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Klimawandel und seine Auswirkungen in Deutschland
Über Klimawandel - konkret globale Erwärmung - und seine Folgen für unsere Natur ist in den Medien schon oft berichtet worden. Auf der Welt-Klimakonferenz (zuletzt in Marrakesch 2016, 2017 in Bonn) versuchen die Staaten Schutzziele für unsere Klima zu definieren, z.B. die Reduktion von Treibhausgasen zu bewirken. Die Folgen der globalen Erwärmung werden in den Medien plakativ anhand des Schicksals der Eisbären verdeutlicht: durch die globale Erwärmung taut in der Arktis die geschlossene Eisdecke immer früher und großflächiger und geht damit den Eisbären als Lebensraum verloren.
Trotz der internationalen Aufmerksamkeit ist vielen Menschen in Deutschland nicht bewusst, dass die Folgen des Klimawandels auch bei uns, in unmittelbarer Umgebung - also "vor unserer Haustür" - zu sehen sind. Eine Grund dafür ist, dass die in Deutschland betroffenen Arten nicht so auffällig sind, wie eben die bereits genannten Eisbären. Wenn man bedenkt, dass es beispielsweise alleine rd. 170 verschiedene Tagfalterarten in Deutschland gibt, verwundert es nicht, wenn der Laie nicht 'merkt', wenn einzelne Arten bei uns aussterben oder neu hinzukommen.
Dabei beobachten Spezialisten in den letzten Jahren für fast alle Tier- und Pflanzengruppen erhebliche Veränderungen!
Indizien
Schon seit einigen Jahren beobachten Wissenschaftler, dass es Verschiebungen in den Artenspektren von Tier- und Pflanzenarten gibt. D.h. Libellen- oder Schmetterlingskundler beobachten beispielsweise, dass einige Arten von Jahr zu Jahr immer seltener werden und schließlich ganz fehlen, während andererseits bestimmte Arten, die man früher nie gesehen hat, plötzlich auftreten und häufig werden.
Betrachtet man die ökologischen Ansprüche der Arten, so ist ein gewisser Trend zu beobachten: Arten, von denen man weiss, dass sie warme Regionen und Lebensräume bevorzugen, scheinen häufiger aufzutreten oder Regionen zu besiedeln die vorher 'zu kalt' waren, während Arten mit Bevorzugung kühlerer Standorte offensichtlich immer seltener werden.
So wurde in einem Libellenbestimmungsbuch Ende der 80er Jahre noch über die Feuerlibelle geschrieben: "... ist eine typische Art des Mittelmeergebiets ... In der Oberrheinischen Tiefebene wird sie schon seit etwa 10 Jahren ... beobachtet, so daß man inzwischen wohl von einer heimisch gewordenen Art sprechen kann...". Das heißt damals wurde noch spekuliert, ob die wärmeliebende Feuerlibelle wohl eine heimische Art ist; sie war noch sehr selten. Das ist heute anders: man findet diese 'Mittelmeerart' an fast jedem größeren See - in ganz Deutschland, bis in den Norden nach Schleswig-Holstein. In Süddeutschland ist sie stellenweise häufig geworden.
Im Gegensatz dazu gibt es aber auch Arten, wie den Hochmoor-Perlmutterfalter oder den Dunklen Wiesenknopfbläuling (beides Tagfalter), die in ihren Beständen abnehmen. Ihre Lebensräume liegen in eher kühleren Lagen bzw. änderten sich in den letzten Jahren - klimabedingt - hinsichtlich der Bewirtschaftung (immer früherer Mahdzeitpunkt).
Viele weitere Beispiele von ganz alltäglichen Arten aus den unterschiedlichsten Gruppen lassen sich aufführen.
Diese Indizien lassen kaum einen anderen Schluss zu, als dass der Klimawandel - in Form einer Klimaerwärmung - hiermit ursächlich zusammenhängt. Unter den Arten gibt es also 'Verlierer' und 'Gewinner' des Klimawandels.
Ursachen
Auch wenn die Indizien sehr stark sind, dass die globale Erwärmung für Veränderungen der Tier- und Pflanzenwelt in Deutschland verantwortlich ist, ist es außerordentlich schwierig einen klaren unmittelbaren Zusammenhang der Temperaturerhöhung mit dem Erscheinen oder Fehlen einer Art nachzuweisen. Das hängt damit zusammen, dass es nahezu unmöglich ist, alle ökologischen Faktoren zu bestimmen, welche auf eine Art einwirken - Temperatur ist nur ein Faktor von vielen. Es gibt beispielsweise Fälle, wo Arten sich natürlicherweise ausbreiten und zwar ganz ohne Einfluss des Klimas. Darüber hinaus darf man sich nicht vorstellen, dass Arten plötzlich aussterben, wenn sich die Jahresdurchschnittstemperatur um 1 Grad erhöht oder andere Arten plötzlich in Massen auftreten. Die Entwicklung ist meist schleichend und man muss erst den Trend in langjährigen Schwankungen erkennen und statistisch belegen.
Viele Wirkungsweisen sind denkbar, wie Klimaerwärmung sich auswirken kann. Nur beispielhaft, sollen drei Möglichkeiten aufgezählt werden:
Gerade Insekten können ihr Körpertemperatur nur sehr bedingt direkt regulieren und sind dadurch Veränderungen der Umgebungstemperatur oder Sonneneinstrahlung viel stärker ausgesetzt als beispielsweise Säugetiere. Schon wenige Grade können den Ausschlag geben - man stelle sich vor, die eigene Körpertemperartur wäre über Jahre auf 38°C 'erhöht' um sich klarzumachen, was dies für die Tiere bedeutet. Dunkel gefärbte Arten überhitzen beispielsweise durch die Sonneneinstrahlung immer öfter. Zwar können Insekten z.B. durch Standortwechsel auf diese neuen Gegebenheiten reagieren, aber sie sind eben gezwungen ihre Verhalten zu ändern und das kann den Reproduktionserfolg schmälern. Für Libellen und Tagfalter hat man eine klimatisch bedingte Abhängigkeit zwischen Färbung und Verbreitung aufgezeigt.
Auch der jahreszeitliche Zyklus einer Art kann sich ändern. Wenn beispielsweise eine Tierart durch die wärmeren Klimabedingungen immer früher im Jahr auftritt, ist es denkbar, dass ihre Nahrungspflanze noch nicht vorhanden ist und sie deshalb Probleme bei der Nahrungssuche bekommt. Oder eine Pflanzenart keimt immer früher im Jahr, weil die Samen aus der Winterruhe "aufwachen"; in einer Zeit, wo noch häufig mit Nachtfrösten gerechnet werden muss. Die Jungpflanzen können dadurch in Mitleidenschaft gezogen werden und die Art langsam aussterben - klimabedingt.
Nicht zuletzt kann für jeden sichtbar das Beispiel der Mahdzeiten von Wiesen in der Landwirtschaft genannt werden. Die ersten Mahdzeitpunkte liegen auch klimabedingt von Jahr zu Jahr früher. Die meisten Blütenpflanzen schaffen es nicht mehr in der kurzen Zeitspanne bis zur Mahd zur Samenreife zu kommen und können sich folglich nicht mehr vermehren. Noch komplexer wird es, wenn bestimmte Tierarten genau auf jene Pflanzenarten angewiesen sind (Bsp.: Dunkler Wiesenknopfbläuling).
Man kann viele weitere Beispiele konstruieren und man steht in der Wissenschaft noch ganz am Anfang, genaue Ursachen-Wirkungs-Ketten zu beschreiben. Eine schwierige Aufgabe.
'Verlierer' des Klimawandels
'Gewinner' des Klimawandels
