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Trockene Heiden der Mittelgebirge mit Beständen der Besenheide

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Trockene Heiden der Mittelgebirge mit Beständen der Besenheide

Trockene Heiden sind mehr oder weniger baumfreie Lebensräume, in denen Zwergsträucher der Pflanzenfamile Heidekrautgewächse dominieren. Zu diesen Zwergsträucher zählt z.B. die bekannte Besenheide (Calluna vulgaris, Foto), aber auch die Krähenbeere oder unsere Heidelbeere.

Die Abgrenzung dieses Biotoptyp wäre aus pflanzensoziologischer Sicht nicht nötig, denn es gibt eine große Ähnlichkeit zu den Besenheiden in reinen Sandgebieten oder auf Binnendünen, wie man sie z.B. durch die Lüneburger Heide kennt. Im Mittelgebirge finden sich solche Heiden aber auch über saurem Gestein, je höher sie liegen, desto prägender wird dann die Preisselbeere (Vaccinium vitis-idaea). Diese Heiden sind in der Regel durch menschliche Nutzung, vor allem durch Beweidung mit Schafen, Heidschnucken oder auch Ziegen entstanden. Zusätzlich wurde bis in Mitte des 20. Jhdts. mittels Plagg-Hacken in bestimmet Abständen die Vegetations- und Streuchsicht (abgestorbenes Pflanzenmaterial manuell entnommen („plaggen“) und als Einstreu in die Viehställe genutzt, da kaum Stroh vorhanden war. Diese (Über-)Nutzung führte dann zu einer extremen Nährstoffverarmung der Böden und – häufig über ohnehin schon saurem Ausgangsgestein – zu versauerten Böden.

Auch in diesem Lebensraum finden sich häufig Wacholdersträucher - ein Zeichen, dass ihre Herkunft der Heiden in Zusammenhang mit Beweidung zu sehen ist. Die an anderer Stelle beschriebenen und eigenständig abgegrenzten sauren Wacholderheiden sind quasi identisch mit diesem Lebensraum, nur dass die Wacholder dort so auffällig hervortreten.

Weitere Arten in diesem Lebensraum sind das Gras Draht-Schmiele (Avenella flexuosa) oder Haar-Ginster (Genista pilosa), Harzer Labkraut (Galium saxatile) und Kleines Habichtskraut (Hieracium pilosella). Unmittelbar auf dem Boden können gräuliche Flechten der Gattung Cladonia wachsen.

Typische Vogelarten wären Baumpieper, Heidelerche, Steinschmätzer, Neuntöter und Ziegenmelker. Unter den Reptilien sind Arten wie Schlingnatter, Zauneidechse und Bergeidechse zu nennen, in einigen Regionen auch die Kreuzotter. Auch zahlreiche Insektenarten besiedeln diesen Lebensraum. Stellvertretend können die Heuschreckenarten Gefleckte Keulenschrecke (Myrmeleotettix maculatus), Heidegrashüpfer (Stenobothrus lineatus) und – in wärmeren Regionen - Westliche Beißschrecke (Platycleis albopunctata) und Blauflügelige Ödlandschrecke (Oedipoda caerulescens) genannt werden. Unter den Tagfaltern sind Ockerbindiger Samtfalter (Hipparchia semele), Dunkler Feuerfalter (Lycaena tityrus), Brombeer-Zipfelfalter (Callophrys rubi) oder beispielsweise der Silberfleck-Bläuling (Plebejus argus) typisch.

Bildergalerie von typischen Pflanzenarten in diesem Lebensraum

BesenheideDraht-SchmieleEchte ArnikaPreiselbeereHerbst-Wendelorchis

Verbreitung

Trockene Heiden findet man ganz Deutschland. Besonders gut ausgeprägt sind Vorkommen im Nordost- und Nordwestdeutschen Tiefland und in den Mittelgebirgen.

Natura 2000 Lebensraumtyp

Verbreitung

Dieser Biotoptyp ist ein europaweit besonders geschützter Lebensraum! Natura 2000 - Code: 4030

"Trockene Heiden der Mittelgebirge mit Beständen der Besenheide" sind ein eigenständiger Lebensraumtyp, der auf Anhang I der FFH-Richtlinie gelistet ist.

© Verbreitungskarte. Quelle: BfN/BMUB 2019: Nationaler Bericht Deutschlands nach Art. 17 FFH-Richtlinie; basierend auf Daten der Länder und des Bundes. Datengrundlage: Verbreitungsdaten der Bundesländer und des BfN.


Gefährdung

Trockene Heiden sind durch Nutzungsaufgabe oder Nutzungsintensivierung gefährdet. Die Nutzung als Weide hat zu der charakteristischen Nährstoffarmut geführt und zudem den Lebensraum freigehalten. Eine Nutzungsaufgabe würde ein langsames Zuwachsen mit Sträuchern und schließlich Bäumen bewirken und den Lebensraum zerstören. Auch Nutzungsintensivierung wie Düngeeintrag schadet diesem Lebensraum.

Trockene Heiden können durch eine traditionell extensive Beweidung mit Schafen und Ziegen erhalten werden - d.h. nur wenige Tiere, die kurzzeitig auf die Flächen gelassen werden. Dies führt zum angestrebten Austrag von Nährstoffen und Kurzhalten der Pflanzendecke. Abschnittsweise kann das manuelle Entfernen von Gebüschen sinnvoll sein, sofern Bereiche schon zugewachsen sind.

Besonderheiten

Die trockenen Heiden sind größtenteils keine natürlichen Lebensräume, sondern durch Beweidung enstanden. Teilweise fand auf ihnen auch eine besondere landwirtschaftliche Nutzung in Form des sogenannten „Plaggens“ statt. Bei diesem hackte man im Abstand mehrerer Jahre die Pflanzendecke und oberste Bodenschicht ab, um sie als Einstreu für die Ställe im Winter zu verwenden.

In einigen Regionen konnten sich trockene Heiden auf Truppenübungsplätzen entwickeln, da militärische Tätigkeiten einerseits die Entwicklung eines Baumbestandes verhindert haben, andererseits negative Einflüsse, wie landwirtschaftliche Nutzung unterblieben. Diese Lebensräume können außerordentlich bedeutend für Tier- und Pflanzenwelt sein und aus Sicht des Naturschutzes - so ungewöhnlich das klingt - kann das Aufgeben der militärischen Nutzung sich durchaus sehr negativ auswirken.

Tagfalter in diesem Lebensraum

Typische Arten

Argus-Bläuling
(Plebeius argus)

Ein kleiner Bläuling mit Dorn am Schienbein

Brauner Feuerfalter, Schwefelvögelchen
(Lycaena tityrus)

Bräunlicher Feuerfalter mit Vorliebe für sauren Ampfer

Faulbaum-Bläuling
(Celastrina argiolus)

Ein früh fliegender Bläuling unserer Laubwälder

Großes Ochsenauge
(Maniola jurtina)

Ein häufiger Falter mit Augenfleck auf Wiesen und Säumen

Grüner Zipfelfalter
(Callophrys rubi)

Ein schimmernder Smaragd unter unseren Tagfaltern

Kleiner Perlmutterfalter
(Issoria lathonia)

Ein wanderfreudiger Perlmutterfalter, der auch in extensiven Agrarlandschaften sein Zuhause hat

Schwarzkolbiger Braundickkopffalter
(Thymelicus lineola)

Ein orangfarbener Dickkopffalter mit schwarzen Fühlerkolben

Violetter Feuerfalter
(Lycaena alciphron)

Violett schillernde Feuerfalterart

Westlicher Quendel-Bläuling
(Pseudophilotes baton)

Seltener kleiner Bläuling mit großen Punkten auf den Flügelunterseiten



Weitere Arten

Admiral
(Vanessa atalanta)

Einer unser schönsten großen Tagfalter

Braunfleckiger-Perlmutterfalter
(Boloria selene)

Ein noch regelmäßiger Gast auf feuchten und mageren Wiesen in Deutschland

Braunkolbiger Dickkopffalter
(Thymelicus sylvestris)

Ein dickköpfiger Tagfalter mit braunen Fühlerspitzen

C-Falter
(Polygonia c-album)

Ein häufiger Tagfalter mit sehr auffällig geformten Flügelrand

Distelfalter
(Vanessa cardui)

Der Wanderfalter unter Alpenüberquerer unter unseren Tagfaltern

Dukaten-Falter
(Lycaena virgaureae)

Ein golden-oranger Farbtupfer auf blütenreichen Waldrändern und Wiesen der Mittelgebirge

Feuriger Perlmutterfalter
(Argynnis adippe)

Der Permutterfalter der lichten Wälder und Waldränder

Gelbwürfeliger Dickkopffalter
(Carterocephalus palaemon)

Ein kleiner, flinker Dickkopffalter in sonnigen Gegenden

Gemeiner Bläuling
(Polyommatus icarus)

Einer der häufigsten Bläulinge in Deutschland

Goldene Acht, Kleegelbling
(Colias hyale)

Ein Tagfalter mit einer Zahl auf dem Hinterflügel

Großer Kohlweißling
(Pieris brassicae)

Ein großer weißer Schmetterling mit Vorliebe für Kohlpflanzen

Idas-Bläuling
(Plebeius idas)

Seltener Bläuling in Begleitung von Ameisen

Kleiner Feuerfalter
(Lycaena phlaeas)

Der kleinste und häufigste Feuerfalter in unserer Fauna

Kleiner Fuchs
(Aglais urticae)

4Ein Fuchs unter unteren heimischen Tagfaltern

Kleiner Kohlweißling
(Pieris rapae)

Ein mittelgroßer Weißling mit Vorliebe für Kohlarten

Kleines Wiesenvögelchen
(Coenonympha pamphilus)

Einer unserer häufigsten Falter in Graslebensräumen - das Kleine Wiesenvögelchen

Komma-Dickkopffalter
(Hesperia comma)

5Der Dickkopffalter mit einem Satzzeichen auf dem Flügel

Kurzschwänziger Bläuling
(Cupido argiades)

Einer kleiner Bläuling mit großer Ausbreitungsfreude

Landkärtchen
(Araschnia levana)

Der einheimische Tagfalter mit den zwei Gesichtern

Lilagold-Feuerfalter
(Lycaena hippothoe)

Ein funkelnder Tagfalter auf ungedüngten Wiesen der Mittelgebirge

Malven-Dickkopffalter
(Carcharodus alceae)

Ein wärmeliebender und unscheinbarer Dickkopffalter

Mattscheckiger Dickkopffalter
(Thymelicus acteon)

Kleiner oranger Dickkopffalter auf blütenreichen Wiesen

Mauerfuchs
(Lasiommata megera)

Ein Fuchs, der sich gerne auf Felsen und Mauern sonnt

Ockerbindiger Samtfalter
(Hipparchia semele)

Lokal verbreitete Tagfalterart in sandigen Lebensräumen

Pflaumen-Zipfelfalter
(Satyrium pruni)

Schöner Zipfelfalter an Hecken und Waldsäumen mit Schlehenbüschen

Postillon, Wander-Gelbling
(Colias croceus)

Ein wanderfreudiger, gelber Falter

Rapsweißling
(Pieris napi)

Der häufigste Weißling unter Deutschlands Tagfaltern

Rostbraunes Wiesenvögelchen
(Coenonympha glycerion)

Ein kleiner Falter mit unterbrochener Binde auf den Hinterflügeln

Rostfarbiger Dickkopffalter
(Ochlodes sylvanus)

Ein häufiger Dickkopffalter auf Blüten am Wegesrand

Rotbraunes Ochsenauge
(Pyronia tithonus)

Eine wärmeliebende Art unter unseren drei Ochsenaugen

Rotklee-Bläuling
(Polyommatus semiargus)

Ein häufiger Bläuling auf rotem Klee

Schachbrett
(Melanargia galathea)

Ein weiß-schwarzer Tagfalter, der seinen Namen von einem Brettspiel hat

Schornsteinfeger
(Aphantopus hyperantus)

Der unscheinbare Tagfalter an Wald- und Wegesrand

Schwalbenschwanz
(Papilio machaon)

Einer der größten und schönsten Tagfalter Deutschlands

Silberfleck-Perlmutterfalter
(Boloria euphrosyne)

Veilchenfreund in dere Nähe von Wäldern und an Waldrändern

Tagpfauenauge
(Inachis io)

Einer der schönsten Tagfalter Deutschlands

Wachtelweizen-Scheckenfalter
(Melitaea athalia)

Ein braun-orange gefleckter Tagfalter auf frischen Wiesen und Waldlichtungen

Waldbrettspiel
(Pararge aegeria)

Der typische Tagfalter auf sonnigen Lichtungen in Wäldern

Wegerich-Scheckenfalter
(Melitaea cinxia)

Ein orangebrauner Scheckenfalter mit Vorliebe für magere Lebensräume

Weißbindiges Wiesenvögelchen
(Coenonympha arcania)

Ein schreckhafter kleiner Augenfalter der Saumstrukturen

Zitronenfalter
(Gonepteryx rhamni)

Langlebiger Frühlingsbote, der harten Wintern trotzt


Fliegen in diesem Lebensraum

Amphibien & Reptilien in diesem Lebensraum

Orchideen in diesem Lebensraum

Säugetiere in diesem Lebensraum

Heuschrecken in diesem Lebensraum

Wanzen in diesem Lebensraum

Typische Arten

(Phytocoris varipes)

Weichwanzenart mit kräftigen Hinterschenkeln

Ginster-Baumwanze
(Piezodorus lituratus)

Eine schöne Baumwanze, welche man regelmäßig auf Besenginster findet

Krummfühlerwanze
(Alydus calcaratus)

Einziger Vertreter seiner Wanzenfamilie in Deutschland

Luzernen-Zierwanze
(Adelphocoris lineolatus)

Häufige langgestreckte Weichwanze auf Leguminosen

Rote Mordwanze
(Rhynocoris iracundus)

Große, rot-schwarze Wanze an sonnigen und warmen Standorten



Weitere Arten

(Holcostethus strictus)

Baumwanze mit markanten Fühlern

(Orthops kalmii)

Kleine bunte Weichwanze auf Doldenblüten

(Stenotus binotatus)

Gelblich-grüne Weichwanzenart an Süßgräsern

(Stictopleurus abutilon)

Glasflügelwanze an offenen, warmen Standorten

Beerenwanze
(Dolycoris baccarum)

Eine häufige Wanze mit deutlicher Behaarung

Gelbsaum-Zierwanze
(Adelphocoris seticornis)

Dunkle Wanze mit hellem Flügelrand.

Gemeine Getreidewanze
(Eurygaster maura)

Häufige Wanze mit langem Rückenschild

Gemeine Wiesenwanze
(Lygus pratensis)

Häufige Wanzenart in vielen warmen Lebensräumen

Knappe
(Spilostethus saxatilis)

Rote Bodenwanzenart aus südlichen Regionen

Purpur-Fruchtwanze
(Carpocoris purpureipennis)

Bräunlich rotbraun gefärbte Wanze auf Doldenblüten

Streifenwanze
(Graphosoma lineatum)

Hemische Wanzenart mit unverwechselbarer rot-schwarzer Färbung

Zimtwanze
(Corizus hyoscyami)

Auffällige rot-schwarze Wanze mit Zimtgeruch

Zweizähnige Dornwanze
(Picromerus bidens)

Häufiger Schädlingsvertilger mit spitzen Halsschildecken


Referenzlisten:

Natura2000: Richtlinie 92/43/EWG des Rates vom 21. Mai 1992 zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie der wildlebenden Tiere und Pflanzen

EUNIS 2021/22: European Nature Information System (EUNIS; deutsch Europäisches Naturinformationssystem). EUNIS marine habitat classification (Updated version March 2022), EUNIS terrestrial classification (Updated 2021)

EuroVegChecklist: Bergmeier E. (2020) & Mucina et al. (2016)

Bergmeier E. (2020): Die Vegetation Deutschlands – eine vergleichende Übersicht der Klassen, Ordnungen und Verbände auf Grundlage der EuroVegChecklist. Tuexenia 40: 19–32.

Mucina L., H. Bültmann, K. Dierßen, J.-P. Theurillat, T. Raus, A. C arni, K. Š umberová, W. Willner, J. Dengler, R. Gavilán García, M. Chytrý, M. Hájek, R. Di Pietro, D. Iakushenko, J. Pallas, F.J.A. Daniëls, E. Bergmeier, A. Santos Guerra, N. Ermakov, M. Valachovic , J.H.J. Schaminée, T. Lysenko, Y.P. Didukh, S. Pignatti, J.S. Rodwell, J. Capelo, H.E. Weber, A. Solomeshch, P. Dimopoulos, C. Aguiar, S.M. Hennekens & L. Tichý (2016): Vegetation of Europe: hierarchical floristic classification system of vascular plant, bryophyte, lichen, and algal communities. Applied Vegetation Science, Vol. 19, Supplement 1: 1-264.

Ellenberg, H. & Leuschner, C. (2010): Vegetation Mitteleuropas mit den Alpen, 6. Aufl., Stuttgart: 1357 S.

Delarze R., Gonseth Y., Eggenberg S., Vust M. (2015): Lebensräume der Schweiz. Ökologie - Gefährdung - Kennarten. 3. Auflage 2015. 456 Seiten.

Finck, P., Heinze, S., Raths, U., Riecken, U., Ssymank, A. (2017): Rote Liste der gefährdeten Biotoptypen Deutschlands – dritte fortgeschriebene Fassung 2017. Naturschutz und Biologische Vielfalt 156, 460 S.

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Referenzlisten

Bezüge zu anderen Listen:
Ellenberg & Leuschner (2010) 5.1.2.1
Finck et al. (2017) 10.04, 40.03, 40.05
EUNIS 2021/22 S33, S42
EuroVeg-Checklist 11CH02D
Delarze et al. (2015)
Natura 2000 4030
Häufigkeit mittel

Online: https://www.deutschlands-natur.de/lebensraeume/heide-und-buschvegetation/trockene-europaeische-heiden/
Datum: 19.03.2024
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