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Mauern mit lockerem Bewuchs

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Mauern mit lockerem Bewuchs

Steinmauern können einen wertvollen Lebensraum darstellen, auch wenn sie künstlich durch Menschenhand entstanden sind. Entscheidend ist, dass die Steine der Mauern nicht mit Mörtel fest verbacken, sondern lose aufeinander gestapelt sind oder zumindest in vielen Bereichen Lücken und Spalten vorhanden sind - man spricht auch von Trockenmauern. Dann erinnern Mauern in ihrem Nischenangebot und Kleinklima an natürliche Felsformationen, welche in den meisten Regionen eher selten auftreten. Entsprechend sind die kleinklimatischen Bedingungen: meistens sonnenexponierte Flächen mit starker Aufwärmung und guter Wärmespeicherung. Wasser und Erdboden für Pflanzenwuchs sind Mangelware.

Die Pflanzengesellschaften an Mauern sind dann durchaus ähnlich, wie die an Felsen oder auf Felskuppen. Charakteristisch sind z.B. die auf dem Foto zu sehenden Farnart Mauerraute (Asplenium ruta-muraria, Foto links oben), Gelber Lerchensporn (Pseudofumaria lutea, rechts unten) und vor allem das Zimbelkraut (Cymbalaria muralis, links unten) mit rosa-violetten Blüten. Darüber hinaus z.B. die Farnarten Gewöhnlicher Tüpfelfarn (Polypodium vulgare), Braunstieliger Streifenfarn (Asplenium trichomanes), Schwarzer Streifenfarn (Asplenium adiantum-nigrum). Als höhere Pflanzenarten kann man verschiedene Mauerpfeffer-Arten (z.B. Sedum acre, Sedum album, Sedum telephium, Sedum dasyphyllum), sowie Felsenleimkraut (Silene rupestris) und Trauben-Steinbrech (Saxifraga paniculata) noch nennen.

Auch Tiere nutzen Mauern. Insekten wie Bienen und Wespenarten können in Rizzen oder Lücken ihre Brutröhren anlegen. Typische Wirbeltiere wären Mauereidechse, Zauneidechse und Glattnatter. Selbst Amphibien können größere Lücken in den Mauern als Unterschlupf nutzen.

Bildergalerie von typischen Pflanzenarten in diesem Lebensraum

Braunstieliger Streifenfarn

Verbreitung

Überall in Deutschland.

Gefährdung

Mauern sind durch Verfall oder Restauration gefährdet. Im ersten Fall gehen irgendwann die freien wärmebegünstigten Flächen verloren und die Mauer wächst zu, in letztem Fall fehlen die entscheidenden Ritzen und Fugen, die das Leben der Pflanzen und Tiere ermöglichen.

Besonderheiten

Trockenmauern wurden 2016 zum Biotop des Jahres gewählt.

Tagfalter in diesem Lebensraum

Amphibien & Reptilien in diesem Lebensraum

Heuschrecken in diesem Lebensraum

Referenzlisten:

Natura2000: Richtlinie 92/43/EWG des Rates vom 21. Mai 1992 zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie der wildlebenden Tiere und Pflanzen

EUNIS 2021/22: European Nature Information System (EUNIS; deutsch Europäisches Naturinformationssystem). EUNIS marine habitat classification (Updated version March 2022), EUNIS terrestrial classification (Updated 2021)

EuroVegChecklist: Bergmeier E. (2020) & Mucina et al. (2016)

Bergmeier E. (2020): Die Vegetation Deutschlands – eine vergleichende Übersicht der Klassen, Ordnungen und Verbände auf Grundlage der EuroVegChecklist. Tuexenia 40: 19–32.

Mucina L., H. Bültmann, K. Dierßen, J.-P. Theurillat, T. Raus, A. C arni, K. Š umberová, W. Willner, J. Dengler, R. Gavilán García, M. Chytrý, M. Hájek, R. Di Pietro, D. Iakushenko, J. Pallas, F.J.A. Daniëls, E. Bergmeier, A. Santos Guerra, N. Ermakov, M. Valachovic , J.H.J. Schaminée, T. Lysenko, Y.P. Didukh, S. Pignatti, J.S. Rodwell, J. Capelo, H.E. Weber, A. Solomeshch, P. Dimopoulos, C. Aguiar, S.M. Hennekens & L. Tichý (2016): Vegetation of Europe: hierarchical floristic classification system of vascular plant, bryophyte, lichen, and algal communities. Applied Vegetation Science, Vol. 19, Supplement 1: 1-264.

Ellenberg, H. & Leuschner, C. (2010): Vegetation Mitteleuropas mit den Alpen, 6. Aufl., Stuttgart: 1357 S.

Delarze R., Gonseth Y., Eggenberg S., Vust M. (2015): Lebensräume der Schweiz. Ökologie - Gefährdung - Kennarten. 3. Auflage 2015. 456 Seiten.

Finck, P., Heinze, S., Raths, U., Riecken, U., Ssymank, A. (2017): Rote Liste der gefährdeten Biotoptypen Deutschlands – dritte fortgeschriebene Fassung 2017. Naturschutz und Biologische Vielfalt 156, 460 S.

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Referenzlisten

Bezüge zu anderen Listen:
Ellenberg & Leuschner (2010) 4.2.3.1
Finck et al. (2017) 32.05, 53.02
EUNIS 2021/22
EuroVeg-Checklist 12KD01A
Delarze et al. (2015) 7.2.1.
Natura 2000
Häufigkeit sehr häufig

Höhenverbreitung


Online: https://www.deutschlands-natur.de/lebensraeume/anthropogen/steinmauern/
Datum: 19.03.2024
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