Pfeifengraswiesen
Das Blaue Pfeifengras (Molinia caerulea, Foto: schmale Ähre links der Bildmitte) gibt aufgrund seines dominanten Auftretens diesem Lebensraum seinen Namen. Pfeifengraswiesen können sowohl auf sauren, als auch auf basischen Böden wachsen, wobei die Standorte nicht selten recht feucht sind.
Dieser Lebensraum ist durch eine sehr extensive landwirtschaftliche Nutzung, d.h. wenige Mahdtermine im Jahr und keine Düngung entstanden. Das Pfeifengras ist zwar ein schlechtes Futtergras, aber ein gutes Streugras, deshalb wurden Pfeifengraswiesen vor allem in Süddeutschland sehr spät im Jahr gemäht um Einstreu für die Viehställe zu gewinnen. In anderen Regionen wurden die Wiesen aber auch zur Heugewinnung genutzt. Diese Nutzung ermöglicht es vielen Blütenpflanzen zur Blüte und Samenreife zu gelangen und Pfeifengraswiesen gehören dadurch zu den artenreichsten Grünland-Lebensräumen in Deutschland.
Neben dem Pfeifengras wachsen auch verschiedene Binsen- und Seggenarten auf diesen Wiesen. Die Ausstattung mit Blütenpflanzen ist je nach Bodenbeschaffenheit und Region variabel. Beispielhaft können als typische Arten Gewöhnlicher Teufelsabbiß (Succisa pratensis), Großer Wiesenknopf (Sanguisorba officinalis, Foto "rote Kugeln"), Heilziest (Stachys officinalis, Foto rosa Blütenstand) und Sumpf-Ständelwurz (Epipactis palustris, weiß, rechts der Bildmitte) genannt werden. Im Alpenraum tragen auch Enziane, wie der Lungenenzian (Gentiana pneumonanthe) oder der Schwalbenwurzenzian (Gentiana asclepiadea) zur Farbenbracht der Pfeifengraswiesen bei.
Pfeifengraswiesen können auch aufgrund ihres Blütenreichtums für viele Insektenarten wichtige Lebensräume darstellen. Z.B. die seltenen Tagfalterarten Dunkler Wiesenknopf-Ameisen-Bläuling (Maculinea nausithous, Foto, links der Bildmitte), Goldener Scheckenfalter (Euphydryas aurinia), Großer Feuerfalter (Lycaena dispar) oder Heller Wiesenknopf-Ameisen-Bläuling (Maculinea teleius).
Bildergalerie von typischen Pflanzenarten in diesem Lebensraum
Verbreitung
Pfeifengraswiesen finden sich v. a. im Süden und Osten Deutschlands. Sie haben ihren Verbreitungsschwerpunkt zum einen im Bereich der Mecklenburgischen Seenplatte und den Mittelbrandenburgischen Niederungen, zum anderen im bayerischen Voralpenland.
Natura 2000 Lebensraumtyp
Dieser Biotoptyp ist ein europaweit besonders geschützter Lebensraum! Natura 2000 - Code: 6410
"Pfeifengraswiesen" sind ein eigenständiger Lebensraumtyp, der auf Anhang I der FFH-Richtlinie gelistet ist.
© Verbreitungskarte. Quelle: BfN/BMUB 2019: Nationaler Bericht Deutschlands nach Art. 17 FFH-Richtlinie; basierend auf Daten der Länder und des Bundes. Datengrundlage: Verbreitungsdaten der Bundesländer und des BfN.
Gefährdung
Pfeifengraswiesen sind sowohl durch Nutzungsintensivierung, als auch durch Aufgabe der Nutzung gefährdet. Zum Erhalt dieses Lebensraumes sollte der Lebensraum daher idealerweise nach traditioneller Art - einmal im Herbst - gemäht werden. In anderen Regionen stellt die ein- bis zweimalige Mahd, die typische Nutzungsweise dar. Oft wird beides heute jedoch nur noch als reine Naturschutzmaßnahme zu leisten sein, da die traditionelle Nutzung in der heutigen Landwirtschaft kaum noch von Interesse ist. Darüber hinaus reagiert dieser Lebensraum sehr empfindlich auf Nährstoffeintrag oder beispielsweise Trockenlegung des eher feuchten Untergrundes.
Besonderheiten
Der Name Pfeifengras für die dominierende Grasart rührt daher, dass die langen knotenfreien Halme zum reinigen der ebenfalls langen Tonpfeifen genutzt wurden.
Tagfalter in diesem Lebensraum
Typische Arten
Baldrian-Scheckenfalter
(Melitaea diamina)
6Ein dunkler Scheckenfalter, der von Baldrian lebt
Blaukernauge, Blauäugiger Waldportier
(Minois dryas)
Der dunkle Augenfalter mit den leuchtend blauen Augenflecken
Dunkler Wiesenknopf-Ameisen-Bläuling
(Maculinea nausithous)
Ein Tagfalter mit sehr enger Beziehung zu Ameisen
Goldener-Scheckenfalter
(Euphydryas aurinia)
Ein Falter auf mageren Standorten und empfindlicher Bioindikator
Großer Perlmutterfalter
(Argynnis aglaja)
Der größte Perlmutterfalter unter Deutschlands Tagfaltern
Großes Ochsenauge
(Maniola jurtina)
Ein häufiger Falter mit Augenfleck auf Wiesen und Säumen
Heller Wiesenknopf-Ameisen-Bläuling
(Maculinea teleius)
Ein seltener Bläuling auf Wiesenknopfwiesen
Natterwurz-Perlmutterfalter
(Boloria titania)
Fleißiger Blütenbesucher über Knöterichwiesen Süddeutschlands
Rapsweißling
(Pieris napi)
Der häufigste Weißling unter Deutschlands Tagfaltern
Rostfarbiger Dickkopffalter
(Ochlodes sylvanus)
Ein häufiger Dickkopffalter auf Blüten am Wegesrand
Schwalbenschwanz
(Papilio machaon)
Einer der größten und schönsten Tagfalter Deutschlands
Spiegelfleck-Dickkopffalter
(Heteropterus morpheus)
Dunkler Dickkopffalter mit auffälligen Flügelunterseiten
Weitere Arten
Admiral
(Vanessa atalanta)
Einer unser schönsten großen Tagfalter
Argus-Bläuling
(Plebeius argus)
Ein kleiner Bläuling mit Dorn am Schienbein
Aurorafalter
(Anthocharis cardamines)
Ein Frühlingsbote mit leuchtend orangenen Flecken
Baumweißling
(Aporia crataegi)
Der seltene Weißling unter Deutschlands Tagfaltern
Blauschillernder Feuerfalter
(Lycaena helle)
Ein ebenso bunter wie sehr seltener Feuerfalter auf feuchten Wiesen und Brachen
Braunfleckiger-Perlmutterfalter
(Boloria selene)
Ein noch regelmäßiger Gast auf feuchten und mageren Wiesen in Deutschland
Braunkolbiger Dickkopffalter
(Thymelicus sylvestris)
Ein dickköpfiger Tagfalter mit braunen Fühlerspitzen
Distelfalter
(Vanessa cardui)
Der Wanderfalter unter Alpenüberquerer unter unseren Tagfaltern
Feuriger Perlmutterfalter
(Argynnis adippe)
Der Permutterfalter der lichten Wälder und Waldränder
Flockenblumen-Scheckenfalter
(Melitaea phoebe)
Wärmeliebender Scheckenfalter auf trockenen Wiesen in Süddeutschland
Gelbwürfeliger Dickkopffalter
(Carterocephalus palaemon)
Ein kleiner, flinker Dickkopffalter in sonnigen Gegenden
Gemeiner Bläuling
(Polyommatus icarus)
Einer der häufigsten Bläulinge in Deutschland
Goldene Acht, Kleegelbling
(Colias hyale)
Ein Tagfalter mit einer Zahl auf dem Hinterflügel
Großer Feuerfalter
(Lycaena dispar)
Ein hübscher Tagfalter auf feuchten Wiesen, der international geschützt ist
Großer Kohlweißling
(Pieris brassicae)
Ein großer weißer Schmetterling mit Vorliebe für Kohlpflanzen
Großes Wiesenvögelchen
(Coenonympha tullia)
Seltene Falterarten in moorigen Biotopen
Grüner Zipfelfalter
(Callophrys rubi)
Ein schimmernder Smaragd unter unseren Tagfaltern
Himmelblauer Bläuling
(Polyommatus bellargus)
Ein kleiner Tagfalter mit himmelblauen Flügeloberseiten
Hochmoor-Perlmutterfalter
(Boloria aquilonaris)
Ein seltener, oranger Tagfalter in Sümpfen und Hochmooren
Idas-Bläuling
(Plebeius idas)
Seltener Bläuling in Begleitung von Ameisen
Karstweißling
(Pieris mannii)
Ein Zuwanderer unter den Weißlingen mit Hauptverbreitung im Mittelmeergebiet.
Kleiner Fuchs
(Aglais urticae)
4Ein Fuchs unter unteren heimischen Tagfaltern
Kleiner Kohlweißling
(Pieris rapae)
Ein mittelgroßer Weißling mit Vorliebe für Kohlarten
Kleiner Perlmutterfalter
(Issoria lathonia)
Ein wanderfreudiger Perlmutterfalter, der auch in extensiven Agrarlandschaften sein Zuhause hat
Kleines Wiesenvögelchen
(Coenonympha pamphilus)
Einer unserer häufigsten Falter in Graslebensräumen - das Kleine Wiesenvögelchen
Kronwicken-Dickkopffalter
(Erynnis tages)
Ein dunkler Dickkopf auf Magerrasen
Kurzschwänziger Bläuling
(Cupido argiades)
Einer kleiner Bläuling mit großer Ausbreitungsfreude
Landkärtchen
(Araschnia levana)
Der einheimische Tagfalter mit den zwei Gesichtern
Lilagold-Feuerfalter
(Lycaena hippothoe)
Ein funkelnder Tagfalter auf ungedüngten Wiesen der Mittelgebirge
Mädesüß-Perlmutterfalter
(Brenthis ino)
Ein Tagfalter der feuchten Wiesentälern mit hübscher Flügelunterseite
Malven-Dickkopffalter
(Carcharodus alceae)
Ein wärmeliebender und unscheinbarer Dickkopffalter
Postillon, Wander-Gelbling
(Colias croceus)
Ein wanderfreudiger, gelber Falter
Quendel-Ameisenbläuling
(Maculinea arion)
Ein seltener und großer Bläuling mit ungewöhnlichem Lebenszyklus
Reals Schmalflügel-Weißling
(Leptidea reali)
Unscheinbarer Weißling mit sehr ähnlichem Verwandten
Reseda-Weißling
(Pontia edusa)
Ein wanderfreudiger Neuankömmling unter den heimischen Weißlingen
Rotklee-Bläuling
(Polyommatus semiargus)
Ein häufiger Bläuling auf rotem Klee
Rundaugen-Mohrenfalter
(Erebia medusa)
Früh im Jahr fliegender Mohrenfalter
Schachbrett
(Melanargia galathea)
Ein weiß-schwarzer Tagfalter, der seinen Namen von einem Brettspiel hat
Schornsteinfeger
(Aphantopus hyperantus)
Der unscheinbare Tagfalter an Wald- und Wegesrand
Schwarzkolbiger Braundickkopffalter
(Thymelicus lineola)
Ein orangfarbener Dickkopffalter mit schwarzen Fühlerkolben
Senfweisling
(Leptidea sinapis)
Ein kleiner Weißling mit ähnlicher Schwesterart in Deutschland
Silberfleck-Perlmutterfalter
(Boloria euphrosyne)
Veilchenfreund in dere Nähe von Wäldern und an Waldrändern
Silbergrüner Bläuling
(Polyommatus coridon)
Einer unserer größten und schönsten Bläulingsarten
Storchschnabel-Bläuling
(Aricia eumedon)
Ein dunkler Bläuling auf Storchschnabelwiesen
Wachtelweizen-Scheckenfalter
(Melitaea athalia)
Ein braun-orange gefleckter Tagfalter auf frischen Wiesen und Waldlichtungen
Wegerich-Scheckenfalter
(Melitaea cinxia)
Ein orangebrauner Scheckenfalter mit Vorliebe für magere Lebensräume
Weißbindiges Wiesenvögelchen
(Coenonympha arcania)
Ein schreckhafter kleiner Augenfalter der Saumstrukturen
Weißdolch-Bläuling
(Polyommatus damon)
Ein seltener Bläuling mit auffälligem Strich auf den Hinterflügeln
Westlicher Scheckenfalter
(Melitaea parthenoides)
Sehr seltener Scheckenfalter mit Reliktvorkommen im Westen und Süden Deutschlands
Wundklee-Bläuling
(Polyommatus dorylas)
Ein seltener Bläuling auf Magerrasen, der Wundklee mag
Zitronenfalter
(Gonepteryx rhamni)
Langlebiger Frühlingsbote, der harten Wintern trotzt
Zwerg-Bläuling
(Cupido minimus)
2Der Zwerg unter den heimischen Tagfaltern
Fliegen in diesem Lebensraum
Amphibien & Reptilien in diesem Lebensraum
Orchideen in diesem Lebensraum
Säugetiere in diesem Lebensraum
Heuschrecken in diesem Lebensraum
Wanzen in diesem Lebensraum
Referenzlisten: