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Ströme
Jeder kennt die großen Ströme in Deutschland - allen voran den Rhein. Unter Strömen als Lebensraum versteht man große lange Flüsse, welche meistens über 500km lang sind. Darüber hinaus sind gemäß der Norm DIN 4049 nur solche Flüsse als Ströme zu bezeichnen, welche ins Meer münden. Der große, wasserreiche Inn wären demnach - obwohl er bei der Mündung in die Donau im Mittel mehr Wasser führt als diese - nicht als Strom zu bezeichnen. Aus ökologischer Sicht ist er jedoch dennoch dieser Charakterisierung zuzuordnen, zumindest im Unterlauf.
Das Bild, welche wir heute von Strömen haben, ist von einem sehr unnatürlichen Zustand geprägt, der durch jahrhundertelange Einflussnahme des Menschen entstanden ist. Es ist deshalb schwierig zu bestimmen, wie genau Ströme unter natürlichen Bedingungen aussehen und welche Artengemeinschaften sie aufweisen. Ströme fließen - sofern man sie lässt - gewunden oder mäandrierend, also "kurvig" und in Schleifen. Das Flussbett ist relativ flach mit Hauptrinnen und Nebenrinnen, die ihre Lage aber ändern können. Die Breite eines solchen Stromtales ist viel breiter, als wir es heute von den großen Strömen kennen.
Ströme lagern - bedingt durch das geringere Gefälle, insbesondere kurz vor der Mündung - in höheren Anteilen Feinsedimente ab. Aber am Mittellauf, wie an Elbe oder Rhein, können durchaus auch noch Kiesbette und Kiesbänke am Ufer vorhanden sein. In diesem Lebensraum hat sich auch ein höherer Anteil von Totholz angesammelt, der zu dem natürlichen Treibgut zählt.
Wichtig für die Typisierung der Artengemeinschaft der Fische ist der konkrete Strom, den man beschreibt. Es gibt viele Fischarten, die nur in dem einen oder anderen Flusssystem auftreten. So lebt der Lachs in dem Flusssystem des Rheins (und seiner Nebenflüsse), während er im System der Donau fehlt. Der Huchen hingegen ist ein Fisch, der nur im Donausystem lebt und sogar eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Lachs hat. Er wird deshalb auch Donaulachs genannt.
Auf diese unterschiedlichen Fischgemeinschaften wird auch im Zusammenhang mit Gefährdungen einzugehen sein (s.u.). Ist dieser Lebensraum wenigstens naturnah ausgeprägt, bietet er den Fischarten viele verschiedene Kleinlebensräume. Man kann Ströme deshalb als sehr artenreich bezeichnen; ein Großteil der Fische Deutschlands kann in Strömen leben. Typisch Arten können Barbe, Nase, Döbel, Brachse, Rotauge, Ukelei, Schneider. Im Rheinsystem kommen Lachs, Flussneunauge oder Meeresforelle hinzu, im Donausystem Huchen, Schrätzer, Zingel und Streber.
Wie bei allen Fließgewässern treten an Strömen charakteristische Wasserinsektenarten auf, also Arten, welche vorwiegend in den sehr großen Flüssen vorkommen. Es handelt sich um die Gruppen Eintagsfliegen, Steinfliegen, Köcherfliegen und Wasserkäfer.
Auch Süßwassermuschlen wie Kleine Flussmuschel (Unio crassus), Aufgeblasene Flussmuschel (Unio tumidus) und Gemeine Teichmuschel (Anodonta anatina). Nicht wegzudenken sind aus unseren Strömen heute auch sogenannte Neozooen, also Tierarten, welche ursprünglich bei uns nicht beheimatet waren, sich aber meist durch menschliche Aktivitäten angesiedelt haben. Beispielsweise im Rhein die Wandermuschel (Dreissena polymorpha) oder Grobgerippte und Feingerippte Körbchenmuscheln (Corbicula fluminalis und Corbicula fluminea) oder die Chinesische Wollhandkrabbe (Eriocheir sinensis), um nur ein paar markante Arten zu nennen.
Ähnlich gelagert ist der Fall, wo Arten zwar in Deutschland natürlicherweise vorkommen, aber durch menschlichen Einfluss in ein Flusssystem wechseln konnten, wo sie normalerweise nicht vorkamen (siehe den Abschnitt Gefährdung). In den letzten Jahren haben sich am Ufer der großen Ströme einige Libellenarten aus der Gruppe der Keiljungfern angesiedelt, welche dort vorher aus Gründen der Wasserqualität, aber auch des Klimas vorher nicht vorkamen. Nicht zuletzt sind die Ströme Lebensraum für die Vogelwelt.
Verbreitung
In Deutschland kann man Donau, Rhein, Elbe, Oder, Weser, Mosel, Main und Inn zu dieser Kategorie zählen. Eine genaue Grenzziehung gibt es nicht, zumal mit dieser Lebensraumcharakterisierung der breite, wasserreiche Unterlauf gemeint ist und auch Ströme als Lebensraumtyp "Quelle", "Bach" und "Fluss" beginnen ...
Gefährdung
Heute sind die genannten Ströme hinsichtlich ihrer Morphologie, also z.B. Verlauf und Geschiebefracht, meistens außerordentlich durch den Menschen geprägt und nur noch an wenigen Abschnitten (z.B. Elbe) kann man bestenfalls erahnen, wie es auch anders aussehen könnte. Auch die Wasserqualität war lange Zeit so schlecht, dass man sie als lebensfeindlich bezeichnen konnte. Als Tiefpunkt kann man für den Rhein beispielsweise die 70er Jahre des letzten Jahrhunderts nennen, an Flüssen mit Einzugsgebiet im Bereich der ehemaligen DDR zogen sich die Belastungen bis in die 90er Jahre hin.
Durch steigendes Umweltbewusstsein und entsprechende Maßnahmen verbesserte sich die Wasserqualität seit dem aber meistens erheblich - wenn man von Katastrophen wie das Sandoz-Unglück am Rhein 1986 einmal absieht. Gerade bezüglich Wasserqualität geht es vielen Flüssen schon wieder sehr gut und auch viele Fischarten kehren wieder zurück, teilweise gestützt durch Ansiedlungsmaßnahmen des Menschen.
Für die Laien meist nicht erkennbar, hat sich parallel die Artengemeinschaft der Wirbellosen, also z.B. Insekten und Muscheln, sehr geändert. Fast überall trifft man auf sogenannte Neozooen, also Tierarten, die man dort ansich garnicht kannte und welche aus anderen Ländern und Kontinenten durch die Schiffe eingeschleppt wurden. Sie kamen mit Verbesserung der Wasserqualität und es ist garnicht so leicht zu sagen, welche "ursprünglichen" Artengemeinschaften an sich zurückkehren hätten müssen.
Auf ein weiteres - ähnlich gelagertes - Problem muss hingewiesen werden, welches ebenfalls vielen nicht bewusst sein wird. Ströme wie Rhein und Donau hatten, wie oben aufgeführt, in Teilen unterschiedliche Artengemeinschaften. Einfach weil sie über Jahrtausende nicht verbundene Systeme waren, mit entsprechend unterschiedlichen Entwicklungen der Artengemeinschaften. Der Bau des Rhein-Main-Donaukanales stellt einen nicht zu unterschätzenden Eingriff in dieses natürliche System dar. Die natürliche Schranke wurde aufgehoben und hat zur Folge das Fischarten zwischen beiden Systemen wechseln können. Dieser Prozess ist gerade im Gang, d.h. das z.B. Fische aus dem Donausystem beginnen, sich im Rheinsystem auszubreiten. Die Folgen sind jetzt noch nicht absehbar, aber man muss zumindest befürchten, dass dies Konsequenzen hat. Im negativsten Fall ist das Aussterben von Rheinarten denkbar. Selbstverständlich kann dies auch genau anders herum passieren, da Arten des Rheins auch in die Donau wandern.
Fliegen in diesem Lebensraum
Libellen in diesem Lebensraum
Amphibien & Reptilien in diesem Lebensraum
Süßwasserfische in diesem Lebensraum
Säugetiere in diesem Lebensraum
Wanzen in diesem Lebensraum

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Kenndaten
Name | Ströme |
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