wurden. Letztere wurden zudem als gutes Viehfutter genutzt. Diese Art der Bewirtschaftung wurde bis zur Mitte des 20. Jhd. überall beibehalten und ist bis heute die Anbauform der biologischen Landwirtschaft.
Die Wiese ist des Ackers Mutter
Mit „Erfindung“ der Wiesenbewirtschaftung im Mittelalter und damit steigenden Viehzahlen bei gleichzeitig besseren Anbaubedingungen wegen des Klimaoptimums konnte die Bevölkerung ebenfalls stark ansteigen, was wiederum mehr Nahrungsproduktion erforderte usw., insgesamt also sich gegenseitig verstärkende Effekte. Ebenso gegenseitige Effektverstärkung passierte auf Feld, Wiese und Stall: mehr Ackerbau benötigte mehr Mist zur Düngung, der wiederum mehr Vieh erforderte, was wiederum mehr Wiesen als Viehfutter brauchte usw.
Aus diesen Zusammenhängen resultiert der Satz: „Die Wiese ist des Ackers Mutter, mithin das Fundament der Landwirtschaft.“
Starke Zunahme der Biodiversität durch Ausdehnung des Offenlandes und jahrhundertelange extensive Landwirtschaft
Die Effekte der Ausdehnung von Äckern und Wiesen unter Zurückdrängung des Waldes (die größte Ausdehnung von Offenland in Mitteleuropa mit fast 80 % war im 13. Jahrhundert) führten in Zusammenhang mit der Einführung vieler Ackerfrüchte aus Süd- und Südosteuropa und der (aus heutiger Sicht) sehr extensiven und kleinparzellierten Bewirtschaftung von Äckern und Wiesen bei zusätzlicher fast flächendeckender Beweidung dieser Flächen (Vor- und Nachweide von Äckern und Wiesen) zu einer Zunahme der Artenvielfalt und Biodiversität insgesamt bis zu ihrem Höhepunkt Mitte des 19. Jahrhunderts.
Erste Abnahme der Biodiversität
Ab diesem Zeitpunkt begann die erste Technisierung der Landwirtschaft mit Maschinen, verbesserten Züchtungen, verbesserter Saatgutreinigung und verbesserten und ausgeweiteten Entwässerungen und der dazu verwendeten Technik.
Agrarwende mit extremer Abnahme der Biodiversität
Diese vergleichsweise langsame Abnahme der Biodiversität hielt bis Mitte des 20. Jahrhunderts an. Ab etwa 1950 setzte dann mit der Erfindung von Mineraldünger und chemischen Pflanzenschutzmittel eine Agrarwende ein, die bis heute anhält und verheerende Folgen für die Biodiversität und die Arten des Offenlandes hat.
Diese Intensivierung der Landwirtschaft hat sich mit der gemeinsamen Agrarpolitik der EU, der gewachsenen Einflussnahme der Industrieagrarlobby und der chemischen sowie der Saatgut-Industrie v.a. seit den 1990er Jahren weiter verstärkt. Hinzu kommen weitere für Natur und Umwelt negative Effekte durch weitere Entwicklung und Aufrüstung von Technik, Entwässerung und chemischen „Hilfsstoffen“.
- Folgen für Landlebensräume
- Folgen für Wasserlebensräume